❄︎ 𝟷𝟼 ❄︎

64 15 16
                                    

𝟷𝟼. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎

Noël schlenderte weiter durch den Flur, als er hinter sich laute, schnelle Schritte näherkommen hörte.

„Aus dem Weg! Ich habe schwer zu tragen", rief eine angestrengt klingende Frauenstimme. „Oder, wenn ich es mir recht überlege, bleib mal kurz stehen!"

Instinktiv tat Noël wie geheißen und verharrte auf der Stelle. Er wollte sich gerade umdrehen, als ein Schatten in sein Blickfeld fiel.

„Es ist ja wunderbar, dass ich dich treffe! Endlich kann mir die jemand abnehmen. Halt mal kurz!"

Noël sah in die großen, blauen Augen einer etwa zwanzigjährigen Frau. Sie schnaufte schwer, ihre Stirn lag vor Anstrengung in leichten Falten und in den Händen hielt sie eine dreistöckige Torte.

„Achtung, schwer! Bitte nicht fallenlassen und nicht wackeln!", sagte sie noch, dann drückte sie Noël das Brett, auf dem sie das zuckrige Ungetüm balancierte in die Hände.

Unter dem Gewicht der Torte sackten Noël fast die Beine weg. „Ähm", stammelte er.

„Ich nehme sie dir gleich wieder ab. Wirklich! Ich muss bloß schnell meinen Schlüssel finden und ich würde die Torte ungern auf dem Flur abstellen. Die Sauberkeit hier, überzeugt mich nicht." Die Frau kramte hektisch in ihrer schwarzen Handtasche und Noël fragte sich unweigerlich, wie man es schaffte in so einem kleinen Beutel, seinen Schlüsselbund zu übersehen. Er merkte, wie seine Arme lahm wurden. Verflixt, dachte er. Wie kann eine Torte denn so viel wiegen? Er betrachtete sie genauer.

Jedes Stockwerk des Kuchens war mit Fondant überzogen und wunderschön ausdekoriert. Das unterste sah aus wie ein rotes Geschenk, mit gelber Schleife, darüber standen Tannen und Schneemänner vor einer Winterlandschaft und direkt unter Noëls Nase endete das aus Zuckermasse geformte Geweih, das zum obersten Stock des Wunderwerkes gehörte, und das ein Rentier nachbildete.

„Ich hab' es gleich", sagte die Frau. „Aha, da ist der kleine Frechdachs ja!" Triumphierend hielt sie einen Schlüssel in die Luft, an dem ein kleiner, silberner Herzanhänger baumelte. Sie steckte ihn ins Schloss, drehte ihn geräuschvoll um, bis das Schloss knackte, stieß die Tür auf und nahm Noel die Torte aus den Händen. „Na dann. Vielen Dank für die Hilfe und noch eine schöne Weihnachtszeit", sagte sie und huschte in die Wohnung.

„Ebenso", entgegnete Noël, da fiel die Tür bereits zu. Sonderbar, dachte er, was sie wohl mit dieser riesigen Torte vorhat? Sie wird die ja kaum alleine essen können.
„Viel Spaß mit dem Kuchen und guten Appetit", rief er ihr laut hinterher.

***

In der Wohnung stellte Ella die Torte auf den Tisch ihrer kleinen Wohnung und machte das Licht an. Außer dem prachtvoll dekorierten Kuchen wies nichts darauf hin, dass momentan eine besondere Jahreszeit war.

Sie warf ihre kleine Handtasche in die Ecke, streifte ihre Winterschuhe ab und hing ihren dick gefütterten Mantel an die Garderobenhaken.

Mit großen Schritten durchquerte sie den Raum, griff nach einer Gurke, nahm das daneben bereit liegende Messer und schnitt zwei Scheiben ab. Dann wandte sie sich nach links und steckte die Stücke durch zwei Gitterstäbe. „Hier, Flecky und Fluffy", sagte sie. „Ihr sollt ja auch ein bisschen was zu naschen bekommen." Sofort kamen zwei Meerschweinchen quiekend aus ihrem Holzhaus geschossen und knabberten begierig an dem Gemüse.

