1.8: Stufe drei

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Ich habe das Gefühl,

dass man Liebe wie eine Klappleiter beschreiben kann.

Man hat drei Stufen

- obwohl eigentlich sind es vier. 

Auf der ersten Stufe weiß man noch gar nicht,

dass man gerade auf einer Leiter steht.

Es ist das Fallen.

Man lernt jemanden kennen und merkt gar nicht,

was da passiert.

Man fällt 

und irgendwann hat man plötzlich die zweite Stufe erreicht,

den zweiten Schritt gemacht.

Man nennt es Liebe,

verliebt sein,

glücklich sein.

Und dann geht die Leiter nach unten.

Und man würde ja eigentlich denken,

dass nach unten die zweite Stufe wäre.

Das Fallen,

das Lieben.

Aber diese Leiter hat zwei Seiten.

Und dann bricht man,

weil man dachte,

dass auch nach unten gehen Lieben und Fallen bedeutet.

Plötzlich ist so viel Abstand zwischen der zweiten und der dritten Stufe

und man weiß gar nicht wie das passiert ist,

aber plötzlich war man auf der anderen Seite.

Und irgendwie habe ich das Gefühl,

dass ich mich nicht traue die letzte Stufe 

- die vierte Stufe -

zu gehen,

damit ich endlich runter von dieser Leiter bin.

Aber ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Angst,

dass ich irgendwas kaputt mache,

weil ich vielleicht ausrutsche,

während ich wieder klarkomme.

Deswegen bleibe ich einfach auf dieser gebrochenen Stufe stehen,

damit ich noch zurückschauen kann.

Denn wenn ich eine Stufe weiter nach unten gehe

dann sehe ich vielleicht gar nicht mehr,

was wir alles Schönes hatten.

Und ich kann das Fallen und das Lieben von hier noch sehen.

Was wenn ich das auf Stufe vier auch gar nicht mehr will? 

Ich habe Angst davor

und ich möchte nie vergessen

und ich möchte immer zurückblicken können.

Aber das kann ich auf Stufe vier vielleicht nicht mehr.

Vielleicht kann ich das auf dieser Leiter nicht.

Vielleicht ja doch.

Aber was wenn nicht?

Also bleibe ich lieber monatelang an einem Punkt,

wo ich gebrochen stehe 

und auf alles Schöne zurückblicke.

Ich sollte mir die nächste Stufe

- den nächsten Schritt -

angucken.

Der Abgrund scheint so groß und so tief,

dass ich gar nicht wissen will,

was passieren wird,

wenn ich vielleicht abrutsche.

Vielleicht knackse ich mir den Knöchel an,

vielleicht breche ich mir das Bein,

vielleicht was anderes.

Wer weiß?

Es könnte alles mögliche passieren.

Und ich traue mich nicht

den Schritt zu wagen

und endlich loszulassen

von dieser Leiter.

Denn irgendwann rostet sie ein.

Und langsam sind drei Monate um.

Drei Monate ohne dich.

Drei Monate nur ich alleine auf Stufe drei.

-November 2023

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