Tränen und ganz persönliche Sonnenstrahlen

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Kai

Es fühlt sich immer noch komisch an, dass alles nun vor Josh auszubreiten, meine tiefsten Gedanken und all die schlechten Erfahrungen mit ihm zu teilen. Da, wo er noch keine Erfahrung gemacht hat, bin ich ihm etwas voraus. Doch nicht immer ist das etwas gutes.

Ich beginne mit meiner ersten Beziehung, wobei ich zu Beginn ein entscheidendes Detail unerwähnt lasse. Alles erzähle ich ihm. Das erste Gespräch mit meinen Eltern, die Freude meiner Mutter, meine Freundin endlich kennenzulernen und dann die bittere Erkenntnis, wie schnell sich alles ändern kann, als meine Eltern erfahren haben, dass meine Freundin ein Junge ist. Das Detail, was ich verheimlicht habe. Dass ich schwul bin.

„Danach war es nie mehr so wie früher. Meine Mutter bemühte sich es zu akzeptieren, meinte aber irgendwann finde ich ein tolles Mädchen. Und mein Vater ertränkte sich in Arbeit, ignorierte mich, um bloß allem, was mit meiner Sexualität zu tun hatte, aus dem Weg zu gehen. Ich war gerade einmal vierzehn Jahre alt, Josh. Und mein Vater verabscheute mich, meine Mutter wollte mich ändern. Eine Zeit, in der noch nicht mal ich selbst mich akzeptieren konnte und es gab außer Lexi und ihrer Familie niemanden, der für mich da war.“

Ich streiche mir eine Träne aus dem Augenwinkel und versuche meine Stimme wieder zu festigen.

Ich erzähle ihm, dass meine Eltern immer schon selten zuhause waren, es seitdem aber immer seltener wurde. Auch als die Beziehung schmerzhaft endete, gab es niemanden der mich verstand. Meine Mutter meinte nur wieder, dass es nicht schlimm sei, die nächste Beziehung würde mit einem Mädchen sein und dann wäre schon alles gut.

Ich spreche darüber, dass ich mit sechzehn so gut wie allein lebte und es niemanden interessiert hat, mit wem ich Kontakt hatte und wo ich abends gewesen bin.
Und dann komme ich zu Toby.

„Toby habe ich kennengelernt, als ich emotional am Ende war. Er hat mir gezeigt, was ich alles haben kann, was das Leben einem schenken kann. Er war deutlich älter, hatte eine eigene Wohnung, ein Auto. Wir haben unglaublich viel Zeit miteinander verbracht, haben viele Ausflüge gemacht. Damals dachte ich er wäre gut für mich. Ein Leben ohne ihn kam für mich nicht mehr in Frage. Wenn Toby da war, ging es mir gut und ohne ihn war ich bei meinem persönlichen Tiefpunkt.“

Josh hört aufmerksam zu, sieht mich an und streicht über meinen Handrücken. Es verwundert mich immer noch, dass es ihm nicht nur nichts ausmacht, wenn ich ihn berühre, sondern das es auch von ihm ausgeht. Es verwirrt mich und lässt gleichzeitig mein Herz um einiges schneller schlagen, als der normale Herzrhythmus sein sollte. Mein dummes Herz redet mir ein, es gäbe Hoffnung, dass er vielleicht genauso fühlt wie ich.

„Ich bin nach einem halben Jahr Beziehung zu ihm gezogen, wir verbrachten immer mehr Zeit zusammen. Gott, ich bin so unglaublich glücklich gewesen. Ich, ich wollte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Ich war gerade einmal siebzehn und dachte er wäre der Richtige. Und dann viel es mir auf: wie oft er sich irgendwo abstützte, weil ihm schwindelig war, wie oft er starke Kopfschmerzen bis zum Erbrechen hatte und er sagte immer es wäre alles in Ordnung. Bis er umkippte und die Treppe runter viel. Im Krankenhaus weigerte er sich, sich durchchecken zu lassen-

-Ich weiß es noch ganz genau. Er bat mich etwas zu Trinken zu holen, doch ich hatte mein Geld vergessen und habe gehört, wie er zu der Ärztin sagte, er hätte bereits seit Wochen eine Diagnose und es würde ihn nur zusätzlich Geld kosten. Toby war krebskrank und das in einem hohen Stadium. Aber als wäre das nicht das allerschlimmste, so schlug er jegliche Behandlung aus.“

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⏰ Last updated: Jan 04 ⏰

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Wenn Die Sonne Für Uns Scheint (Boyxboy)Where stories live. Discover now