5 - Botschaften

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Jeanice

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Jeanice

„Ich weiß von nichts", murmele ich vor mich hin, während ich mich durch die Staude von Menschen schiebe. „Ich habe nichts gemacht. Jedenfalls nichts, was ich nicht tun sollte oder dürfte."

Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb mein Kopf wieder auf diese verzweifelten Verteidigungsversuche umschaltet. Ich war's nicht. Echt nicht.

Als die Nachricht auf meinem Piepser, ein Kommunikationsgerät der Hotelmitarbeiter mit Ähnlichkeit zu einer digitalen Armbanduhr, aufgetaucht ist, habe ich sie zweimal lesen müssen – aber doch, dort hat klar und deutlich geschrieben gestanden: Kommen sie auf der Stelle in die Lobby, Scall!

Seitdem beschleicht mich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Eigentlich ist es mir nicht erlaubt, meine Schichten zu unterbrechen. Für so ein riesiges Hotel mit all seinen Aufgaben sind wir viel zu wenige Arbeitskräfte, weshalb auf uns sehr viel mehr Arbeit abgeladen wird, als wir eigentlich tragen können ...

Ich drängle mich durch den Auflauf an Gästen, die laut tuschelnd dastehen und sich etwas anzusehen scheinen. Ich verstehe kein Wort, doch ob es an meiner Hyperventilation, an den fremden Sprachen oder meiner Angst liegt, für etwas zu Unrecht beschuldigt und möglicherweise hier rausgeschmissen zu werden, weiß ich nicht.

Das Erste, was ich vorne erblicke, ist jedenfalls der vor Wut rot angelaufene Leiter des Hotels, Mr. Rivota. Vergeblich versucht ihn unser Hotelmanager zu beruhigen, doch er erntet nur Blicke, die unter anderen Umständen womöglich tödlich geendet hätten.

„Mr. Rivota", nicke ich und wippe auf meinen Fersen auf und ab, als ich vor meinem Chef zum Stehen komme.

Er spart sich den Gruß und deutet stattdessen auf die große Glasfront, die unser Hotel zu einem großen Teil umschließt. Eines der besonderen Prachtstücke dieses Hauses. Ich folge seiner Handbewegung mit den Augen und blicke auf die Fenster, die den Gästen normalerweise einen bezaubernden Ausblick aufs Meer und die Palmen ermöglichen.

Heute nicht.

Entgeistert gehe ich einige Schritte näher und schaue mir an, was hier geschehen ist. Die Verwüstung nimmt einen großen Teil des Glases ein. Worte, unzählige Worte. Beschimpfungen, Aufforderungen, Vorwürfe. Alles mit roter Farbe geschrieben, sodass das hinter dem Glas liegende Meer dadurch eine beunruhigende Tönung verliehen bekommt.

Welchen Preis zahlt das Meer für euer Vergnügen?

Umweltsünder!

Verschließt eure Augen nicht vor der Wahrheit!

Helft uns, tut etwas gegen diese Schweine!

Ihre Geheimnisse werden nicht mehr lange sicher sein, Rivota ...

Dazwischen noch mehr wüste Beschimpfungen, die ich bisher noch nie gehört habe. Der Verfasser hat ganze Arbeit vollbracht, bestimmt hunderte Botschaften zu hinterlassen, die betonen, wie sehr das Meer anscheinend unter diesem Hotel leidet.

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⏰ Last updated: Dec 22, 2023 ⏰

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Seegurken zum FrühstückWhere stories live. Discover now