Kapitel Fünf

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Gewidmet an rainyclouddays











Du gehst einfach direkt zu seinem Anwesen, gibst es einem der Hausmädchen und haust wieder ab.

Und da stehe ich nun. Vor Tobirama Senjus Anwesen. Die winzige Schriftrolle in der einen Hand, die andere zum Klopfen an der Tür.

Um diese Zeit ist er gar nicht da.

Genau. Ich muss gar nicht so nervös vor mich hinmurmeln, er ist hier nicht. Er ist ganz am anderen Ende von Konoha ganz weit weg von mir.

Trotzdem zittert meine Hand ein bisschen, als ich tatsächlich klopfe. Die Peinlichkeit würde ich nicht überleben, sollte er selbst mir gleich öffnen.

Hinter der Tür höre ich bereits Schritte und am liebsten würde ich direkt in die Hecke springen. Aber es ist tatsächlich nicht der Senju sondern eine ältere Dame, die mir aufmacht. Sie ist ein bisschen kleiner als ich und muss deswegen zu mir hochschauen. Überrascht mustert sie mich von oben bis unten, runzelt die Stirn und sagt dann: „Eine Uzumaki, nicht wahr?"

„Ja.", sage ich, dankbar, dass ich doch einen Yukata angezogen hatte, bevor ich hergekommen war.

„Senju-Sama wünscht nicht gestört zu werden.", verrät sie mir dann und ich bemühe mich um ein möglichst neutrales Gesicht.

Glück gehabt! Jetzt darf ich bloß nicht grinsen, das kann ich gleich immer noch tun.

„Schon gut, ich möchte nur das hier abgeben." Bedeutungsschwer will ich ihr die Schriftrolle überreichen, wir beide werden allerdings unterbrochen noch bevor sie sie annehmen kann.

„Schon gut, ich mach eine Ausnahme."

Der Busch gleich hinter mir sieht gerade so überaus gemütlich aus. Wie wärs wenn ich ganz schnell darin verschwinde?

„Wie Ihr wünscht." Die Dame verneigt sich leicht, ob vor ihm oder mir bleibt unklar, dann tritt sie zur Seite. Da steht er, der Mann der auf keinen Fall hier sein würde. Heute in dunkelblau und sehr viel weniger formell als vor ein paar Tagen noch.

Das wird jetzt unangenehm...

„Uzumaki-San."

„Hokage-Sama." Oh möge mich doch jemand umbringen. Am besten jetzt gleich sofort.

„Ich habe nicht vor Euch lange zu belästigen, aber bitte nehmt das.", sage ich schnell und reiche nun ihm seine Einladung. Ich setze keinen Fuß in dieses Anwesen, ich will überhaupt nichts mehr von diesem Abend wissen.

Kurz runzelt er die Stirn. Wahrscheinlich weil ich gesagt habe, ich würde ihn nicht belästigen wollen. Welch Ironie. Da würde ich mich an seiner Stelle auch so anschauen. Und dass ich das Buch ausgeliehen habe, weiß er wahrscheinlich nicht einmal.

Warte... was wenn er kein Interesse an meiner Schwester hat, weil er mich zuerst kennengelernt hat? Was wenn er jetzt denkt, sie ist genau so schlimm wie ich?

„Kommt doch rein, dann kann ich Euch gleich eine Antwort mitgeben. Deswegen seid Ihr doch hier, oder nicht?"

„Ich hörte Ihr seid ein beschäftigter Mann.", versuche ich mich weiter rauszureden aber so langsam bekomme ich das Gefühl, es nur noch schlimmer zu machen.

„Dann wisst Ihr besser über mich Bescheid, als ich selbst."

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten in seinem Blick liegt ein ganz kleines bisschen Triumph.

„Oh nein, natürlich nicht.", beeile ich mich zu sagen. Das letzte was ich will, ist seine Ungnade uns gegenüber. Kayo soll schließlich seine Ehefrau werden.

„Senju-Sama, in der Tat habt Ihr gleich eine Konferenz im Uchihaclan.", merkt die Hausdame an, die immer noch etwas unangenehm hinter ihm steht.

Na ist ja interessant...

„Dann beeilen wir uns besser, Uzumaki-San?"

Ich nicke geschlagen. Da kann ich nun auch nichts mehr machen, dann sei es so. Vielleicht entschuldige ich mich noch einmal wegen seines Geburtstages und dann ist diese Sache wenigstens vom Tisch. Vielleicht kann ich unser Gespräch sogar dazu nutzen, um ihm was über Kayo zu verraten. Oder um ihm zu versichern, dass sie keineswegs so ist wie ich.

