25 | Amilia van Theumer.

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Bedingungslose Liebe.

Das war alles, was ich an jenem 8. Januar verspürte.

Eine Liebe, welche womöglich niemals tiefer gehen konnte.

Erschöpft, jedoch voller Glücksgefühle blickte ich vorsichtig zu Markus hoch.

Dessen glitzernden, braunen Augen waren auf das kleine, zierliche Wesen in meinen Armen gerichtet, welches seinen Zeigefinger umfasst hatte und dabei friedlich schlief.

Vor knapp vier Stunden hatte unsere Tochter nach neun aufregenden Monaten das Licht der Welt erblickt. Ganze zwei Tage nach dem errechneten Geburtstermin und trotz allem doch viel schneller, als schlussendlich erwartet.

In den letzten Wochen vor Januar, vor allem zwischen den Feiertagen, hatte ich mich beinahe jeden Abend bei Markus ausgeheult, wie sehr ich das Ende der Schwangerschaft herbeisehnte.

Ich hatte meinen Babybauch geliebt; liebte mein Baby, aber die Schmerzen in Rücken und Beinen waren schon fast unerträglich für mich geworden.

Ich hatte trotz enormer Müdigkeit nicht mehr richtig schlafen können, weil ich keine für mich bequeme Position gefunden hatte und gefühlt musste ich alle zehn Minuten die Toilette aufsuchen, weil meine Blase gedrückt hatte.

Markus war die ganze Zeit über - wie immer - ein wahrer Vorzeigepartner geblieben.

Er hatte meinen massiven Stimmungsschwankungen standgehalten, behielt den Überblick über meine Untersuchungstermine, wenn ich diese versehentlich vercheckt hatte und er hatte stets darauf geachtet, dass ich mich in den ganzen Vorbereitungen auf unser Kind nicht selbst vergaß.

Alle Feierlichkeiten der letzten Wochen wie zum Beispiel unseren Jahrestag, den ersten Hochzeitstag, das letzte Weihnachten zu zweit oder Silvester hatten wir ohne großen Trubel oder Aufwand zelebriert. Es hatte an diesen Terminen nur uns beide gegeben, und ich war Markus unbeschreiblich dankbar dafür, dass er mich vor allem in der Endphase der Schwangerschaft nie wirklich aus den Augen geschweige denn alleine gelassen hatte.

"Sie ist so winzig..", flüsterte Markus fasziniert, ohne seinen Blick von dem Baby abzuwenden, was mir ein zartes Lächeln auf die Lippen zauberte.

Der Blonde lag auf seiner Seite neben mir auf dem Krankenbett. Sein rechter Arm war hinter mir auf dem Kopfkissen abgestützt, sodass seine Hand in angenehmenen Bewegungen meinen Kopf massieren konnte und ab und an entfloh mir ein wohliger Seufzer, wenn er spürbar mit einzelnen Haarsträhnen spielte.

Meine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, während mir unser kleines Wunder zusätzlich Wärme schenkte.

"Sie hat auf jeden Fall deine Augen.", offenbarte ich ihm in derselben Lautstärke, woraufhin Markus einmal stumm durch die Nase auslachte.

Sein Daumen fuhr federleicht über das schmale, rosane Armband am Handgelenk unserer Tochter, ohne seinen Zeigefinger aus ihrer lockeren Umklammerung zu lösen.

Mit einem breiten Lächeln hatte Markus nur wenige Minuten nach der Geburt einen Stift und besagtes Namensarmband von der behandelnden Hebamme entgegengenommen und voller Stolz den Namen unseres Babys in seiner saubersten Schönschrift darauf niedergeschrieben.

Amilia. Amilia van Theumer.

Wir waren uns damit bereits vor Monaten recht schnell einig geworden.

Der Blonde hatte bei der Namenswahl lediglich darauf bestanden, dass es ein niederländischer Vorname wird und spätestens, als ich das erste Mal gehört hatte, wie er den Namen in Kombination mit seinem Familiennamen aussprach, war es um mich geschehen gewesen.

"Sie wird auf jeden Fall strohblond.", lachte Markus leise, was auch mich müde kichern ließ.

"Alles andere wäre ja auch ziemlich fragwürdig gewesen.", flüsterte ich und kuschelte mich bemüht vorsichtig noch etwas näher an ihn, woraufhin er mir einen zarten Kuss auf meinen Scheitel hauchte.

"Ich bin so stolz auf dich, Elena." Die Zärtlichkeit in Markus' Stimme brachte mich wiederholt zum Lächeln. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe." Erneut küsste er meinen Kopf und ich seufzte als Antwort nur glücklich.

Amilia quengelte im Schlaf, weshalb sowohl meine als auch Markus' Augen auf sie fielen.

"Hey, shh. Dich liebe ich natürlich auch.", flüsterte der Blonde witzelnd.

Die der letzten Stunden geschuldete Erschöpfung überrollte mich langsam und ich gähnte einmal. Der Blonde löste sich daraufhin etwas von mir, entzog seinen Finger ganz sachte denen unseres Mädchens und stand leise von der Matratze auf.

"Was machst du?", fragte ich ruhig und kuschelte mich parallel etwas tiefer in das Kissen hinter mir.

"Dich schlafen lassen.", wisperte Markus bloß. "Gib sie mir. Wir bleiben genau hier neben dir, aber du brauchst wirklich ein paar Stunden Ruhe, Baby."

Protestlos ließ ich zu, dass Markus mir Amilia von der Brust nahm. Er hielt sie behutsam in seinem linken Arm, während er mit seiner freien Hand erneut gegen ihre Finger stupste, woraufhin sich die kleine Hand öffnete und sich wie vorhin um den Zeigefinger des 28-jährigen schloss.

Markus lächelte beinahe verliebt auf sie herab und ich beobachtete ihre Interaktion noch einen Moment gerührt, bevor ich die Decke bis zum Kinn hochzog und langsam nicht mehr verhindern konnte, dass mir wenig später die Augen zu fielen.

Das L(i)eben danach...Where stories live. Discover now