The Law Society

Kapitel 3

POV - June Kent

Missmutig und latent aggressiv stach ich auf die Salatblätter auf meinem Teller ein, während Misses Montgomery mir gegenüber sich so eben die Pasta aus dem Parmesanleib servieren ließ. Mit einem charmanten Lächeln ohne gleichen nahm sie den Teller vom Kellner entgegen und stellte ihn vor sich auf dem Tisch ab. Ich versuchte meinen unfreundlichsten Blick aufzusetzen, während auch ihr Lächeln augenblicklich erstarb sobald der Kellner unseren Tisch verlassen hatte. Wir starrten uns gegenseitig für einen Moment nieder, während ich mich von meinem Salat abgewandt hatte. Der Hunger war mir ab dem Moment unseres Kennenlernens im Büro eigentlich völlig vergangen, doch Montgomery mir gegenüber begann nun langsam ihre Spaghetti auf ihrer Gabel aufzudrehen während immer noch niemand von uns beiden ein Wort sagte.

Ich hätte alles getan um auf diesen Lunch zu verzichten, aber Mister Mountbatten hatte uns extra noch einmal ausrichten lassen, dass sein Tisch im Italiener um die Ecke heute uns vorbehalten war. Allein dass der Mann einen Tisch in einem öffentlichen Restaurant hatte, der immer für ihn freigehalten wurde, war aussagekräftig genug.

>>Du hast mir gar nicht gesagt, dass du ein Prädikatsexamen hast. <<, kam es auf einmal nun von meiner Begleitung mir gegenüber, womit sie mich wieder in die Realität zurückholte, während sie sich eine weitere Gabel voll mit Nudeln in den Mund schob. Was sollte das schon wieder? Hatte es irgendeinen Grund warum unser zweiter Gesprächsversuch wieder mit einer Provokation ihrerseits startete? Wann und warum hätte ich ihr das auch mitteilen sollen? Schlimm genug, dass sie als meine Vorgesetzte nicht wusste, welche Qualifikationen ihre Angestellten mitbrachten. Sie brachte mich bereits jetzt maßlos auf die Palme, aber das würde ich ihr niemals zeigen. Diese Genugtuung würde ich ihr nicht gönnen.

>>Du hast mir gar nicht gesagt, dass du verheiratet bist.<<, schoss ich zurück und bedachte sie mit einem Blick der Verachtung. Dieser Gedanke war mir erst in den letzten zehn Minuten wirklich gekommen. Misses Montgomery offenbarte wesentlich mehr, als nur ihren Namen. Misses machte sie zu einer verheirateten Frau und das war ein Trumpf ohne gleichen. Diese verheiratete Frau hatte mir mehr als nur einmal sehr offensichtlich das Angebot unterbreitet mit ihr zu schlafen und würde sie mir irgendwann zu sehr auf die Nerven gehen, dann würde ich diese Karte gegen sie verwenden.

Doch statt beschämt zu sein, lachte sie nun über meinen Konter und genehmigte sich einen Schluck von ihrem Weißwein.

>>Touché, da steckt wohl doch mehr in dir als ich zunächst angenommen habe.<<, antwortete sie leichthin und tippte sich an einen imaginären Hut. Diese Geste war so absurd, dass ich für einen kurzen Moment ein Lachen unterdrücken musste. Und wieso zur Hölle war es ihr nicht unangenehm, dass ich sie so offen darauf ansprach? Ich hatte mit einigen verheirateten Frauen geschlafen und sie alle waren vor Scham im Boden versunken, als ich sie danach darauf angesprochen hatte, aber sie nicht. Es schien gar nichts in ihr auszulösen und das frustrierte mich. Sie war wie eine glatte Gummiwand, alles was ich abfeuerte schien an ihr abzuprallen oder im schlimmsten Fall auf mich zurück zu schießen. Egal. Ich durfte mich nicht auf diese Ebene begeben ich war hier um zu arbeiten, um meine Karriere mit einem grandiosen Start zu versehen. Ich wollte brillieren und dabei würde sie mir nicht im Weg stehen. Wie hieß es doch so oft, der Klügere gibt nach und in diesem Fall war ich die Klügere. Ihre Provokationen würden mir nichts anhaben können.

>>Lassen wir das Geplänkel, ich habe kein Interesse an einem Schlagabtausch. Mountbatten hat mir gesagt er will, dass die Strafrechtsabteilung führend wird in diesem Land im kommenden Jahr und ich will meine Juniorpartnerschaft. Schaffen wir es irgendwie miteinander zu arbeiten?<<, fragte ich nun und ignorierte ihren Kommentar von davor völlig. Ich war hier, weil ich nach ganz oben wollte und das würde ich mir nicht versauen lassen, schon gar nicht von dieser Frau.