Die winzige Einladung in meinen minimal schwitzigen Händen, folge ich dem Senju durch das Anwesen, durch das ich mich vor ein paar Nächten noch allein geschlichen hatte.

Auf Knien sitze ich, keine zwei Minuten später in einem Raum, den ich auf meiner Erkundungstour neulich nicht entdeckt hatte. Trotz meiner fast unstillbaren Neugierde (es stehen Bilder auf dem Regal an der Wand, ich muss gucken), versuche ich mich so wenig wie möglich umzusehen. Ich darf ihm keine Vorlage geben.

„Jetzt wo wir unter uns sind, Ihr habt etwas für mich?"

Ganz dunkel meine ich mich daran zu erinnern, dass er mich an seinem Geburtstag noch bei meinem Vornamen genannt hatte. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein...

„Meine Schwester Kayo schickt mich.", erwähne ich beiläufig, dann lege ich mein Mitbringsel auf das flache Tischchen zwischen uns.

Endlich nimmt er die Einladung in Empfang. Nur deswegen bin ich hier.

Obwohl er anscheinend gleich einen Termin hat, lässt Tobirama Senju sich Zeit beim Lesen. Lässig sitzt er im Schneidersitz auf den Tatamimatten, statt auf einem Sitzkissen, einen Ellenbogen auf den Tisch gestützt, mit der anderen Hand fährt er sich durch die Haare.

So ähnlich hatte er das an seinem Geburtstag auch getan, nur dass er sich an diesem Abend augenscheinlich etwas mehr Mühe mit seinen Haaren gegeben hatte. Heute fallen sie ihm ungekämmt in die Stirn. Kayo würde die Krise kriegen.

„Das ist bereits nächste Woche.", stellt er fest. Dabei zieht er seine Augenbrauen so zusammen, dass zwischen ihnen eine Falte entsteht, die dort wohl noch länger zu sehen sein wird. Aber vielleicht ist das ja sein normales Gesicht. Vielleicht schaut er immer so brummig, wenn er eingeladen wird. Warum muss ich mich das eigentlich fragen, warum sitzt Kayo nicht hier?

„Es wird sich dort auch niemand hoffnungslos betrinken, falls es das ist, was Euch Sorge bereitet.", platzt es aus mir heraus. Gott, ich muss wissen ob ich Kayo die Sache versaut hatte.

Fast verschwindet seine Augenbrauenfalte, als er mich anschaut. „Nicht?"

„Auf keinen Fall!", versichere ich ihm. „Meine Schwester Kayo würde sowas niemals tun, das verspreche ich Euch."

„Wenn das so ist, kann ich ja gar nicht anders als zusagen.", seufzt er wobei ich das leise Gefühl bekomme, dass er sich über mich lustig macht.

Mit zwei Handgriffen zieht er Papier und Pinsel aus dem Regal hinter ihm, dann fängt er an zu schreiben. Etwas überflüssig sitze ich ihm gegenüber und schaue dabei zu. Ich hätte längst bei der Anprobe sein müssen.

„Dann gebt das doch bitte an Eure Schwester weiter."

Seine Hand ist genauso eisig, wie in der Nacht in seinem Arbeitszimmer, stelle ich fest, als unsere Finger sich kurz berühren bevor ich seine Notiz an mich nehme. Zufrieden (immerhin habe ich wenigstens seine Zusage bekommen), stecke ich den Zettel in meinen Yukata.

„Habt dank, Hokage-Sama, ich werd dann mal-„

„Trinkt Ihr gern Sake?"

„Was?"

„Oder darf es auch was anderes sein?"

„Ich verstehe nicht ganz..." Sagte ich nicht gerade, es wird keinen Alkohol geben?

„Ihr sagtet Eure Schwester trinkt nicht, aber zufällig weiß ich, dass Ihr es tut."

„Hmm, klar, zufällig..." Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll und entscheide mich für irgendwas dazwischen. Es entsteht ein undefinierbarer Grunzlaut, der sich in meinem Kopf wahrscheinlich schlimmer anhört als er klingt.

„Also dann, Uzumaki-San. Ich begleite Euch nach draußen."

„Danke... und Sake ist in Ordnung."

Wie ich aus Versehen viel zu früh einen Mann für mich fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt