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Ehe man es sich versah, war es Sommer. Überhaupt nicht die Lieblingszeit von mir, denn als Halbeisriese liebte ich nun mal Eis und Kälte und keine 30 Grad im Schatten. Einmal hatte man mich schon im Kühlschrank gefunden. Dort hatte ich gehockt und Comics gelesen, als wäre es das normalste auf der Welt. Was auch sonst?

Bald würde es Zeugnisse geben und dann wäre das alles vorbei. Wir würden alle in verschiedene Richtungen ziehen und wer wusste schon, ob wir uns je wieder sehen würden. Cooper würde mit Richie nach Kanada gehen. Jacob würde Lehramt studieren wie sein Bruder. Brendon würde zur Army gehen. Ich zurück nach Skandinavien, oder wo auch immer mich mein Weg hin trug. Immerhin gab es dort noch einige Personen mit Mitspracherecht. Wirklich frei werde ich wohl nie wirklich sein.

Aber den Gedanken hatte ich mich schon vor Jahrzehnten gewöhnt. Ja ganz recht. Mein Name ist Leikus Lokisohn, Sohn von Loki Laufeyson. Ich war ein Gott und ein bisschen Riese. Meine Familie war ziemlich groß. Wie ihr merkt, ich konnte mich an alles erinnern. Was eventuell an dem Schlag auf meinem Kopf lag, oder aber vielleicht an der Tatsache, dass alte Gesichter sich immer öfter in meine Nähe schlichen.

So hatte ich das Gefühl, dass meine Cousins Magni und Modi, ständig in meiner Nähe waren, vielleicht um sicher zu gehen, dass ich wirklich nach Hause zurück kehrte. Aber zumindest passierte soviel, dass das Drama um Stuart langsam in Vergessenheit geriet. Zum Glück, denn von Schokolade hatte ich nach einer Woche wirklich die Nase voll.

"Leik? Können wir kurz reden?"

Kam Mr Davis, oder Jack, wir hatten in letzter Zeit nicht mehr so viel Kontakt außerhalb der Schule, zu mir an meinen Spind und musterte mich fragend. Dabei war ich eigentlich gerade dabei meinen Spind leer zu räumen. Immerhin war heute der letzte Tag. Nächste Woche war unser Abschluss und die Zeugnisvergabe. Daher hatte ich eigentlich damit gerechnet nicht mehr mit ihm zu reden. Denn Jack wollte anfangs dauernd entweder über den Zellenhaufen, den ich so nannte um es nicht zu nah an mich ran zu lassen, oder meine Kräfte reden. Das raubte mir viel zu viel Energie und Nerven, aber das verstand er nicht. Ich wollte ihn eigentlich nicht verletzen, aber ich wollte das alles einfach vergessen und nicht alles nochmal hochladen und durchlaufen.

"Es geht um etwas Schulisches."
"Meinetwegen."
"Ich habe alles durch gesehen und selbst mit deinem Einsatz in der Football Mannschaft und der Band.... Deine Noten brechen das auch nicht hoch."
"Und das Ergebnis?"
"Du hast zu viele Fehlstunden... Immer entschuldigt und mit gutem Grund, aber ich kann dich nicht bestehen lassen."

Was? War das gerade sein scheiß ernst? Ich musste das nicht mal aussprechen, mein Blick sprach schon für mich. Wozu kämpfte ich hier seit Monaten, wenn es am Ende ohnehin nicht reichte? Ich hatte doch gar nichts mit Absicht gegen den Schulbesuch getan. Was konnte ich für Koma und für den ganzen Mist in letzter Zeit? Gab es wirklich solche dummen Regeln? Zwar hatte ich nicht alle Tests mitgeschrieben, aber ich war doch mittlerweile beinahe auf dem gleichen Wissensstand wie alle anderen. Von 1 bis 4 hatte ich alles dabei aber Brendon hatte gesagt 4 ist bestanden und bestanden ist gut und gut ist eine 2 und eine 2 ist fast ne 1. Oder?

"Dir fehlen drei wichtige Klausuren. Mit denen könnte ich vielleicht noch etwas drehen, aber dafür ist zu wenig Zeit. Du musst es ja auch nicht wirklich..."
"Ich schaffe das."

