26.Kapitel

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Ren hatte sich neben Rikki auf der Matratze breitgemacht und rauchte eine Zigarette. Er trug einen abgewetzten hellgrauen Hoodie der verdammt bequem aussah und wieder eine baggy Jeans von deren Stoffmenge man zwei normale Jeans hätte herstellen können.

Rikki saß im Schneidersitz neben ihm, rauchte ebenfalls und erzählte ihm gut gelaunt irgendwas. Als ich den Raum betrat verstummte sie und beide drehten sich zu mir.

,,Wie geht's dir?" Fragte Rikki. So teilnahmsvoll als käme ich von einer Beerdigung.

,,Mir ist ein bisschen kalt." Machte ich unbestimmt und starrte den Tätowierer an. ,,Was machst'n du hier?"

Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und räkelte sich. ,,Wollte gucken ob du wieder frei bist."

,,Bin ich." Murmelte ich und ließ mich ihm gegenüber auf meine Matratze sinken. War er gekommen um zu hören, dass er Recht gehabt hatte? Das ich mir, alleine in der Dunkelheit sitzend, tausendmal gewünscht hätte ich hätte seine Warnung erst genommen?

,,Gib mir mal auch eine Zigarette, bitte." Bat ich Rikki. Und dann biss ich in den sauren Apfel, holte tief Luft und sagte: ,,Ja, okay, ich hätte auf dich hören sollen, Ren. Auf euch beide. Ihr hattet Recht damit, dass ich dumm war, okay? Ihr hattet Recht! Das weiß ich jetzt. Ich hätte auf dich hören sollen, Ren."

Mit wütenden Bewegungen riss ich mir das Handtuch vom Kopf und begann meine Haare trocken zu reiben. Rikki und der Tätowierer wechselten einen erstaunten Blick.

,,Ist schon gut." Meinte der Junge und nahm einen tiefen Zug. ,,Das du ein bisschen die Grenzen austesten wolltest ist normal, das haben wir alle am Anfang gemacht. Ich hätt dich denen einfach nicht so in die Arme laufen lassen dürfen. Nächstes Mal zieh ich dir persönlich ne Jacke über."

,,Du konntest ja nicht ahnen was passieren würde." Sagte Rikki. ,,Auf keiner normalen Schule wär das was du anhattest ein Problem gewesen. Wir sind einfach schon so lange hier, dass wir vergessen haben was normal ist und was nicht."

Sie kramte in ihren Sachen herum und ihr Ton wurde heiterer. ,,Ich hab dir was vom Mittagessen mitgebracht, Ifa."

,,Oh Prima." Stöhnte ich. Der Hunger, der sowieso mein ständiger Begleiter hier war, hatte sich in den letzten Stunden noch verschärft. Meine Aufmerksamkeit wurde von dem belegten Brötchen, das Rikki mir reichte, erstmal völlig in Anspruch genommen.

Als ich wieder aufsah plauderten Rikki und Ren wie alte Freunde.

,,Das ist schon ein verdammtes Drecksloch in dem ihr hier wohnt." Sagte der Tätowierer trocken und drückte seine Kippe an der Wand aus. ,,Wollt ihr nichtmal versuchen ein Bisschen aufzusteigen? Wenn ihr euch ein, zwei Wochen zusammenreißt kriegt ihr villeicht wenigstens was mit richtigen Betten."

Rikki zuckte mit den Schultern. ,,Zusammenreißen liegt mir nicht so. Und der da noch weniger." Sie deutete mit dem Daumen auf mich.

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Wenn morgen Nacht alles nach Plan läuft muss ich das auch gar nicht mehr. Hast du Suho nochmal gesehen?"

,,Nein, aber seinen Bruder."

,,Ach, ist morgen euer Einbruch?" Ren erkundigte sich so beiläufig als handele es sich um einen Vokabeltest. ,,Was wollt ihr eigentlich machen?"

,,Ifa will ihr Handy aus dem Büro des Direktors stehlen." Erklärte Rikki.

Ren sah mich an. ,,Du brauchst ein Handy?" Träge schob er die Hand in seine Hosentasche und holte eins hervor. ,,Ey, sag das doch gleich."

Mit offenen Mündern starrten Rikki und ich auf seine Hand. Da lag ein Handy drin. Ohne Zweifel. Ein richtiges, echtes, ein wenig abgeranzt aussehendes Handy.

Die Schule in den Bergen Where stories live. Discover now