Kapitel 46

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Mit quietschenden Reifen hielt der Van neben dem Hubschrauber. Die Entführer zerrten Schmidt aus dem Wagen und rannten auf den Helikopter zu.

Herr Braun steckte seinen Kopf aus dem Cockpit und lächelte entschuldigend.

„Bitte tausendmal um Vergebung, dass ich nicht besser auf ihn acht gegeben habe, aber eurem Kollegen ist ein kleines Missgeschick widerfahren. Er ist auf einem herumliegenden Skateboard ausgerutscht und hat sich den Kopf angeschlagen. Leider hat er das Bewusstsein verloren. Ich musste ihn den ganzen Weg zum Hubschrauber ziehen.“

Er deutete auf eine zusammengesunkene Gestalt in schwarzer Strumpfmaske, die neben ihm auf dem Sitz ruhte.

„Scheiße!“, fluchte der Anführer. „Und von uns kann sonst niemand den Hubschrauber fliegen. Na dann, Planänderung. Los, komm in den Wagen. Hop, hop!“

„Aber das ist doch ganz unnötig. Ich kann den Hubschrauber fliegen, wohin auch immer Sie wollen“, bot Braun an.

„Wirklich? Du... Sie können Hubschrauber fliegen?“

„Aber ja.“

„Warum zum Teufel würden Sie uns dabei helfen Sie zu entführen??“

Braun zuckte mit den Schultern. „Entführt werde ich so oder so. Im Helikopter kann ich wenigstens die Aussicht genießen.“

„Sie haben sie nicht mehr alle, wissen Sie das?“

„Ja. Also was ist, lassen Sie mich fliegen?“

Der Anführer drehte sich zu Schmidt um. „Kann er das Ding wirklich fliegen?“

Schmidt nickte und konnte sich kaum das Grinsen verkneifen. „In Braun schlummern verborgene Talente. Am Steuer eines jeglichen Gefährts, ob zu Lande zu Wasser oder zu Luft, ist er unübertroffen. Besonders wenn er Alkohol intus hat.“

„Also gut“, seufzte der Anführer. „Ich spendiere eine Runde. Aber dann fliegen wir los. Wir sind schließlich professionelle Entführer und haben einen Zeitplan einzuhalten.“

*~*~*~*~*~*

Frau Oppermann blickte sich mit gerunzelter Stirn im Cockpit des Flugzeugs um.

Also... dieses komisch geformte Ding war wohl das Lenkrad. Und diese piepsende Apparatur mit der rotierenden grünen Linie? Irgend so eine neumodische Uhr vermutlich, und diese hatte nicht mal aufgemalte Ziffern. Waren wahrscheinlich längst abgerieben. Was für schlechte Qualität! Und dafür zahlte man heutzutage 100 Millionen Euro! Nächstes Mal musste sie daran denken, gleich zehn Stück zu kaufen. Vielleicht bekam sie dann Mengenrabatt.

*~*~*~*~*~*

„Nein und nochmals nein! Ich will weder die Kasse klauen noch irgendetwas in die Luft sprengen! Ich bin kein Bank- oder sonstiger Räuber, sondern ein Entführer!“

„W- wünschen Sie Geiseln?“ fragte die zitternde Verkäuferin hinter der Kasse.

„Nein!“

„Außerdem hat er schon eine“, fügte Herr Schmidt mit einem stolzen Lächeln hinzu.

„Sie können allesamt aufstehen und mit Ihren Einkäufen fortfahren!“ knurrte der Chef der Entführer. „Mein Gott, mein Gewehr ist nicht mal entsichert! Und Sie, lassen Sie gefälligst die Finger vom Telefon! Sie müssen die Polizei gar nicht rufen! Ist es vielleicht ein Verbrechen eine Strumpfmaske zu tragen?“

„N- nein.“

„Na also!“

Die Verkäuferin schluckte und beäugte nervös das Maschinengewehr ihres Kunden. „Was wünschen der Herr denn?“

„Nur ein paar Flaschen Bier. Wir hatten keine mehr im Auto.“

„Haben Sie Herrn Schmidts besten Fusel?“ fragte Schmidt.

„J-ja, davon haben wir über 30 Kisten auf Lager.“

„Wie verkauft es sich denn?“

„G-geht weg wie w-warme Semmeln.“

„Haben Sie es selbst schon einmal probiert?“

„Einmal.“

„Und?“

Langsam beruhigte sich die Verkäuferin. Anscheinend hatte keiner der Männer vor sie zu erschießen. Das war doch schon mal etwas. „Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß ich im Ritterkostüm und mit einem Mordskater auf dem Kirchturm der Stadt und hatte keine Ahnung, wie ich da herausgekommen war.“

Schmidt lächelte stolz. „Tja, mein eigenes Rezept.“

„Was, sind Sie etwa Her Schmidt?“ Die Augen der Verkäuferin weiteten sich.

„Aber ja.“

„Bekäme ich vielleicht ein Autogramm? Ich bin ein großer Fan von Ihnen. Hier, auf die Rückseite von dem Kassenzettel...“

„Gern.“

Der Strumpfmaskenträger räusperte sich. Herr Schmidt blickte auf.

„Ja?“

„Ich möchte ja nicht stören, aber das ist immer noch eine Entführung. Wenn Sie mit Ihrer Autogrammstunde fertig sind könnten wir uns vielleicht auf den Weg machen!“

„Ich komme sofort... Schmidt, für... wie heißen Sie?“

„Andrea. Andrea Terloh.“

„Andrea, was für ein hübscher Name.“

„Wirklich?“ Die Verkäuferin errötete bis unter die Haarwurzeln. „Ich... ich wollte Ihnen sagen, ich bin eine sooo große Bewunderin von Ihnen, Herr Schmidt! Könnten sie schreiben 'Von Herrn Schmidt, für Andrea, Präsidentin des Elmenwegs 4'?“

„Von Herrn Schmidt.... für Andrea... Präsidentin des Elmenwegs 4. Hier, wie ist es?“

Die Verkäuferin presste das Autogramm an ihre Brust. „Wundervoll!“

„Gut. Und nicht vergessen, Ihr alle,“ rief Herr Schmidt, als ihn der Chef-Entführer am Arm packte und zusammen mit einem Sixpack aus dem Laden schleifte, „Euer eigener Staat- nur 29, 99 Euro.“

„Bleiben Sie doch noch eine Weile,“ rief die Verkäuferin. „Wir haben sehr interessante Artikel im Angebot.“

„Vielleicht ein andermal. Im Moment bin ich gerade etwas mit einer Entführung beschäftigt!“

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Was denkt ihr, bringe ich die Entführung realistisch rüber :D :D ?

Ich möchte diese Gelegenheit noch nutzen um allen zu danken, die meine Story 'Die Staats-AG' über die 1000 Votes-Grenze gebracht haben. Jede einzelne Stimme für meine Geschichte ist für mich ein kostbarer Schatz!!

GGGGGGGGGGGGLG

(oder ein Dutzend mal ganz liebe Grüße)

Robert

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt