Metamorphose - Kapitel 34

5 1 0
                                    


Metamorphose– Kapitel 34 –


Die Besprechung zog sich in die Länge, während das Team von seinen Erlebnissen berichtete. Anstrengend wurde es vor allem durch Dr. McKays ständige Unterbrechungen, da er alles ganz genau im Detail wissen wollte. Als sie zu der Stelle mit dem Antiker- Repositorium - oder Antikerstuhl - kamen und Sam berichtete, was sie hatten tun sollen, herrschte gespannte Stille im Raum. General Hammond warf besorgte Blicke auf sein Team, dennoch unterbrach er die Erzählungen nicht. Er wusste selbst, wie gefährlich das ganze Unterfangen gewesen sein musste.

Jack starrte auf seinen Block. Je länger er über den Antikerstuhl nachdachte, umso mehr hatte er das Gefühl, ihn schon einmal gesehen, nein, sogar schon einmal benutzt zu haben. Doch irgendwie kam ihm dieser Gedanke so verrückt vor, dass er alles für absurd hielt und es beiseiteschob.

„Colonel O'Neill", wandte sich General Hammond an ihn.

„Sir?", fragend sah er auf.

„Colonel O'Neill, Sie waren der erste, der den Stuhl benutzt hat?", fragte Hammond.

„Ja, Sir, ich hielt es für meine Pflicht, das zu tun", erklärte er und sah den General überrascht an, denn er wusste nicht, worauf Hammond hinaus wollte. Jack hatte das bisherige Gespräch nicht mitbekommen.

„Was ist geschehen, als Sie auf dem Antikerstuhl gesessen haben? Haben Sie noch Erinnerungen daran?", wollte General Hammond wissen.

„Genau kann ich es nicht mehr sagen, aber es war, als wären mein bisheriges Leben, meine Erinnerungen und alles, was mich ausmacht, durchleuchtet worden. Als wollten sie herausfinden, was für Absichten wir haben", erklärte Jack. Er rang nach den richtigen Worten, um zu erklären, was geschehen war.

„Gingen es Ihnen anderen auch so?", richtete der General die Frage jetzt an das restliche Team.

Sam, Daniel und Teal'c nickten.

Doch Jack hatte sich als einziger danach irgendwie anders gefühlt und nicht zu vergessen, seine Kopfschmerzen, die danach kurzzeitig aufgetreten waren. Er hatte es schon fast vergessen, und er wagte auch nicht, es zu erwähnen, bevor er wusste, was das Ganze zu bedeuten hatte. Doch bald würden die Veränderungen auch den anderen nicht mehr verborgen bleiben.

„... so haben wir unsere Fähigkeiten aufgegeben ...". Unterbewusst schnappte Jack den Wortfetzen von Sams Erzählung auf. Dass Teal'c um ein Haar hätte sterben können, verschwiegen sie besser. Manche Missionen waren gefährlicher als andere und diese gehörte eindeutig dazu.

„Nach dem wir alle Prüfungen überstanden hatten, offenbarte uns Melia, dass Jack das Antiker-Gen besitzt und aktiviert hat", führte Daniel den Bericht fort. „Desweiteren erhielten wir ein zweites ZPM", fügte er noch hinzu.

„Das sehe ich, meine Herren, aber was machen wir damit? Finden Sie so viel wie möglich heraus, die Zeit drängt", mahnte General Hammond.

„Wenn Sie erlauben, werden Daniel, Dr. McKay und ich weiter an einer Lösung arbeiten. Uns ist bewusst, wie ernst die Situation ist", antwortete Sam und hoffte, dass sich Rodney während ihrer Zusammenarbeit zusammenreißen würde, denn sonst würde es nicht nur zäh werden, sondern irgendwann Tote geben.

„Tun Sie das, Major, denn Sie wissen selbst, was auf dem Spiel steht. Wenn es sonst nichts mehr zu besprechen gibt, dann machen Sie sich an die Arbeit", beendete Hammond die Besprechung.

Das Team stand auf. Jack schnappte sich seinen Block und trottete hinaus. Der Colonel wollte helfen, aber ihm drängten sich immer neue Informationen und Bilder auf und so beschloss er, später bei seinem Team vorbei zuschauen. Sam, Daniel und Dr. McKay waren bereits gegangen und so wirkte der Flur wie ausgestorben.

„O'Neill", Jack wirbelte herum, als er Teal'cs besorgte Stimme hinter sich vernahm.

„Teal'c, was gibt's?", versuchte er so lässig wie immer zu klingen.

„Sag du es mir, mein Freund; du warst so ungewöhnlich still in der Besprechung", entgegnete der Jaffa. Er war aufmerksamer als Jack vermutet hatte und er wusste, er würde seinen Freund nicht täuschen können, dafür kannten sie sich zu gut.

„Keine Ahnung, etwas müde...", antwortete der Colonel ausweichend. Er konnte es zumindest versuchen.

„Jack?", damit ließ sich der Jaffa nicht abwimmeln.

„Na schön, meinetwegen. Momentan gehen mir so viele Informationen durch den Kopf, dass ich nicht weiß, wie ich sie ordnen soll. Ich sehe Bilder vor mir, die ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe. Menschen und Orte kommen mir in den Sinn, die ich nicht kenne und wo ich niemals war, auch die Sprache verstehe ich, kann sie lesen, weiß einfach, was die Worte bedeuten", offenbarte er Teal'c seine Gedanken.

„Kannst du mit deinem Wissen nicht Major Carter, Daniel und McKay unterstützen? Bevor du anfängst, eine anders Sprache zu sprechen?", schlug der Krieger ihm vor.

„Wie denn? Ich weiß ja selbst nicht so genau, wie ich das alles auf die Reihe bekommen soll. Ehrlich gesagt, ist es dieses Mal anders, ich verliere nicht meine Fähigkeit, unsere Sprache zu sprechen wie letztes Mal, obwohl ich den Drang verspüre, ein paar Formeln aufzuschreiben", erwiderte Jack und hielt Teal'c das Blatt mit den Gleichungen hin.

„Vielleicht weißt du es jetzt noch nicht und ich verstehe durchaus, dass dir diese Dinge durchaus Angst machen, aber du weißt genauso wie ich, was auf dem Spiel steht. Apophis wird keine Gnade kennen, wenn er hier auftaucht. Er wird kein Leben verschonen und die Menschen hier auf dem Planeten zu Sklaven zu machen. Nutze das Wissen, deswegen sind wir doch zu dem Tempel gegangen und haben uns den Prüfungen gestellt. Man bekommt nicht oft die Chance, Wissen zu erhalten und zu nutzen, wie du es bekommen hast. Ich weiß, die Verantwortung wiegt schwer, aber wir müssen das Beste daraus machen, sonst waren unsere Anstrengungen alle umsonst", mahnte der Jaffa eindringlich und sah O'Neill ernst an.

„Danke Teal'c, du hast Recht!" Er wusste, dass er tief in seinem Inneren die Lösung kennen musste. „Komm mit, ich habe eine Idee", meinte der Colonel und ging zum Aufzug, er wollte in Sams Labor zu den anderen. Teal'c folgte ihm.



In Sams Labor

„Nein, nein, so geht das nicht", polterte Rodney. Sie waren weit weg von einer akzeptablen Lösung.

„Aber ich sage dir, wir müssen den Quanten beachten ...", fauchte Sam genervt zurück.

„Ja, aber erst nachdem wir die Wurzel und ...", weiter kam er nicht, Colonel O'Neill kam durch die Tür.

„HEY! Was ist denn hier los?", ging er dazwischen und warf Sam und Mckay scharfe Blicke zu. Wo war er da nur hinein geraten? Schon im Flur war die laute Diskussion zu hören, Carters und McKays Stimmen hatten weit durch den Flur gehallt. Was war schlimmer? Wissenschaftler unter sich, wenn sie sich einig waren, oder wenn sie um Kommastellen und verschiedene Lösungswege stritten?

„Worum geht es? Könnt ihr nicht wie normale Menschen miteinander umgehen?". Wenn es jetzt schon so heiß her ging, wie würde es dann später werden?

„Sir, wir führen gerade ein paar Berechnungen durch",

„Allerdings mit ein paar Fehlern", widersprach Rodney.

„Sie haben hier selbst einen Fehler gemacht", gab sie bissig zurück.

„Meine Berechnungen sind alle perfekt ...".

„STOPP! Das reicht jetzt!"

„Ja, Sir", stimmte sie ihm zu. Im Nachhinein kam ihr das Ganze ziemlich kindisch vor. Mit Rodney konnte man einfach nicht diskutieren, ohne von ihm dauernd unterbrochen zu werden.

