19. Kapitel

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Es war eine feste Umarmung. Eine die ihr zeigte, dass Miles sie hielt. Dass er da war. Und das war der Moment, in dem sie losließ. All die Last abgab. Sie sackte in sich zusammen und Miles fing sie auf. Sie weinte. Auch wenn sie es hasste ihm zu zeigen, wie schwach sie war. Miles sagte nichts. Es passte nicht zu ihm. Er tröstete sie im Stillen. Es war die Art, wie er ihren Kopf hielt. Die Art, wie er ihr sanft über den Rücken streichelte. Sein frischer und gleichzeitig hölzerner Geruch, der sie langsam wieder zur Ruhe kommen ließ. Ihre Atmung wurde wieder regelmäßiger, bis sie sich schließlich von ihm löste. Auch wenn es ihr einen seltsamen Stich versetzte, Abstand zwischen sie zu bringen.

„Danke, Miles." Ihre Stimme klang ein wenig belegt. Sein Mundwinkel zuckte. „Keine Ursache. Du sahst aus, als würdest du es brauchen." Es war seltsam. Sie kannte diese Seite von ihm nicht. Seine fürsorgliche Seite. Sie fragte sich, welche Seiten sie noch nicht von ihm kannte. Und ganz tief in ihrem Inneren entstand der Wunsch, jede dieser Seiten kennenzulernen. Es veränderte sich etwas zwischen ihnen. Es war, als hätte jemand die Temperatur plötzlich um einige Grad erhöht. Da war nichts mehr von ihrer Überforderung und Traurigkeit. Da war diese Spannung zwischen ihnen. Genau die, die Emilia schon mehr als nur einmal gespürt hatte. Sie standen immer noch dicht voreinander und Miles rechte Hand ruhte immer noch auf ihrem Rücken.

Doch plötzlich fühlte es sich nicht mehr an, wie eine harmlose Geste. Seine Berührung brachte ihre Haut zum Prickeln, zum Brennen. Und sie wollte mehr. Mehr Miles. Oh verdammt. Ihr wurde schwindelig von dem Gefühlschaos in ihr. Das war überhaupt nicht gut. Sein Blick der unmerklich zu ihren Lippen wanderte, war nicht gut. Die Art, wie ihr Mund zu einer Wüste wurde, war nicht gut. Das angenehme Kribbeln in ihrem Unterleib und ihr pochender Puls,
waren
nicht
gut.
Verdammt, Mia. Wo bist du nur hineingeraten?

Sie räusperte sich und zwang sich den Moment zwischen ihnen zu unterbrechen, bevor er zu einem wurde, den sie womöglich beide bereuen würden. „Ich...geh dann mal zu meiner Vorlesung," stotterte sie unbeholfen und ärgerte sich darüber, wie heiser ihre Stimme plötzlich klang. Miles nickte langsam und bevor sie es sich anders überlegen konnte, drehte sie sich um und ging davon. Ein unangenehmes Ziehen machte sich in ihr breit und einmal mehr verfluchte sie die unverschämt attraktive Erscheinung von Miles Young.

miles.yng: heute abend machen wir etwas mit den jungs
14:18

miles.yng: ich hole dich um 20 uhr ab.
14:18

Emilia fluchte leise, als ihr auf ihr Handy blickte. Warum zur Hölle hatte sie sich nur darauf eingelassen? Es sprang absolut nichts dabei für sie rum, außer dass sie ständig in Miles' Nähe war. Und das war nicht gerade ein Vorteil. Oder? Wäre es verwerflich, wenn er ihr dazu verhalf, über Adrien hinweg zu kommen? Vermutlich nicht, schließlich benutzte er sie auch nur, um einen guten Eindruck bei seinem Vater zu machen. Vielleicht hatte Harper Recht und ein wenig Ablenkung wäre genau das Richtige für sie? Das Problem war, dass genau das überhaupt nicht ihr Ding war. Etwas lockeres, ohne Gefühle... und wie weit würde sie gehen müssen, um ihr gebrochenes Herz wieder zu heilen? Und würde das überhaupt passieren? Oder würde es in noch kleinere Teile zerbrechen, wenn Miles sie wieder fallen ließ, wenn seine Seite des Deals erfüllt wäre?
Oh, diese Gedanken.

nett, dass du vorher fragst...
14:30

miles.yng: warum sollte ich, wenn ich sowieso
weiß, dass du verrückt nach mir bist?
14:31

träum weiter, young
14:31

miles.yng: mh, ich hab tatsächlich von dir geträumt, love
14:33

🙄 1. hör auf mit mir zu flirten und
2. ich hab dir verboten mich so zu nennen
14:34

miles.yng: nein und ist mir egal:)
14:34

the other manWo Geschichten leben. Entdecke jetzt