Kapitel 1

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Mein Blick festigte sich an der goldenen Inschrift eines Laden. "Lacies Trisae-Kräuter" stand in geschwungenen Buchstaben über dem blauem Eingang des Eckhauses. Ich war noch nie in dem Laden gewesen. Das sollte ich vielleicht mal machen, Kräuter brauchte ich übermorgen für meinen Unterricht mit Dr Lübersko.

Eine Frau stieß gegen mich, kein Wunder, der Jecses-Platz war wie jeden Abend hoffnungslos überfüllt. Fast jede Bürgerin und jeder Bürger trieb sich abends, um 20 Uhr, in den Gassen von Heathergate herum.
Jeder außer meinen Eltern. Sie dachten, ich wäre bei einer Freundin zu Besuch.

Der Geruch von Crêpes stieg mir in die Nase. Es ear alles so perfekt. Die dunkle, angenehm kühle Nachtluft und die warmen Lichter, die dem Platz Gefühl von Gemütlichkeit verliehen.

Vorsichtig dränge ich mich durch die dichten Menschenmassen. In einer Seitengasse musste ich einige Bücher besorgen. Haelyn und ich brauchten mehr Materialien für unsere Abschlussarbeit.

Ich schob mich durch eine Gruppe von alten Frauen.  Aus Versehen rempelte ich eine zu sehr an und beinahe verlor sie das Gleichgewicht. Plötzlich schnellten zwei Arme neben meinem linken Arm hervor und griffen die Frau rechtzeitig.
Erschrocken wich ich zur Seite und erblickte einen jungen Mann.
Er lächelte mich an. ,,Gern geschehen. Pass nächstes Mal besser auf, wo du dich durchquetschst. Sond geht das Ganze noch böse für dich aus." Verschwörwerisch zwinkerte er mir zu. Verwirrt sah ich ihn an. Was sollte das werden?

,,Ich wünsche noch einen schönen Abend, die Damen.", richtete er seine letzten Worte an die alten Frauen. Er tippte sich an seinen Hut und tauchte wieder in der Menge unter.

Mich irritierte sein plötzliches Auftauchen. Wie hatte er es nur geschafft, so schnell zu reagieren? Grübelnd lief ich durch die etwas weniger belebte Gasse. Ich kam einfach zu keiner logischen
Antwort. Wie sehr ich es hasste, etwas nicht zu erfahren.

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Die kleine Glocke läutete eifrig, als ich die hölzerne Tür öffnete. Der Mann hinter dem Tresen schien mich nicht zu bemerken, obwohl das Glöckchen nicht gerade leise gewesen war. ,,Hallo?", fragte ich leise. Früher hätte ich die Begrüßung sicherlich halb geschrien, doch meine Eltern hatten es geschafft, mich nach ihren Wünschen zu formen.
Mehr oder weniger.

,,Ach, guten Abend, Miss Dexson! Ich habe Sie gar nicht bemerkt." Langsam schritt ich auf den Mann, Robertson Clanville, zu. Ich liebte diesen Laden. Die alten, mysteriösen Bücher, die unzähligen Pflanzen und die Sammlungen magischer Gegenstände. Müsste ich mein restliches Leben an einem festen Ort verbringen, würde ich diese Buchhandlung wählen.

,,Ich benötige zwei Exemplare von ,,Mathematik der Tecionen" und ,,Fortschrittliche Erfindungen der Zeplex-Schwestern"."
,,Ist das alles?" ,,Genau, das wäre alles."

Seine kurzen Haaren standen etwas ab. Und wo war eigentlich seine runde Brille hin?
,,Mit was experimentieren Sie dieses Mal?", fragte ich interessiert.
Clanville, der sich gebückt hatte, um die Mathematikbücher hervorzuholen, lachte begeistert auf.

,,Ich kann es Ihnen zeigen, falls Sie ein Interesse für meine verrückten Ideen hegen sollte."
Sollte ich mit ihm gehen?
Seine Erfindungen waren spannend und seine Ideen waren gut, doch in der Praxis scheiterte Clanville häufig. Nicht häufig, sondern jedes Mal.

,,Sehr gerne, ich bin mir sicher, Ihre Erfindung wird mich wie jedes Mal begeistern." Jetzt strahlte Clanville förmlich. Seine Familie war vor vier Jahren durch eine Seuche im Ausland verstorben. Es hatte ihm unglaublich zu schaffen gemacht.

Die Ladenglocke klingelte erneut. Mein Blick schnellte zu der alten Holztür. ,,Raylee? Du bist auch hier?" Ruby Fawn ging sofort auf mich zu, ohne Robertson Clanville zu begrüßen. Sie umarmte mich freudig. ,,Besorgst du dir auch noch die letzten Bücher?" Ich nickte. „Ja, ich kaufe direkt für Haelyn mit, sie muss heute ihren Eltern helfen."
„Stimmt, das hatte die heute Morgen erwähnt."

Haelyn, Ruby Fawn und ich besuchten denselben Abschlussjahrgang. „Möchten Sie möglicherweise uns begleiten, Miss Perphe?" „Was gedenken Sie denn zu besichtigen?" „Meine neuste Kreation: den Leipo-Adler-Laser!"
Ruby Fawn schien nichts dagegen zu haben.

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Nur kurz darauf standen wir in einem Aufzug, der uns nach unten führte. Wie oft war ich bereits hier unten gewesen? Zwanzigmal? Dreißigmal?

Während der Aufzug ratternd nach unten fuhr, wandte sich Ruby Fawn mir zu. „Stimmt es eigentlich?" „Was soll stimmen?" fragte ich irritiert zurück.
,,Ich habe vorhin aufgeschnappt, dass dein Bruder Clive in wenigen Stunden die Stadt erreichen soll."
Clive kam? Warum hatten mir meine Eltern nichts erzählt? Diese Information wäre schön gewesen.
,,Ich habe keine Ahnung, ob da etwas dran ist.", schob sie hinterher, als ich nicht antwortete.
,,Spätestens zu Hause werde ich das erfahren."

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Der bissige Geruch von Benzin brannte förmlich in meiner Nase. Dampf stieg aus Rohren hervor und hüllte den Raum in eine nebelige Atmosphäre. Noch dazu hupten und kleckerten die verschiedensten Dinge. Uhren, Zahnräder und Erfindungen, die ich nicht deuten konnte.

,,Darf ich vorstellen: Mein Leipo-Adler-Laser!" Stolz riss Clanville ein Tuch von dem merkwürdigen Apparat weg. Der messingfarbene Kasten schimmerte durch das künstliche Licht, welches den Raum erhellte.

,,Wofür brauchst du einen Leipo-Adler-Laser? Mein Bruder hat vor sieben Jahren alle vertrieben. Die Adler werden die Stadt nicht erneut in Gefahr bringen.", bemerkte ich. Damals hatte er dafür den Eirene-Orden erhalten. Mit 17. In einem Jahr würde ich so alt sein, wie er damals. Meine Eltern versuchten mich ständig davon zu überzeugen, dass ich auf dem richtigen Weg war. 

Aber das war ich nicht. Mir gelangen nur selten Zauber und mein Schutz gegenüber magischen Bedrohungen ließ auch zu wünschen übrig. Das Einzige, worin ich gut war, war die Theorie. Aber nur mit theoretischen Kenntnissen konnte man keinen Orden gewinnen. Sie halfen, aber den Eirene-Orden bekam man nur durch eine äußerst mutige und erfolgreiche Tat. 

„Falls sie zurückkehren sollten, bin ich vorbereitet. Im Gegensatz zu den restlichen Bürgerinnen und Bürgern.", entgegnete mir Clanville. ,,Aber sie werden nicht zurückkehren, man sagt, dass sie weitegezogen seien. In Richtung Pollsfield.", mischte sich nun auch Ruby Fawn ein. In Robertson Clanvilles Augen glitzerte Furcht, vermischt mit etwas Wahnsinn. Ja, der Mann war verrückt. Und trotzdem waren wir so etwas wie Freunde. 

Ich beschloss, Clanville in Ruhe zu lassen. Etwas interessiert nachfragen und er war zufrieden. ,,Was bewirkt es? Wie kann dieses Gerät Monster vertreiben?" Seine Augen strahlten, so wie immer, wenn er mir von seinen Erfindungen erzählte. ,,Also, wenn man hier diesen Knopf betätigt, geht der Laser an. Die Leipo-Adler sind extremst laserempfindlich, ein bloßer Kontakt mit meinem Laser würde sie umbringen."

Das klang spaßig. Es schüttelte mich, da mir sofort wieder die Bilder von damals in den Kopf schossen. Die toten Vögel hatten wirklich überall gelegen. Ich war gespannt, ob die Gerüchte, von denen Ruby Fawn mir erzählt hatten, wirklich wahr waren. Denn wenn sie stimmten, würde ich meinen Bruder wiedersehen. Endlich.

.・。.・゜✭・.

~1079 Wörter

Ich habe es tatsächlich noch geschafft, innerhalb von zwei Tagen eine weitere ONC-Geschichte zu starten. Mal schauen, ob ich die erste Runde schaffe :)


Schreibt bitte hier Wörter für das Glossar auf: 

𝚃𝚑𝚎 𝚂𝚘𝚗𝚐 𝚘𝚏 𝙼𝚘𝚘𝚗 𝚊𝚗𝚍 𝚂𝚞𝚗Where stories live. Discover now