„McKay, Sie halten jetzt die Klappe, ich rede jetzt! Sie hören jetzt auf, bei jeder Kleinigkeit zu nerven, zu widersprechen", begann der Colonel. Wenn er gedacht hatte, ihm dröhnte der Schädel, dann hatte er nicht damit gerechnet, dass es noch schlimmer werden könnte.

„Aber ...", protestierte Rodney.

„Sie reißen sich jetzt zusammen. Carter, Sie auch. Die Diskussion bringt nichts, außer dass wir Zeit verschwenden. McKay, entweder Sie passen sich an oder Sie verschwinden, egal was General Hammond sagt, verstanden?", polterte der Colonel und zeigte damit, dass er das Sagen hatte.

„Gut, dann können wir uns an die Arbeit machen. Ich habe eine Idee, aber ich weiß nicht, ob sie funktionieren wird", begann Jack und ging damit zum Alltag über.

McKay sagte nichts, aber er zog dafür eine beleidigte Schnute. Daniel schüttelte den Kopf und Teal'c zog eine Braue fragend nach oben.

„Sir, was für Idee haben Sie?", fragte Sam interessiert.

„Wo ist der rote Kristall?", wollte der Colonel wissen.

„Der liegt in meinem Büro. Wieso?", meinte Daniel und zeigte mit seinem Kopf zur Tür.

„Ich bin mir sicher, dass da die Lösung verborgen ist", war sich Jack sicher, auch wenn er nicht sagen konnte, wieso.

„Ok, Daniel, Rodney, Sie suchen zusammen nach Informationen, die uns helfen könnten. Ich helfe mit", wies Jack an.

„Weißt du denn, wonach wir suchen müssen?", mischte sich jetzt Daniel ein.

„Nein, denn dann müsste ich ja nicht danach suchen", antwortete Jack und verdrehte die Augen. Daniel sagte nichts mehr, er beschloss Jacks Instinkten oder besser gesagt seiner Intuition zu vertrauen.

Zehn Minuten später waren sie in Daniels Büro und suchten nach einer Lösung. Sie hatten das Gerät mit dem Kristall eingeschaltet. Eine Menge Informationen ragten in die Luft.

Ein paar Stunden später war Jack müde und gefrustet. Er machte gerade eine Pause, sie hatten eine Menge interessanter Informationen gefunden, aber nicht das, was sie suchten. Die Suche ging nur langsam voran. Ohne Anhaltspunkte war es wie eine Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Fix und fertig trank Jack eine weitere Tasse Kaffee. Solange sie noch nichts gefunden hatten, konnte er sowieso nicht schlafen, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte. Sein Körper fühlte sich schwer und kraftlos an.

Müde starrte der Colonel in seine Tasse. Dampfschwaden stiegen empor und hüllten ihn in das Aroma der köstlichen Kaffeebohnen. Er setzte die Tasse ab und stützte seinen Kopf auf seinen Arm. In Gedanken versunken klappten seine Lider zu, für einen Moment konnte er seinen Augen etwas Ruhe gönnen.

Neue Bilder traten vor seine Augen:

Ein Mann, der in einem unbekannten Vorraum stand und darauf wartete, dass das Stargate, angewählt wurde. Sein Blick war fest auf das Gate geheftet. Die Symbole auf dem Gate leuchteten grün auf, statt in dem hellen Licht, welches sonst bei dem Milchstraßen-Stargate aufleuchtete. Auch das Design unterschied sich völlig von den Milchstraßen-Gates. Die Symbole darauf waren komplett andere und trotzdem waren sie aus Jacks Blickwinkel sehr vertraut.

Die weiße Uniform des Mannes und sein volles schwarzes Haar mit einigen grausilbernen Strähnen spiegelten sich in der Scheibe des Kontrollraums wider.

Das Wurmloch etablierte sich.

Eine Frau trat an seine Seite. Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten. Auch sie trug eine weiße Uniform, doch was ihn wirklich überraschte, waren ihre unglaublich blauen Augen und der Kuss, der so selbstverständlich folgte. Sie gingen miteinander sehr vertraut um und eine große Anziehung ging von ihr aus. Er hatte das Gefühl, ihre warmen Lippen immer noch auf seinen zu spüren. Es fühlte sich in dieser Erinnerung so vertraut und real an, als sei es soeben erst geschehen. Die Nähe und die Geborgenheit, welche ihn anzog, konnte er nicht erklären. Sie verabschiedeten sich voneinander, sie legte noch einmal ihre Hand auf seine Wange, dann küsste sie ihn erneut. Wenige Sekunden später ging er die Treppen hinunter und trat mit leichtem Gepäck durch das Tor.

