3 - Realität oder Traum?

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Darren

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Darren

Zwei Wochen später stehe ich am Hafen von Pirtaine, einem Kaff an der Küste der Region Dexton. Es gibt hier nicht viel mehr als ein paar bunt zusammengewürfelte Häuschen, einen Marktplatz und einen kleinen Hafen, der auch schon bessere Tage gesehen haben muss. Das Brackwasser kann man zumindest bis hier riechen.

An meinen Wagen gelehnt beobachte ich die einzige Straße, die sich durch diesen Ort schlängelt. Staubig und unglücklicherweise ziemlich leer. Ärgerlich schnaube ich auf.

Ivan ist zu spät.

Viel zu spät.

Rhythmisch trommeln meine Hände auf meine Beine und ahmen längst vergessene Melodien nach. Komische Angewohnheit.

Doch was soll ich anderes tun – der Umstand, dass Ivan es nicht einmal auf die Reihe bekommt, seinen Arsch pünktlich hierherzubewegen, nervt mich dermaßen, dass ich mit dem Gedanken spiele, mich einfach auf den Weg nach Hause zu begeben.

Ich könnte das ganze Projekt einfach vergessen, wieder meiner Arbeit nachgehen, mein normales Leben nicht für etwas riskieren, hinter dem ich nicht zu 100 % stehe.

Mit jeder verstreichenden Minute klingen diese Gedanken verlockender.

„Tu doch einmal etwas Gutes, Darren. Für dich, für mich und für die ganze Welt", äffe ich ihn und seine bedepperten Worte nach, die ich während der Planungsphase des Projektes täglich zu hören bekommen habe.

Egal, was er oder sein Team getan haben – überzeugt haben sie mich bis heute nicht vollständig. Und sie haben wirklich viel versucht. Vorträge über die Korallenbleiche und über das Aussterben von Millionen Tierarten, Fotos von Überfischung und zerstörter Unterwasserwelt. Zum Schluss Videobeiträge der katastrophalen Zustände auf den letzten Inseln, auf denen sie mit ihrem Projekt #NothingButTheOcean für Recht und Ordnung, aber wohl eher für Linderung von Leid gesorgt hat.

Hasst mich ruhig, aber ich kann nichts dafür, dass ich die Realität nicht mit diesem Hintergrundwissen verbinden kann. Es ist alles zu weit weg und ich habe es nicht erlebt.

Natürlich weiß ich, dass bloß gefilterte Informationen und Bilder zu meinem Heimatort durchdringen und die Wahrheit vor den Menschen verschleiert wird – aber der jahrelange Einfluss dieser Scheinwelt mit ihren Scheinwahrheiten lässt sich eben nicht leicht abschütteln.

Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre in diesem Moment nicht der Wagen meines Bruders in mein Blickfeld gebraust. Die Staubwolke, die er aufwirbelt, ist nicht zu übersehen.

„Sorry, Darren! Der Stau hat sich nicht umfahren lassen", ruft er mir aus dem geöffneten Wagenfenster zu, sobald ich mich in Hörweite befinde.

Als hätte er mit seiner Ausrede nicht warten können, bis wir uns wie gesittete Menschen gegenüberstehen ... aber es ist Ivan, da brauche ich nichts anderes zu erwarten.

Seegurken zum FrühstückWhere stories live. Discover now