.ೃ࿐ Januar❄️❄️❄️

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So peinlich es mir auch gewesen war, an diesem Abend, wo diese Worte einfach so aus mir herausgepurzelt waren. Am Ende sorgten sie dafür, dass etwas zwischen Beomgyu und mir entstand, das die Grenze von Freundschaft zu überschreiten begann. Wir trafen uns beinahe täglich, manchmal, um einfach in einem Café zu sitzen und zu reden, hin und wieder liefen wir auch nur durch winterliche Parks, meistens hatten wir dann Boa dabei. War das Wetter mies, gab es Videospiele oder einen gammeligen Seriennachmittag auf dem Sofa.

Es wurde zu etwas, das sich so selbstverständlich anfühlte, dass ich nicht einmal mehr darüber nachdachte, wenn ich ihm schrieb. Und die Erfahrungen im Theater hatten mir einen Menschen offenbart, den ich so bisher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Aber jetzt hatte ich ihn kennengelernt und der Beomgyu, der zum Spielball auf der Uni degradiert worden war, verblasste hinter dem jungen Kerl, den ich in ihm sah.

An diesem Mittwoch war Beomgyu erneut als Babysitter für Boa abgestellt und das Wetter war so eklig, dass niemand freiwillig vor die Tür wollte. Außerdem kränkelte die Kleine wohl, also beschlossen wir kurzerhand, uns bei ihm zu treffen.

Es war früher Nachmittag, als ich vor seiner Tür stand, es regnete und war eiskalt. Dafür schlug mir heimelige Wärme entgegen, kaum dass Beomgyu die Tür öffnete.

„Hi, ich - wow!" Leidlich überrascht starrte ich ihn an, während er nur grinste und mit den Schultern zuckte. Zu einer bequemen Jogginghose trug er dicke Socken, einen Schlabberpulli, aber nichts davon war ein Eyecatcher. Denn das waren seine Haare, die rechts und links in seinem Nacken zu zwei kleinen Pinselchen gebunden waren, wie bei einem Schulmädchen.

„Schau nicht so schockiert", meinte er, während er vor mir herlief. „Boa findet es prima, nicht wahr, Spätzchen?" Die Kleine hockte auf einem Spielteppich, mit einer ähnlichen Frisur und kräht jetzt ein fröhliches „Chuchu!"

„Ganz genau, ChuChu ist hier", kicherte Beomgyu, sodass ich ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf gab.

„Du nennst mich nicht, ChuChu. Wie war das? Cookie?"

Da drehte er sich lachend um. „Das stört mich nicht. Du weißt schon, warum sie mich Cookie nennen, hm? Weil ich so süß bin", gab er die Antwort gleich selbst und ich rollte mit den Augen.

„Ganz sicher."

Grinsend war Beomgyu weitermarschiert an die Küchenzeile, um Tee aufzusetzen. Auch das hatte sich eingebürgert. Wenn ich hier war, gab es immer Chai Latte. Heute drückte er mir allerdings nur meine Tasse in die Hand, dann riss er den Vorratsschrank auf und eine kleine Kartonverpackung landete vor meiner Nase.

„Was soll das sein?"

„Cookies", grinste er, worauf ich schnaubend die Packung gegen seine Stirn tippte. Er griff sie sich und nahm sie mir wieder weg.

„Nein, ernsthaft. Ich habe die letztes Mal im Laden gesehen und dachte, wie schwer kann das sein, hm? Ist eine Backmischung. Und sieht aus wie diese Chocolat-Chip Cookies, die wir im Café verkaufen. Hast du Lust?"

„Sie zu essen oder zu backen? Sehe ich aus, als könnte ich backen?"

Beomgyu kam einen Schritt näher, musterte mich verkniffen und stellte sich dann auch noch auf Zehenspitzen um mir geradewegs in die Augen zu sehen. „Nein", urteilte er und kippte wieder auf die Füße, „aber was nicht ist, kann ja noch werden."

„Du bist heute ganz schön frech." Ich packte ihn an einem seiner Haarschwänzchen und zog daran.

„Au!", dafür boxte er mich und für einen Moment lang kabbelten wir uns an der Küchenzeile, bevor er mich schnaufend wegschob. „Also was jetzt, backen?"

„Essen!", entschied ich.

Da drückte er mir die Packung in die Hand und nickte mir zu. „Dann lies wenigstens vor."

„Kann ich." Zufrieden lehnte ich mich an die Küchenzeile, las vor, was alles benötigt wurde, während Beomgyu alle Utensilien auf der kleinen Arbeitsfläche ausbreitete. Dann riss ich die Packung auf und wir überprüften was der Karton so hergab.

„Gut. Weiter vorlesen."

Das tat ich, ließ ihn den Teig rühren, reichte ihm die Chocolate Chips und schnappte mir die Schüssel, um Teig zu naschen, während Beomgyu ein Backblech herrichtete.

„Hey", schimpfte er dabei. „Hör auf den Teig so zu essen!"

„Ich hab doch nur probiert!", verteidigte ich mich, musste dann aber grinsen. „Schmeckt gut, schön schokoladig."

„Ach was. Gib her." Er nahm mir die Schüssel ab, verteilte Teigkleckse auf dem Blech - das sah alles recht gekonnt aus - bevor er mir die leere Schüssel wieder zurückgab.

„Die kannst du jetzt auslecken", meinte er dabei und ich schnappte mir grinsend den Schaber, um genau das zu tun.

Leidlich amüsiert beobachtete mich Beomgyu dabei. „Ich wusste gar nicht, dass du so eine Naschkatze bist."

Kostete mich nur ein Schulterzucken. „Du weißt so einiges von mir nicht."

„Mmh - willst du mich neugierig, oder dich interessant machen?"

Da musste ich lachen. „Vielleicht beides. Wirkt es?"

„In gewisser Weise." Beomgyu lachte ebenfalls, doch als ich etwas näher rückte schob er mich mit einem leichten Kopfschütteln wieder ein Stück von sich. „Schluss jetzt mit dem Blödsinn, in zwölf Minuten gibt es Cookies."

Da musste ich schon wieder grinsen. Und als er mit den Augen rollte, musste ich lachen.

Aber zwölf Minuten später war mir gar nicht mehr nach lachen zumute. Beomgyu hatte das Tablett mit den frisch gebackenen Keksen aus dem Ofen geholt. Wunderbarer Schokoladenduft hüllte uns ein und er schichtete die noch warmen Cookies auf einen flachen Teller, vom letzten brach er allerdings gleich ein Stück ab und hielt es mir hin. Da er es mir nicht in die Hand legte, sondern tatsächlich an den Mund hielt, versuchte ich vorsichtig abzubeißen. Sein Finger streifte meine Lippen, aber wenn ihm das unangenehm war, ließ er sich nicht anmerken.

Dafür schlug mein Herz schon wieder so schnell. Verdammt.

„Gut?", murmelte Beomgyu, sah mich dabei an und ich konnte mich einfach nicht mehr von diesen Augen losreißen. Sie kamen sonst hinter der Brille gar nicht zur Geltung, aber jetzt, wo er mir so nah war, fühlte ich mich wie unter einem Bann. Mein Gott, ob er auch nur im Entferntesten ahnte, was er hier gerade anrichtete? Seine Augen funkelten schelmisch, aber da war noch so viel mehr in dem warmen Samtbraun. Doch gerade, als in mir der Wunsch heranreifte, die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren, wandte er sich ab.

Langsam atmete ich aus.

„Noch ein Stück?" Damit hielt er mir ein weiteres, abgebrochenes Stück vor den Mund und ich zog es vorsichtig mit den Zähnen aus seinen Fingern, bevor ich noch mehr dummen Versuchungen erliegen konnte.

„Also - Ich warte immer noch auf dein Urteil. Gut?", fragte er wieder und lächelte schwach.

Mein Blick rutschte sekundenlang auf seine Lippen ab und kehrte zu den funkelnden Augen zurück.

„Ja. Sehr gut", brachte ich heiser heraus und sah rasch weg, als ich bemerkte, wie er schmunzelte. Alles war gut. Mit ihm hier zu sein, mit ihm zu reden, zu lachen, mit ihm Kekse zu backen. Ihn einfach nur anzusehen. Sollte ich das etwa so sagen? Fühlte er denn überhaupt irgendetwas von dem, was ich fühlte?

Die Art, wie er mit mir umging, wenn wir allein waren, war immer unbefangen, also war es schwer einzuschätzen, ob sich dahinter noch irgendeine andere Bedeutung verbarg. Und ich wiederum war bei weitem zu gehemmt, um ihn einfach danach zu fragen.

„Na, dann komm." Damit schnappte sich Beomgyu den Teller, kehrte zur Couch zurück und ließ sich zufrieden daraufplumpsen. Er klopfte grinsend neben sich und ich seufzte unhörbar, bevor ich der Einladung folgte.

.ೃ࿐ ❤

Lover = LoserOù les histoires vivent. Découvrez maintenant