35. Kapitel

72 4 5
                                    

Ihre langen honigblonden Haare standen in alle Richtungen. Sie sah aus wie ein Löwe. Schnell drehte sie den Hahn auf und wischte ihre Augen mit kaltem Wasser aus. Dann ein erneuter prüfender Blick in den Spiegel. Kopfschüttelnd betrachtete sich, „erstmal eine Dusche und dann Frühstück?“ Langsam fasste sie an den Saum ihres T-Shirts und zog es über den Kopf. Irritiert sah sie erneut in den Spiegel.
„Habe ich gerade Frühstück gesagt?“ Amy runzelte die Stirn. Es war das erste Mal seit ein paar Wochen, dass sie wieder Hunger verspürte und ihr nicht fast den ganzen Tag so komisch flau im Bauch war. Steve hatte sich schon Sorgen gemacht, da sie die ganze Zeit nur in ihrem Essen herum stocherte, anstatt zu essen. So hatte Steve sie dazu gedrängt, ihre Ärztin zu kontaktieren. All das hatte sie bei der ganzen Aufregung vergessen.
Zwanzig Minuten später lief sie in T-Shirt und Hotpants barfuß die Treppe hinunter. Eddie stand schwanzwedelnd vor ihr und genoss die ihm entgegen gebrachten Streicheleinheiten.
„Los Eddie, ab ins Esszimmer, mal schauen, was der gute Danny wieder aufgefahren hat.“
Danny hatte wie immer den Tisch für sie gedeckt und ihr eine Nachricht auf einem Zettel hinterlassen.
„Es wird gefrühstückt!!!“
Dieser lag jeden Morgen auf ihrem Teller. Bislang blieb der Teller fast ungenutzt. Vielleicht etwas Obst oder mal ein Glas Saft, mehr hatte sie bislang nicht gegessen. Doch heute Morgen war es anders. Sie griff nach den frischen Marcellas und goss sich ein großes Glas frisch gepressten O-Saft ein. Danach aß sie etwas von dem Müsli mit Milch. Und zum Schluss den Obstsalat mit Papaya, Ananas, Orangen und den vielen anderen leckeren Früchten.
Gesättigt, ließ sie sich gegen die Lehne fallen und betrachtete den Tisch. Danny und auch Steve wären zufrieden mit ihr. Mit einem Lächeln und einem Lied auf den Lippen räumte sie den Tisch ab und räumte den Rest des Hauses auf. Etwas müde ließ sich gegen Mittag auf der Liege, die auf der Terrasse stand, nieder und schlummerte ein. Erst als sie Eddie feuchte Nase spürte, schreckte sie hoch und schaute auf die Uhr.
„Mist, in einer dreiviertel Stunde muss ich bei Kamekona sein.“ Catherine wartet dort. Schnell gab sie Eddie etwas zu fressen, bevor sie nach oben verschwand und die Hotpants gegen eine Caprihose austauschte. Geschwind lief sie die Treppe wieder hinunter und zog ihre Sneaker an, nahm die Leine und rief Eddie zu sich, bevor sie das Haus verließ. Heute Morgen hatte Lines Dienst, der sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.
„Morgen Lines, ich wollte an den Strand mit Eddie. Etwas bei Kamekona die Füße vertreten, wie sieht es aus, Lust dazu?“
Ihre Laune hatte sich merklich verbessert, was man ihr auch ansah. Hell strahlte ihr Gesicht, das, was Steve so an ihr liebte.
Lines nickte und ging hinter ihr her. Ihren Wagen hatte er bereits am frühen Morgen überprüft. Kein Peilsender, kein Sprengstoff am Auto. Sie fuhren los. Amy vorweg und zwei Wagen dahinter Lines in einem dunklen Ford Explorer. Fünf Minuten vor der Zeit kam sie am Foodtruck an. Keine Wagen von Five-0 befanden sich auf dem Parkplatz. Erleichtert stieg sie aus und ließ Eddie über die Wiese laufen. Sie schlenderte auf Lines zu und lächelte ihn an.
„Sie können hier im Auto warten, ich gehe rüber zu Kamekona und schaue, welche Freunde da sind.“
Lines jedoch schüttelte den Kopf: „Amy, Sie wissen doch. Ich darf sie nicht alleine irgendwo hingehen lassen. Ich komme mit.“
Amy lachte kurz auf und wies auf Kamekona.
„Lines, sehen Sie da drüber den Herrn, der aussieht wie ein riesiger Marshmellow? Der wird schon dafür sorgen, dass mir keiner zu nahe tritt. Also können sie beruhigt hier am Auto auf mich warten. Und dann spendiere ich Ihnen eine große Portion von seinen Spezial Shrimps."
Lines runzelte die Stirn, da schüttelte er erneut den Kopf.
„Nein Mrs McGarrett, Detective Williams hat uns den Auftrag erteilt, Ihnen nicht von der Seite zu weichen.“ Er rückte seine Waffe am Holster zurecht und machte einen Schritt nach vorne.
„Lines bitte. Danny ist nicht hier und wird von mir auch nichts erfahren. Sehen Sie, wenn mich einer entführen wollte, hätte er es schon längst getan. Oder sehe ich das falsch? Kommen Sie, ich bin nur da drüben.“ Dabei zeigte Amy auf die Sitzplätze am Foodtruck. „Ich bin keine fünfzig Meter weg. Sie sind doch gleich da, falls mir jemand zu nahe kommt. Bitte, ich möchte einfach mit meinen Freunden reden und nicht immer an Steve denken und dass er entführt wurde. Bitte Lines. Fünfzig Meter und Danny erfährt nichts. Bitte.“
Amy klimperte mit ihren warmen grünen Augen und strich sich schon fast lasziv eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ok, aber nirgendwo anders hin, verstanden?“, brummte Lines.
„Ay ay Captain“, und Amy wandte sich ab.
„Danke“, rief sie ihm noch zu, winkte und lief fast im Laufschritt zu dem Truck.
„Hey Sister, was machst du hier? Mit dir hätte nicht gerechnet“, begrüßte sie der Shrimp-Truck-Verkäufer etwas skeptisch, während er Eddie streichelte. Dann nahm er Amy in die Arme, drückte sie an sich und drehte sich etwas hin und her. Dabei blieb er für einen Moment wie angewachsen stehen und sah zum Strand hinüber.
„Du kannst sie loslassen, sonst zerdrückst du sie noch mein Großer.“ Freudestrahlend kam Catherine auf ihn zu und breitete ihre Arme aus.

„Was, was machst du hier?“, völlig perplex starrte er sie an und ließ sich von ihr drücken.
„Du nimmst immer mehr an Umfang zu, mein Großer, probierst du immer noch fleißig vorweg deine Shrimps“, spottete Cath.

„Ahh, apropos Shrimps. Könntest du dem jungen Mann am Auto eine Portion deiner Spezial Shrimps geben? Natürlich auf meine Kosten, versteht sich“, fiel Amy ihnen ins Wort und nickte zu Lines über.
„Ahh, ok, ich wollte schon fragen, wer dieser blonde, sonnengebräunte Beach-Typ ist.“ Catherine checkte ihn von oben bis unten.
„Ja, der gehört zu mir, mein Aufpasser ist heute Lines.“ Amy schloss die Augen und schüttelte kurz den Kopf.

„Komm, wir setzen uns.“ Cath faste Amy kurz an den Arm und dirigierte sie zu einem etwas abseits gelegenen Tisch.
Erwartungsvoll und neugierig knetete Amy ihre Hände ineinander und setzte sich auf eine Bank. Catherine nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz, strich sich die Haare hinter ihre Ohren und blickte zu Kamekona, der dem jungen Beamten seinen Shrimps-Teller brachte.
Dann leckte sie sich etwas mit der Zungenspitze über die Lippen, als eine Windböe Amy etwas frösteln ließ und sie sich über die Arme strich.
„Also Amy“, begann die Brünette und legte ihre Hände auf die Tischplatte.
„Sie haben sicherlich bemerkt, dass mich das mit dem Fisch und dem Namen Alexej etwas beschäftigt hat. Es kamen in mir Erinnerungen hoch, die ich vergessen hatte, bzw. habe. Ich kann nichts Genaues sagen und ich habe auch keinen gefunden, der meine Vermutungen bestätigen kann. Steve wäre der Einzige gewesen, aber er ist ja gerade nicht da.“
„Catherine, dann sagen sie doch einfach was sie vermuten, vielleicht ergibt es doch einen Sinn“, forderte Amy sie auf.
„Nun, ich denke, es ist lange her, das muss der Auftrag gewesen sein, bei dem Raven starb. Ich weiß nur, dass sein Team und ein anderes Team einen Auftrag hatten, bei dem sie einen sicheren Weg finden sollten. Zumindest hatte es mir Steve damals so erzählt, als ich ihm ein Backup bzw. die neuesten Aufklärungsbilder von dem Ort geschickt habe, kurz darauf brachen sie zu ihrem Einsatz auf. Joe White hatte Steve, Raven, Billy und einen vierten Seal und ein anderes Seal Team dazu beauftragt.“
Amy kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn.
„Ich verstehe nicht ganz Catherine, mein Bruder war ein Marine und er hat in Afghanistan und im Hindukusch so manche Wege erkundschaftet und keiner hat ihn deswegen entführen wollen.“
Wieder strich sich Catherine eine Strähne hinters Ohr und wirkte angespannt.
„Mag sein, ich kennen und kannte Steves Auftrag nicht, aber wenn sich Steve kurz vor dem Verlassen des Camps nochmals die neusten Bilder zukommen ließ, muss da mehr sein. Zumindest waren die acht Seals, die damals zu dieser Operation aufbrachen, die Besten. Und Joe wird nicht ohne Grund Steve dazu abkommandiert haben. Er vertraute ihm blind. Es muss dabei was schief gegangen sein, denn nach dem Einsatz kamen nur drei der acht Seals zurück.”

„Drei“, wiederholte Amy etwas lauter.
„Ja Amy, drei inklusive Steve, wobei er verletzt wurde und Joe ihn da raus holten musste.“ Amy knetete noch heftiger ihre Hand und wagte nicht zu atmen.
„Wie gesagt, ich kenne den Auftrag nicht, aber Gerüchte sagten damals, sie sollten einen gewissen Alexej finden. Dieser hatte mehrere Anschläge verübt und hinterließ immer einen toten Fisch als Erkennungszeichen.”
Vorsichtig legte Cath eine Hand auf Amys Unterarm. Sie bemerkte, dass Amy fröstelte bei dem, was sie hörte. Amy versuchte ruhig zu bleiben, aber bei allem was sie gehört hatte, musste sie dabei an ihren gefallen Bruder Michael denken. Dieser starb bei einem Einsatz in Afghanistan. Nie hatten sie oder ihre Eltern den wahren Grund erfahren, was er für einen Einsatz gehabt hatte. Es hieß nur, er starb in Pflichterfüllung, und das Land dankte ihm für diesen Einsatz. Traurig blickte Amy auf die Tischplatte und kniepelte an ihrem Finger.

„Amy, ich weiß, Sie haben Steve anders kennengelernt als ich. Im Gegensatz zu früher ist er jetzt ruhiger und ausgeglichener. Damals war das ein anderes Leben.“
„Gibt es keine Unterlagen darüber?“, hakte Amy nach und rutschte ein Stück auf die Kante der Bank.
Catherine schüttelt kurz den Kopf.
„Ich konnte keine Akteneinsicht erhalten, die Anfrage steht noch aus.“
Amy runzelte die Stirn.
„Ok, und warum fragen Sie nicht die beiden anderen Seals, die beim Auftrag dabei waren?“
Catherine atmete schwer aus, was bei Amy ein Magengrummeln verursachte, und die Hoffnung, ihn bald zu finden, verflüchtigte sich langsam.
Ruhig und besonnen erklärte Cath Amy, dass die anderen tot waren. So war Steve der einzige, der vom Team noch übrig geblieben war.

Zeichen der Vergangenheit  (Hawaii Five-0, Steve Mcgarrett, Alex oLoughiln)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt