Pov Richie
Seitdem sind 15 Jahre vergangen. 15 einzigartige Jahre.
Auf dem Abschlussball hatte ich Coopie einen Heiratsantrag gemacht und heute... Brachte ich unsere Zwillinge zu ihrem ersten Tag in die Oberstufe. Wie schnell die Zeit verging. Eigentlich wollten wir maximal eines... Aber so war das eben manchmal bei künstlicher Befruchtung und einer Ausleihmutter. Medizinisch gesehen war es da gar nicht so unwahrscheinlich, dass es mehrere schafften. Immerhin wurden alle zuvor sowas von gestärkt. Ok. Stop. Kein Wissenschaftsgequatsche an meinem freien Tag.
Vielleicht war das ganze für Coopie etwas früh, immerhin war er damals gerade erst 18, aber ich war schließlich schon 28 und eigentlich schon froh, dass er mich immernoch wollte. Ich hätte auch noch 10 Jahre gewartet, nur dann wäre ich bereits Mitte Ende 50, wenn sie ihren Abschluss gemacht hätten und das wollte ich irgendwie nicht.. Verständlich? Mit 38 das erste Mal Vater werden... Das ist... Das hätte nicht in meine Welt gepasst. Also entweder die nächsten 5 Jahre, oder vermutlich gar nicht mehr. Aber Cooper hatte für mich entschieden und somit konnte ich die beiden jetzt in die Schule entlassen. Ihr merkt für was er sich entschieden hatte.
"Ella. Theo."
Die beiden drehten sich nochmal zu mir um, während ich am Auto stand, mich auf diesem abstützte und meine Zwerge stolz betrachtete.
"Passt aufeinander auf und macht nichts was ich nicht auch machen würde."
"Papa... Wir sind groß."
"Und der Direktor ist Dads bester Freund."
"Und unser Klassenlehrer deiner."
"Und wir sind Zwillinge. Hast du die Thundermans vergessen? Wir haben Zwillingspower."
"Macht nichts was ich nicht auch machen würde!"Damit drehten sich die beiden um und betraten die Schule. Und schon sind sie groß. Wenn sie groß waren... War ich alt... Oh man... Da war mein Wissenschaftsdenken doch besser. Solange sie nichts taten, was ich nicht auch tun würde war alles gut. Ich war schließlich ein rebellischer Streber. Was eine Wortneufindung.
Die Schule sah aus wie früher. Nur ein neues Blumenbeet gab es, oder Gemüse. Was auch immer. Die amerikanische Flagge wehte über dem Backsteingebäude und mit einem weiteren kleinen sehnsüchtigen Seufzen stieg ich wieder in meinen Wagen ein und fuhr einkaufen, anschließend nach Hause.
Wir waren in dem Haus von Coops Eltern geblieben. Platz war genug für alle, schon immer. Wir verstanden uns mega und irgendwie hatte es Tradition. Und um ehrlich zu sein war es auch ganz schön praktisch. Mit Zwillingen wurde es manchmal wirklich übermütig. Vorallem mit welchen die irgendwie waren wie wir beide. Das hieße... Immer super überdreht gute Laune und ein Faible für die Wissenschaft.
Doch kaum hatte ich die Einkäufe rein getragen, kam mir Mike entgegen mit dem Haustelefon. In seinem Gesicht konnte ich Sorge ablesen, aber auch ein gewisses Schmunzeln. Ich ahne schlimmes.
"Die Schule hat angerufen... Also Jacob... Du sollst dringend vorbei kommen. Wir kümmern uns um das Mittagessen."
Also auf dem Absatz kehrt und fuhr wieder zurück zur Schule. Wie oft hatte ich Coops hingefahren und abgeholt... Hatte ich den beiden nicht gesagt, sie sollten nichts machen was ich nicht auch machen würde? Irgendwie hatte ich ein ganz ungutes Gefühl... Auch wenn hinter der Tür zum Direktorat Jacob saß, war es immernoch das Direktorat. Und wie vor 30 Jahren lauschte ich an der Tür bevor ich schuld bewusst eintrat und das ohne zu wissen worum es eigentlich ging!
"Ah Mr Luding."
Luding. An den Namen hatte ich mich ewig gewöhnen müssen, aber besser als mein vorheriger von Eltern, die es weder biologisch noch seelisch waren. So hatte ich ohne Probleme Coops Namen angenommen.
Hinter dem großen schweren Schreibtisch saß wirklich Jacob. Im Anzug mit Krawatte und ich sah immernoch den rothaarigen Jungen mit den Sommersprossen, dem ich Jahr für Jahr Mittag gekocht und bei den Hausaufgaben geholfen hatte. Zumindest bis er in die Oberstufe kam. Aber das jetzt, war schon ziemlich seltsam. Auch wenn es so sein musste, weil Beruf war Beruf und Privat war Privat.
"Mr Davis."
"Doctor Davis um genau zu sein."Er wies auf eine Urkunde hinter sich an der Wand und augenblicklich bildete sich ein stolzes Grinsen auf unseren beiden Gesichtern. Er hatte es geschafft! Er hatte seinen Doktor in Mathematik geschafft! Und ich war froh wenn ich Milliliter in Gramm umrechnen konnte!