Auch der Ort, wo er landete, kam ihm sehr bekannt vor. Das Stargate war von einer kleinen Kuppel überdacht, die Sonne schien hinein und auf einmal wusste er, wo sich dieser Ort befand. Erinnerungen an eine Menge Schnee und Eis in einer Höhle traten hervor. Er hatte sich während der Flucht von einem anderen Planeten ein paar Rippen und den Oberschenkel gebrochen, vor allem letzteres war sehr schmerzhaft. Binnen weniger Sekunden durchlebte der Colonel noch einmal das Erlebnis in Schnee und Eis, wie Sam und er dort gestrandet waren.

>> In Antarktika <<

Aber was war an dem Ort so wichtig?

Und wieso wusste er, dass er, in jener Zeit nicht mehr an den Ort, von wo er hergekommen war, zurückkehren würde?

Antarktika war ein kleiner Außenposten der Antiker gewesen, mit einem Stargate, aber war das alles?

Irgendetwas musste es dort doch geben oder noch verborgen sein ...

Oder nicht?

Seine Gedanken flossen nur so dahin, ein Strom an Fragen und Bildern riss ihn mit sich.



„Jack, ich hab dich überall gesucht!" Der Colonel schreckte hoch. Sam stand neben ihm und riss ihn aus seinen Gedanken und seinem Dämmerschlaf.

„Sam! Ich bin schon wach. Was gibt's denn?", fragte O'Neill und griff zu seiner Tasse.

„Ach, nichts Besonderes, ich musste nur mal dort fort", entgegnete sie und winkte ab. Sam wollte für eine Weile McKay entkommen, und sie hatte sich nach Jack gesehnt. Seit sie zurück im Stargatecenter waren, hatten sie noch keine fünf Minuten alleine verbracht.

„Wie kommt ihr voran?", fragte Jack leichthin, obwohl es ihn in diesem Moment nicht wirklich interessierte. „McKay hat eine Idee, aber Daniel hält sie für verrückt", beantwortete sein Major die Frage.

Sie setzte sich neben ihn und sah ihm in die Augen, sie mussten nichts reden, sie wollte einfach nur seine Nähe und für ein paar Momente die Stille genießen. Auch ihr war die Müdigkeit anzusehen.

Wieder drängten sich Jack die Erinnerungen auf. Alles was er gesehen hatte, war von Bedeutung. Der große Vorraum an dem unbekannten Ort, das Tor und die Kuppel in Antarktika und nicht zu vergessen die Frau.

Ihre so unglaublich blauen Augen ...

Ihre Lippen ...

Die Wärme ihrer Haut und ihr heißer Atem ...

Ihr langer Zopf und ihre weiche Haut ...

Die Bilder, welche er gesehen hatte, gingen ihm nicht aus dem Kopf, so ließ er alles erst mal auf sich einwirken.

Sam bettete ihren Kopf an seine Schulter, automatisch legte er seinen Arm um sie. Für eine Weile verharrten sie so. Es fühlte sich warm und geborgen an, sie war die Eine, die Frau die er liebte. Die Sandsteinblonde sah zu ihm auf.

Ihr Blick war so intensiv.

Auf einmal waren seine Müdigkeit und seine schweren Glieder vergessen. Seine Hand fand ihren Nacken, den er zärtlich streichelte. Ihre Köpfe rückten näher aneinander, so dass sich ihre Nasen fast berührten. Schließlich fanden sich ihre Lippen zu einem vorsichtigen zärtlichen Kuss, der sein Herz höher schlagen ließ und ihm neue Kraft verlieh.

Was würde er nur ohne sie machen?

Schließlich endete der Kuss und entlockte Jack ein zufriedenes Lächeln. Die kurze Auszeit mit ihr gab ihm die Kraft, die er brauchte, um weiter zu machen.

Sam schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln.

„Lass uns zurück in die Höhle des Löwen gehen, ich glaube, ich habe einen Anhaltspunkt", flüsterte Jack und löste sich schließlich von ihr.

„Ich wusste es, denn ich habe nichts anderes erwartet, es war nur eine Frage der Zeit", warf sie lachend in den Raum.

Es war Zeit für ein Erfolgserlebnis ...

Würde Jack O'Neill das finden, wonach er gesucht hatte?



Fortsetzung folgt ...

Ein Auftrag mit Folgen und das Erbe der AntikerOnde histórias criam vida. Descubra agora