𝟎𝟐

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Roxy

„Mum!", rief ich, lief auf sie zu und schloss sie in meine Arme. Am liebsten würde ich sie nie wieder loslassen.
Nat hingegen begrüßte erst meinen Vater, den ich auch umarmte, nachdem ich meine Mutter fast erdrückt hatte.

„Kinder, wie gehen jetzt rein und dann könnt ihr euch verabschieden.", erklärte unser Dad.
Ich verstehe ihren Entschluss immer noch nicht, aber ich möchte mich auch nicht streiten.

„Hey Oma." Nat und ich schlangen gleichzeitig unsere Arme um sie.
„Hey, ihr Lieben." Sie sah sehr schlapp und müde aus. Dunkle Augenringe zierten ihr Gesicht. Außerdem waren ihren Augen nur halb geöffnet.

Mein Vater drückte sanft ihre Hand und setzte sich daraufhin auf den Stuhl, der neben dem Bett stand.
Nat und ich lehnten uns an die Wand und meine Mutter stand hinter meinem Vater.
Für ihn war es trotzdem am schwersten. Es ist schließlich seine Mutter.
Es ist still. Keiner traute sich was zu sagen.

„Wieso redet denn keiner?", krächzte Oma. Es brach mir das Herz. Sie so zu sehen ist schlimm und das wusste sie selber.
Trotz allem möchte sie, dass wir dabei sind, wenn die von uns geht.
Die Stille wurde aufgelöst, als meine Eltern anfingen zu erzählen.
Während Nat pausenlos auf ihr Handy schaute, war ich still und blickte aus dem Fenster.

Das Altersheim war etwas abgelegen, sodass der ganze Stadtverkehr die Bewohner nicht störte.
Es war echt schön hier. Die Bewohner konnten jeder Zeit in einen schönen Garten gehen, aber hatten auch drinnen viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Außerdem sind die Pflegekräfte sehr freundlich!
Auch, wenn es abgelegen war, konnte man den Kindergarten erkennen, den Heather und ich zusammen besucht haben.
Oder die Kirche, wo wir beide konfirmiert wurden.

„Mit wem schreibst du denn da?", wendetet ich mich zu meiner Schwester, die schon die ganze Zeit in ihr Handy lächelte.
Auf einmal drehte sie es von mir weg.„Mit niemanden!" Man konnte erkennen wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ich hob einer meiner Augenbrauen, um ihr zu signalisieren, dass ihr nicht glaubte.
„Na Gut, es ist Kaiden."

„Ich wusste es!" Ich grinste sie wissend an.
Die beiden waren schon länger ineinander verschossen, aber trauen sich beide einfach nicht den ersten Schritt zu machen.
„Sag es bitte niemanden und sprich Kaiden nicht an.", flehte Nat. „Er weiß noch nicht, dass ich in ihn verliebt bin."

„Okay, versprochen." Ein Grinsen konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen.

„Ich würde gerne mit meiner jüngsten Enkelin reden.", sprach auf einmal Oma.
Meine roten Locken fielen mir ins Gesicht als ich meine Augen auf sie richtete.
Nat und meine Eltern verließen das Zimmer, woraufhin ich mich auf den Stuhl setzte und sofort nach ihrer Hand griff.

Meine roten Haare und meine Sommersprossen hatte ich ganz sicher von ihr geerbt.
„Mein Kind.", fing sie an. „Wenn ich nicht da bin, bleibst du stark, ja?"
Stumm nickte ich, dabei versuchte ich mir meine aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
„Ich weiß, dass du etwas besonderes bist. Zeige dich, Roxy. Zeig wer du wirklich bist und lass dich nicht unterkriegen! Ich kenne doch meine Enkelin."
Ich werde sie unfassbar vermissen. Sie war immer für mich da und ich werde auf jeden Fall ihren Apfelkuchen vermissen, den keiner so gut backen konnte, wie sie.

„Trauer nicht so lange um mich. Streite dich auch nicht mit deiner Schwester. Du schaffst das. Außerdem sind es nur noch zwei Jahre, dann bist du fertig mit der Schule.", versuchte sie mich aufzumuntern und wischte mir die Träne weg, die mein Auge verließ.
„Du sagst das so leicht.", schluchzte ich. „Es fühlte sich an, als würden die Tage in Zeitlupe vergehen."

𝐄𝐧𝐝𝐥𝐞𝐬𝐬 𝐋𝐨𝐯𝐞 - 𝐑𝐨𝐱𝐲 & 𝐇𝐮𝐧𝐭𝐞𝐫 حيث تعيش القصص. اكتشف الآن