"Herzlichen Glückwunsch! Das ist richtig toll Jacob! Wow, ich bin echt begeistert."
"Danke Richie, aber nun zum eigentlichen... Theo und Ella haben in Chemie gedacht, sie experimentieren mal eben frei nach Nase und setzen alle anderen der unbekannten Gefahr aus."
"Das ist vollkommen unwahr Papa!"
"Genau. Theo hat extra Schutzbrillen und Schutzmäntel verteilt."
"Wir haben den Strom ausgemacht und alle hatten Sicherheitsabstand."
"Und es waren nur Substanzen die uns frei zur Verfügung standen."
"Also im Endeffekt haben wir unser Versprechen gehalten und nur das gemacht was du auch getan hättest."
"Genau."
"Papi."Da standen sie wie zwei Engel vor mir und gaben wirklich alles um sich aus der Sache raus zu reden und ob ihr es glaubt oder nicht, aber mit Papi hatten sie mich immer. Das war ihre Geheimwaffe, in Kombination mit diesem Welpenblick. Warum sagte einem vor dem Kinder bekommen niemand wie manipulativ und gleichzeitig süß, sie doch waren? Statt also so schimpfen, wandte ich mich wieder Jacob zu.
"Ist denn etwas kaputt gegangen?"
"Nein zum Glück nicht. Aber das Chemielabor bleibt erstmal geschlossen bis die Dämpfe raus sind. Ich würde zur Strafe die Chemie AG vorschlagen."Die Chemie AG. Das es die noch gab. Dort wurde man immer nur rein gepackt wenn man scheiße in Chemie gebaut hatte, oder man war extrem interessiert so wie ich damals und meine Zwillinge heute. Sie strahlten übers ganze Gesicht und so nahm ich sie mit einem kleinen Kopfschütteln mit nach Hause.
"Wusstest du, dass es hier früher einen Schüler gab der Drogen im Chemielabor hergestellt hat? Krass oder? Das kann man mit den einfachsten Mitteln machen."
"Wäre Papa nicht in London zur Schule gegangen, hätte ich meinen Chemiebaukasten darauf verwettet, dass er das war."Einen Moment beobachtete ich die beiden im Rückspiegel und bekam nur ein kurzes unsicheres Lachen zustande. Ein Glück wussten sie nicht, dass ich mit 15 praktisch hierher zu Jack gezogen war. Natürlich war ich da noch in der Schule.. Genau in dieser... Aber es war auch immer nur Neugierde und für die Wissenschaft, nicht für Profit oder sonst etwas, auch wenn ich das Geld gut gebraucht hätte.
Zuhause war das Mittag bereits fertig und sobald wir am Tisch saßen, erzählten die beiden von ihrem ersten Tag. Natürlich auch, dass ihr Lehrer total überreagiert hatte und Onkel Jack hätte das alles viel besser gemacht. Jack war der Taufpate der beiden. Zwar war ich nicht ganz so im Reinen mit dem ganzen, aber so war Jack irgendwie noch mehr wie ein Bruder für mich und damit war ich fein.
Während wir schon aßen tauchte auf einmal auch Coopie auf und sofort deckte ich für ihn noch einen Platz. Eigentlich hatte er sich nämlich wegen einem Klienten zum Mittagessen abgemeldet.
"Ich habe eine Postkarte bekommen."
"Oh ihr schickt euch noch Postkarten? Das ist ja toll."Meine Schwiegereltern schwärmten sofort von den ewig langen Briefen ihrer Jugend, bei uns gab es eben Chats. Doch als ich die Postkarte zu Gesicht bekam, erkannte ich schon an der Krakelschrift von wem sie war. Die Buchstaben waren geschrieben, als hätte man ewig keine mehr zu Papier gebracht. Was auch tatsächlich stimmte. Denn dieser jemand las und schrieb lieber in Runen. Auf dem Bild war ein Chalet zu sehen, mitten zwischen eingeschneiten Bergen und wenn man genau hinsah, erkannte man sogar einen grinsenden jungen Mann im Pool. Leik sah wirklich kaum einen Tag älter aus als bei unserer letzten Begegnung. Wobei ich ihn öfter mal kurz sah, allein wegen meinem Vater.
Wir trafen uns ab und an. Zum reden, nachdenken, noch mehr reden. Wenn man keine Angst vor ihm hatte, war er eigentlich ganz ok. Auch wenn Leik praktisch seit ein paar Jahren Hausarrest hatte, weil er irgendetwas angestellt hat. Aber was waren schon eine handvoll Jahre gegen die Unendlichkeit?
Wie die Zeit vergeht..
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Leikus [abgeschlossen]
Teen FictionAls Kind mit göttlichen Wurzeln hatte ich es nicht immer leicht. Aber viel schlimmer war daran, dass sie mich nicht mochten. Mein Vater war der "Bad Guy" und das reichte, um Abstand von mir zu halten. Ich aber liebte Menschen und wollte sie nicht...