Kapitel 86 - Turnier + Oxford im Regen

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Donnerstag, später Nachmittag, 25.11.
In einer großen Stadt
In der Turnierhalle

Turnier

Weil es kalt im November war, wurde das Turnier in einer großen Halle abgehalten. Die Zuschauerränge liefen rund um das Oval, das mit Sand aufgeschüttet worden war. Die Jury saß mit dem Rücken zu einzigen geraden Wand der Halle, der kurzen Wand, in der auch der Eintritt der Reiter war.

Reza stand backstage bei seinem Schatz und dessen Hengst, zwischen all den anderen Reitern und Reiterinnen. Man kannte sich – oder besser gesagt, die meisten kannten Nathan, weil seine Fotos in vielen Reiterzeitschriften abgedruckt worden waren. Er war ein kleiner Superstar in dieser Szene.

Und Reza war mächtig stolz auf ihn.

Er half ihm aufs Pferd, einfach, weil er ein Gentleman sein wollte, als der Reiter, der vor ihm dran war, vor die Jury trat und sich verneigte.

Natan beugte sich noch zu ihm, sie küssten sich und Reza sagte: »Viel Glück«, dann nahm er Valentinos Schnauze, gab ihm einen Kuss, tätschelte ihm danach den Hals und wiederholte: »Viel Glück!«

Nathan strahlte ihn an, küsste kurz seinen Hufeisennagelring, weil der sein Glücksbringer war und dann trieb er sein Pferd an, ritt in die Halle und tat, was sonst wenige taten. Anstatt gleich loszulegen, lenkte er sein Pferd nach links und führte es vor die Jury. Er lächelte sie an, und gab Valentino zu verstehen, dass er sich verbeugen musste. Ein Bein knickte ein, Valentino senkte den Kopf und Nathan verbeugte sich auf seinem Hengst, ehe sie sich beide in einem eleganten Bogen wieder aufrichteten.

Er lächelte die Jury noch immer an und als sie ihm zunickten, drehte er ab und führte sein Pferd entgegen der Reitrichtung der anderen in die Runde.

Er sah Reza im Zugang zur Halle stehen, hinter ihm die nächste Reiterin auf ihrem Araber.

Dann konzentrierte er sich nur noch auf den Rhythmus seinen Pferdes. Er fühlte seinen Hengst und plötzlich war alle Nervosität dahin.

Er atmete tief ein, das Lächeln auf seinen Lippen war nicht mehr professionell, sondern fröhlich und dann trieb er ihn an. Er ließ ihn in einem sehr schnellen Schritttempo durch die Halle tänzeln und sah aus dem Augenwinkel wie die eine Frau in der Jury ganz verzückt lächelte.

Zwei Runden ließ er Valentino kraftvoll laufen, dann führte er ihn in die Mitte der Halle, brachte ihn kurz zum Stillstand, ehe er ihn in kleinen Pirouetten auf vier Hufen – die kaum den Boden zu berühren schienen – um sich drehte. Der Kopf des Hengstes war in einem eleganten Bogen gesenkt, er tänzelte im Kreis und ließ sich ganz vertrauensvoll von Nathan führen.

Pferde waren Fluchttiere, sie sahen sich gerne in der Gegend um, doch Valentino fühlte sich bei Nathan sicher, er wusste, dass Nathan für ihn auf alles um sie herum achtete.

Nach den Pirouetten stolzierten sie seitlich zur Hallenwand und von dort in die andere Richtung zur anderen Hallenseite, wieder seitlich und von der Seite zurück in die Mitte, wo Nathan Valentino zu verstehen gab, dass er sich nun aufstellen musste. Er nahm Schwung auf, indem er ein paar kleine Sprünge mit den Vorderbeinen vollführte, um sich nach oben abzudrücken, dann stand er auf den Hinterbeinen und ging in kleinen Schritten rückwärts, zeigte der Jury seine Vorderseite, schlug mit den Vorderbeinen aus und sank dann schnaubend ab.

Nathan klopfte ihn ab, drehte ihn seitlich zur Jury und tat das Ganze noch einmal, damit sie es von zwei Seiten sehen konnten. Außerdem diente dieser Richtungswechsel einem Grund. Denn nachdem Valentino wieder auf allen vier Hufen angekommen war, ließ Nathan ihn erneut galoppieren, weil er dabei wirklich schön aussah, und hierbei wäre es nicht gut, wenn er auf die Jury losstürmte. Deswegen hatte er ihn mit dem Blick zu einer der Seitenwände gerichtete und drehte kurz vor besagter Wand ab und lief eine halbe Runde, ehe er seinen Hengst auf der anderen Seite der Wand wieder zur Mitte drehte und ihn in kleinen Schritten zurück dorthin tänzeln ließ.

Russisches Ballett - Zukunft I [BxB/MxM]Onde as histórias ganham vida. Descobre agora