Damit knallte ich die Tür meines Spindes, vielleicht etwas zu doll zu, aber ich war genervt. Zum einen weil er es mir nicht zutraute und zum anderen, weil er mich schon wieder auf mein Gottsein reduzierte. Nur weil ich tausende Jahre alt werden kann, hieß es nicht, dass ich nichts konnte außer als unsterblicher Gott in einem Palast zu liegen und ab und an die Welt durcheinander zu bringen. Ich hatte genauso Ziele, die ich erreichen wollte und das hier war ein ziemlich großes.

Konnte man sich zwar vielleicht nicht vorstellen, aber wenn ich das schaffte, schaffe ich in der Menschenwelt alles. Alles was ich brauche. Ohne Magie. Ich schaffte es weil ich ich war, nicht weil ich der Sohn meines Vaters war.

"Ich könnte dir helfen."

Kam es von dem schwarzhaarigen Mann, der immer noch seinen schwarzen Anzug trug und nun neben mir her ging, dass die anderen ihn nicht sahen, störte mich dabei nicht. Redete ich eben mit mir selbst. Angst hatte ich kaum noch vor ihm, aber gerade war das Sauer sein eindeutig stärker.

"Traust du mir das auch nicht zu oder was?!"
"Doch. Ich trau dir ziemlich viel zu. Schließlich habe ich dich dabei beobachtet wie du die spanische Grippe über die Menschen gebracht hast. Ich dachte nur, ein Schnipsen von mir und du könntest deinen hübschen Kopf mal entspannen. Immerhin brauche ich ihn noch."
"Danke Luzifer. Aber nein Danke."
"Bis fünf Minuten vor Ausgabe kannst du mich jederzeit rufen."

Während ich genervt meinen Kopf schüttelte, verschwand der Teufel neben mir im Nichts. Sah ich wirklich so verzweifelt aus? Bei Odin. Warum war ich in mentalen Fähigkeiten nicht so gut wie Lora, dann wüsste ich was ich machen sollte und was die anderen dachten. Obwohl, wollte ich wirklich wissen was die dachten? Reichte es nicht schon zu wissen, was sie sagten?

"Was hast du eigentlich mit ihm zu schaffen?"

Statt zu antworten zuckte ich meine Schultern und folgte Richie in seinen Wagen, ebenso wie Coop und Jacob. Nur im Gegensatz zu ihnen, war mein Abschluss nicht mehr in sicheren Händen. Guten Tag schlechte Laune.
Auf dem Weg sprachen die anderen darüber was sie in den Ferien alles machen wollten. Ich entschied mich, sobald das Auto hielt, dafür das Jahr nicht zu wiederholen. Egal was passieren würde. Ich würde auch nicht schummeln. Vielleicht sollte ich einfach keinen Abschluss haben, dann war es eben so. Irgendwie hatte er ja recht, ich brauchte es nicht. Ich war ein Gott und irgendwie eine Hexe und es gab Luzifer, der mit einem Schnipsen alles konnte. Was brauchte es da ein Blatt Papier?

"Also. Was läuft da zwischen dir und ihm?"

Mit ihm meinte er ganz klar Luzifer, oder wie auch immer sie ihn hier nannten. Er sprach es auch erst an, als die anderen beiden bereits im Garten verschwunden waren und wir das Haus betraten, um uns um das Essen zu kümmern.

"Er hat meinem Dad mal dabei geholfen die Welt einzunehmen, im Gegenzug hat er mich bekommen. Ich kann machen was ich will, unendlich Partner auf der Erde haben. Denn wir leben ewig... Meine Partner nicht. Sie verlassen mich spätestens wenn sie Mitte dreißig erreichen und ich immernoch der 18 Jährige bin. Ich darf mich an niemanden binden. Das ist die einzige Regel. Seit hunderten von Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört... Damals nur als mein Dad mir nebenbei davon erzählt hatte... Aber das es wirklich wahr ist, hat mich auch kurz überrascht. Naja. Jeder muss sein Schicksal nehmen wie es ist. Solange ich machen kann was ich will ist mir vieles recht."
"Dann...bist du soetwas wie mein Stiefvater... Das ist... Richtig... Richtig strange..."
"Nenn mich noch einmal so und ich sperr dich persönlich in die Tiefkühltruhe."

Leikus [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt