❄︎ 𝟷 ❄︎

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𝟷. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎

Er atmete bewusst aus seinem Mund aus. Sofort konnte er seinen entweichenden Atem in der Luft gefrieren sehen. „Sei mutig. Es wird gut werden," sprach er sich in Gedanken selbst Mut zu. Dann drückte er mit Kraft gegen den eisernen Türgriff.
Die Tür war schwerer als er gedacht hatte.
Er vernahm ein metallisches Kratzen, als ein eingeklemmter Stein über die metallene Fassung der Tür glitt. „Dies erklärte einiges" dachte er bei sich und trat ein.

Der Geruch von Beton und frisch gebackenen Keksen kroch ihm in die Nase. Sofort kamen ihm seine Kindheit in Erinnerung, in der er zur Weihnachtszeit oft dabei geholfen hatte, frisch gebackene Butterplätzchen zu verzieren. Obwohl der Geruch des Steines unangenehm war, weckte der Plätzchen-Geruch Sympathie in ihm.

Gestärkt durch den Gefühlswandel ging er weiter. Für einen kurzen Moment blickte er zurück zur geschlossenen Wohnungstür und wunderte sich, warum noch niemand einen Blick auf den Neuankömmling gewagt hatte.

„Vielleicht liegt es auch nur an meiner unscheinbaren Form. Schließlich scheint mich bis jetzt niemand bemerkt zu haben. Vielleicht ist es auch kulturell bedingt, dass sich niemand bei mir vorgestellt hat oder es ist alltäglich, das ein unbekanntes Gesicht sich durch das Wohnhaus schleicht", erklärt er sich.

Teilweise war er zufrieden damit gewesen, dass ihm Raum gegeben wurde, doch tief in seinem Inneren hatte er sich doch zumindest eine freundliche Begrüßung durch einen Nachbarn gewünscht. Andererseits hatte ihn John vorgewarnt, dass seine Nachbarn sehr speziell waren. Vielleicht war es doch besser, wenn er keinem der Anwohner begegnete. Er schüttelte seinen Kopf, überrascht über seinen pessimistischen Gedankengang und richtete seinen Fokus wieder auf den Weg vor ihm. Dieser glänzte im sie anstrahlenden Licht weiß und erinnerte ihn an den frischgefallenen Schnee im Januar. Kurz darauf lief er auch schon vorbei an der Lichtquelle, einem großflächigen Fenster.

Weiße Papierschneeflocken zierten die Scheiben und warfen leichte Schatten an die gegenüberliegende Wand.
John schmunzelte - dieser Wohnungsblock schien schon in voller Weihnachtsstimmung zu sein. Sein inneres Kind wünschte sich Teil dieser kindlichen Freude zu sein, doch sein gegenwärtiges Ich war sich der Unmöglichkeit dieses Wunsches bewusst. Er würde nie wieder dieses Gefühl von kindlicher Freude an einem Weihnachtsabend empfinden. Zumindest nicht in dieser Intensität, schon er in Gedanken hinterher.

Ein kühler Luftzug kam ihm entgegen und brachte ihn zurück in die Wirklichkeit.
Ihm fiel auf, dass diese Luft fast schon zu kalt für das Innere eines Gebäudes war und wunderte sich, ob ein Fenster offen geblieben war.

An der Wand neben der ersten Wohnung befanden sich Abdrücke von Kinderhänden.
Sein Blick fiel auf die Holztür. Ein angekratztes goldenes Schild hing etwas schief an der rot gestrichenen Holztür. Es zeigte ihm, dass dies die Wohnung mit der Nummer eins sei.
Für einen kurzen Moment fragte er sich in welcher Art von Familie das Kind, dass die Abdrücke hinterlassen hatte, angehörte.

Dann wurde seine Aufmerksamkeit auf die sanften Töne eines Klaviers gerichtet, welche durch die Tür an sein Ohr drangen.
Die vollen Klavierakkorde erfüllten das Treppenhaus mit einem Gefühl von Ruhe und Geborgenheit.

Die Reihenfolge der Begleitung schienen ihm bekannt vorzukommen, doch ihm kam bei bestem Willen nicht in den Sinn, woher er diese kannte. Da er immer noch nicht wusste, um welches Lied es sich handelte, blieb er mitten im Flur stehen.
Er blinzelte, als er versuchte herauszufinden, welches Lied hier gesungen wurde.
Zuerst kam ihm die Akkorde bekannt vor, doch nun, da die erste Zeile vorbei war, bemerke er, das er das Lied nicht kannte.

𝟸𝟺 𝚆𝚘𝚑𝚗𝚞𝚗𝚐𝚎𝚗 (𝟸) - 𝚎𝚒𝚗 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚔𝚊𝚕𝚎𝚗𝚍𝚎𝚛Where stories live. Discover now