KAPITEL ZWÖLF

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TAEHYUNG KONNTE NICHT leugnen, dass sich die Krone durchaus Mühe gegeben hatte, ein großes Fest zu Ehren ihres Besuches auszurichten. Ein riesiger Platz, jenseits der Schlossgärten, durch die er an diesem Morgen das erste Mal geschlendert war, war übersäht mit bunten Zelten, Musikern, Tänzern und lachenden Menschen. Es wurde reichlich Wein und Bier ausgeschenkt, an dem er sich bereits bedient hatte, ein großes Bankett lud zum Essen ein und auf einem Sandplatz in der Mitte des ganzen Festspektakels, fanden verschiedene Kämpfe und Attraktionen statt.

Taehyung schlenderte allein durch die Zeltreihen. Lediglich Yohan war bei ihm, folgte ihm mit wenig Abstand und behielt alles im Auge. Taehyung hatte sich nie sonderlich für Handwerk interessiert, selbst in Darent hatte ihn nie wirklich der Wunsch verfolgt, eines Tages Edan und Hoseok nachzueifern, und Schmied zu werden. Aber als er nun in den verschiedenen Zelten Handwerker sah, die ihre Waren vorstellten und zum Teil sogar vor Ort fertigten, verleitete ihn das mehrmals zum Stehenbleiben. Er beobachtete einen Sattler dabei, wie er die letzten fehlenden Handgriffe an einem Zaumzeug durchführte und jedem, der bei seinem Zelt stehenblieb, die Sättel anpries, die er verkaufte. Hätte er nicht bereits einen passenden Sattel für Mirage, hätte er dem Mann eine seiner guten Arbeiten abgekauft. Er schlenderte weiter, ließ sich von einer älteren Dame dazu überreden, einen frischen Roggenfladen mit allerlei Gewürzen zu probieren und begutachtete dann die Auswahl an Bögen, die ein Bogner verkaufte.

Es waren größtenteils Langbögen, aus Holz von Eiben und Eschen gefertigt. Taehyung griff nach einem der Bögen, einem besonders schönen Stück, der eine Sehne aus Brennesselfaser besaß, so erklärte es ihm der Bogner, der direkt zu ihm trat, als er Taehyungs Interesse bemerkte. Der Bogen fühlte sich gut in seiner Hand an, mit einem passenden Gewicht, aber Taehyung musste zugeben, dass er nicht sonderlich gerne schoss. Beim Schwertkampf hatten sie ihm keine Wahl gelassen und natürlich musste er auch zumindest bis zu einem gewissen Können das Bogenschießen beherrschen, aber es hatte ihn nie mit sonderlich viel Freude erfüllt. Außerdem musste er jedes Mal, wenn er einen Bogen in die Hand nahm und sich in die Grundstellung stellte, an Jimin denken, der ihm diese beigebracht hatte. Auf Jagden mit seinem Onkel und dem kirinischen Adel, kam er um den Einsatz eines Bogens jedoch nicht umher.

»Ihr habt einen hübschen Bogen ausgewählt, Eure Hoheit.«

»Hab ich das?«, erwiderte Taehyung und wandte sich zu dem jungen Mann, der zu ihm getreten war.

»Ich würde behaupten, dass Ihr damit grandios schießen würdet. Aber Ihr solltet auf die Auswahl der Pfeile achten, ich würde immer eine Truthahnfeder empfehlen.«

»Der gute Herr hat einen vorzüglichen Geschmack!«, mischte sich der Bogner ein, der sogleich nach hinten eilte, um einige Pfeile zu holen.

»Mit Truthahnfedern kann man gewiss nicht viel falsch machen, außer man schießt natürlich im Regen«, erwiderte Taehyung. »Aber eigentlich habe ich kein allzu großes Interesse am Bogenschießen. Wie steht es mit Euch? Seid ihr noch ein so guter Schütze wie einst, Sir?«

»Ihr schmeichelt mir.« Jimins Stimme war so weich, wie Taehyung sie all die Jahre in Erinnerung gehabt hatte. Aber auch Jimin war älter und seine Stimme tiefer geworden. Seine einst blonden Locken trug er nun kürzer und selbst unter dem Leder seiner Rüstung, waren Muskeln zu erahnen, die früher nicht dort gewesen waren.

»Ich war der Annahme euch beim gestrigen Festessen zu sehen.« Taehyung wusste, dass Yohan in seiner Nähe war und ihn beobachtete. Auch wenn er einige Fuß von ihnen entfernt stand, war sich Taehyung unsicher, ob er sie reden hörte, denn das laute Spiel einer Fieder erfüllte die Luft. Dennoch wollte er das Risiko nicht eingehen und als der Bogner dabei war zu ihnen zurückzukehren — dem Lächeln auf seinen Lippen nach zu folge, war er sich sicher, ein lukratives Geschäft abzuschließen — wartete Taehyung auf einen Augenblick in dem Yohan nur kurz seine Augen abwandte, und zog Jimin dann eilig hinter einige Zelte.

Die Ritter der Krone ‒ Der neue Thron | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now