„Bevor ihr fragt, es war schön bei Emily. Wir haben den ganzen Tag für die Torte gebracht, aber ist sie nicht toll geworden. Seit wir unser vorweihnachtliches Backritual vor fünf Jahren eingeführt haben, werden wir von Mal zu Mal besser. Nach den missglückten Muffins zu Beginn ist viel passiert." Ella hielt mit der einen Hand die Gurken fest und deutete mit der anderen hinter sich. „Ich musste Emily versprechen, dass ich die Torte dieses Mal nicht wieder allein esse und die Hälfte wegschmeißen. Aber ich weiß doch nicht, wen ich einladen kann. Wie schön es wäre, wenn Emily und ich gemeinsam feiern könnten, aber sie fährt wie immer zu ihrer Familie." Traurig beobachtete Ella die beiden Meerschweinchen, die in trauter Eintracht an dem Rest der einen Gurke mümmelten.

„Wenn ich doch auch jemanden hätte, mit dem ich mir mein Essen teilen könnte", seufzte Ella. „Oder mit dem ich gemeinsam Weihnachten feiern kann. Dann würde ich die Wohnung schmücken und einen Baum aufstellen. Könnte endlich wieder für jemand anderen Geschenke kaufen und einpacken. Es ist so schwierig, seit meine Eltern ausgewandert sind, und ich mich nach meinem Umzug von Jan getrennt habe."

„Oink, oink", machten die Meerschweinchen und Fluffy pocornte so heftig, dass bei ihren Sprüngen Streu auf Ellas Klamotten landete.

„Na immerhin ihr seid glücklich", konstatierte Ella, befreite ihre Hose mit leichte Klopfen von dem Streu und ging in die Küche, um sich einen Teller und ein langes Messer zu holen.

Dann betrachtete sie die Torte und setzte zu einem Schnitt an, der das Geweih des Rentiers in zwei Teile getrennt hätte. „Oink, oink", protestierten die Meerschweinchen lautstark.

„Wisst ihr was, ihr habt Recht!", befand Ella und legte die Klinge beiseite. „Diese Torte ist zu schade, um sie alleine zu essen."

Sie rückte einen Stuhl zurück und ließ sich darauf fallen. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte der junge Mann im Flur vorhin recht beeindruckt auf die Torte geschaut. Vielleicht würden sich ja auch andere Personen daran erfreuen und vielleicht ist die Weihnachtszeit genau der richtige Zeitpunkt, um endlich mal die Menschen im Haus kennenzulernen. „Was habe ich zu verlieren?", fragte sie laut. „Ich gebe ein Fest! Außer, dass keiner kommt, kann ja nichts passieren. Was meint ihr? Ich schmücke die Wohnung und lade alle Leute ein, die hier wohnen!"

„Oink, oink", antworteten die Meerschweinchen und hüpften euphorisch in ihrem Käfig umher.

„Dann soll es so sein!", rief Ella und schnappte sich einen Zettel und einen Stift. „Übermorgen Weihnachtsparty in Wohnung Nummer sechzehn!", notierte sie in Großbuchstaben und klatschte begeistert in die Hände. „Das hänge ich ins Treppenhaus. Oh, das wird toll und wir haben bis dahin noch viel zu organisieren! Ich kann es kaum erwarten, Weihnachtsdeko zu besorgen und die Wohnung darin erstrahlen zu lassen." Sie sprang auf und rannte zur Tür.

***

Hinter sich hörte Noël eine Tür auffliegen. Wow, die Leute hier sind echt ein verrückter Haufen, dachte er und setzte seinen Weg fort, ohne sich umzuwenden. Wenn die sich mal alle an einem Ort treffen, ist das Chaos bestimmt vorprogrammiert. Was wohl noch alles geschehen wird?

❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
𝙳𝚒𝚎 𝚆𝚎𝚒𝚑𝚗𝚊𝚌𝚑𝚝𝚜𝚝𝚘𝚛𝚝𝚎 𝚟𝚘𝚗 SvenjaFo
❄︎
𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎𝙳𝚒𝚎 𝚆𝚎𝚒𝚑𝚗𝚊𝚌𝚑𝚝𝚜𝚝𝚘𝚛𝚝𝚎 𝚟𝚘𝚗 SvenjaFo ❄︎𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

Ops! Esta imagem não segue nossas diretrizes de conteúdo. Para continuar a publicação, tente removê-la ou carregar outra.
𝟸𝟺 𝚆𝚘𝚑𝚗𝚞𝚗𝚐𝚎𝚗 (𝟸) - 𝚎𝚒𝚗 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚔𝚊𝚕𝚎𝚗𝚍𝚎𝚛Onde histórias criam vida. Descubra agora