Fünfunddreißig

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Euer Training war beendet, doch wie sonst auch immer, standest du noch in der Halle und übst deine Aufschläge. Irgendetwas hattest du heute geplant, doch du wusstest nicht mehr genau was es war.

Wenn es wichtig ist, wird es mir schon wieder einfallen!, das war dein persönliches Mantra, wenn du etwas vergessen hast. Doch deine Priorität, war wie immer der Volleyball, den du mehrmals gegen das Linoleum prellst und hinterher hochwirfst, um anschließend mit voller Wucht dagegen zu schlagen.

Als die Tür zur Halle aufgerissen wurde, erschreckst du erst ertappt zusammen. Obwohl das was du tatst, nicht verboten war. Dennoch bekamst du die letzten Monate viel zu oft Ärger für dein Zusatztraining, dass dein Körper ganz automatisch so schreckhaft auf die knarzende Hallentüre reagierte.

Verwundert sahst du zu Hakuba, dem männlichen Zwilling deiner besten Freundin.

„Ich dachte ihr habt heute kein Training?", fragst du irritiert, als er mit einigen anderen Drittklässlern in die Halle marschierte.

„Und dein Training ist doch schon vorbei, oder nicht?", es schüttelte dich, als du die Stimme Hirugami's wahrnahmst. Erwischt.

„Wir haben gleich ein Trainingsspiel", mischte sich Hoshiumi mit ein, dem du die Vorfreude regelrecht ansehen konntest und leicht zuckten deine Mundwinkel nach oben.

„Wirklich? Gegen we-", bevor du deinen Satz beenden konntest, drangen bereits mehrere Stimmen zu euch, die das energische Funkeln in deinen Augen geradezu antrieben.

„Sie sind zu früh.. gibt's das auch mal..", Hirugami rieb sich die Stirn und allesamt saht ihr auf die Hallentüre, durch die das Team der Inarizaki bereits eintrat.

„MAYAAAA-CHAAAN", bevor Atsumu auf dich springen konnte, wurde er bereits von Ginjima, am Kragen seines Trainingsanzugs, zurückgehalten. Der blondgefärbte Zwilling schmollte und während sich sein Bruder zu dir gesellen durfte und ausgelassen mit dir plauderte, wurde er mit den anderen zur Umkleidekabine gezerrt.

Kaum war Atsumu in sein Trikot geschlüpft sprintete er erneut auf dich zu. Legte seinen Arm um dich, doch hielt sich die andere Hand zutiefst verletzt an seine Brust.

„Du hast unser Spiel nicht gesehen", er ließ seine Unterlippe baumeln und wenn du nicht bereits wüsstest, wie nervig der Blondschopf eigentlich sein kann, würdest du ihn genau in diesem Moment unter die Kategorie 'süß' zuordnen.

Dass der Setter so nachtragend war wusstest du bereits, doch dass er noch so lange nach dem Frühlingsturnier auf dein Fehlen herumhacken würde, erstaunte selbst dich. Dabei warst du gesundheitlich verhindert und wolltest sogar ums Verrecken zusehen.

Für einen Drittklässer – ja, das wart ihr nun – stellte er sich nicht besonders reif an. Doch auch das war kein Staatsgeheimnis. Dein Blick huschte voller Mitleid zum grauhaarigen Zwilling, der deine Gedanken wohl lesen konnte. Es tut mir leid, dass du ihn 24/7 ertragen musst.

Du bedauerst es sehr, dass du das Spiel zwischen der Inarizaki und der Karasuno nicht sehen konntest. Es juckte in deinen Fingerspitzen und du konntest nicht öfter beteuern, wie sehr du dich freutest die Krähen mal live spielen zu sehen. Leider hatten dich deine eigen Rivalen direkt ins Krankenzimmer befördert..

„Traurig, dass dich Kageyama besiegt hat", schulterzuckend schiebst du seinen Arm von dir und auch wenn du einen Hauch Mitleid empfindest, würdest du das vor dem selbstgefälligen Miya niemals zugeben.

Sein Mund hing noch mehrere Augenblicke offen, bis er die Augenbrauen tief zog und zu dir aufschloss.

„Ich bin der beste Setter Japans. Das weißt du Maya-chan.. sag schon, du weißt es oder?", gegen Ende klang er beinahe schon verzweifelt und nun konntest du die Empathie dem Setter gegenüber nicht mehr ganz so gut zurückhalten wie zuvor. Also dachtest du dir, dass du ihm ausnahmsweise mal etwas Gutes tatst und tätschelst ihm sanft den Oberarm.

„Stimmt, du hast recht – du bist der Beste!", dein sanftes Lächeln ließ ihn kurz in der Bewegung innehalten, ehe er zischend davon stampfte.

„Sie nimmt mich nicht ernst..", hörst du ihn noch grummeln. Irritiert sahst du dich umher, bis Osamu glucksend neben dir stand.

„Er ist es nicht gewohnt, dass du so was sagst und dann auch noch ernst meinst.. warte.. das war doch ernst gemeint?!", vergewisserte auch er sich sicherheitshalber noch einmal und seufzend nickst du. Jahrelange Sticheleien hatten nun mal auch ihren Preis. Ihr konntet kein wahrhaftiges Lob voneinander.. ernst nehmen.

Als sie alles aufgebaut hatten, schielst du zu deiner Tasche, in der sich dein Handy befand. Seit dem Tag am Strand hast du ständigen Kontakt zu Ushijima. Nur heute nicht wirklich.. du wolltest keine erneute Enttäuschung erleben, indem du verzweifelt auf dein Nachrichtenapp gehst, nur um keine von ihm vorzufinden. Frustriert fährst du dir durch die Haare und sahst gequält zu deinem Schulfreund, dessen Blick ohnehin auf dir lag.

„Meinst du ich darf euch zugucken, Sachi?", dass du seinen Namen abkürzt, daran musste sich der Mittelblocker noch gewöhnen, doch seine körperliche Reaktion war selbstverständlich der Rotschimmer auf seinen Wangen. Schnell dreht er sich weg und lenkt von sich ab. Dabei ruft er in Richtung des Kapitäns, der nur seinen Daumen in die Höhe reckt. Ein gutes Auge mehr beim Training könnte ihnen nicht schaden.

Bevor sie beginnen konnten, öffnete sich die knarzende Türe der Halle erneut. Deine Augen weiteten sich vor Schreck und nun wusstest du wieder.. was du vergessen hattest.


„Yahoooo⁓"

Promise - Ushijima x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt