★Kapitel 20★

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Fleur,

Am späten Mittag stand ich hinter der Hütte im Garten. Dort zog ich mein Schwert aus seiner Scheide. Mit Schwung ließ ich es den Wind zerschneiden. Der Wind pfiff angenehm in meinen Ohren. Mein Atem wurde mit jedem hieb schwächer und abgehackter. Das konnte doch nicht wahr sein! Seufzend strich ich über meine Stirn, die mit meinem eigenen Schweiß benetzt war. Entweder wegen der Sonne oder wegen diesen paar hieben. Ich hoffte ersteres. Müde schloss ich die Augen steckte das Schwert wieder in seine Haltung und öffnete leicht träge die Augen. Dass ich mich wieder hinlegen konnte, weil das Training wohl ernsthaft an meinen Kräften gezogen hatte. Störte mich gewaltig. Seufzend ließ ich mich in die Hocke fallen. Der kalte Schweiß lief über meinen Rücken, was um ehrlich zu sein ziemlich unangenehm war. Mein Blick fing den klaren Himmel auf, der durch die Sonne schimmerte, als würde sie dafür sorgen, dass nur der Himmel Aufmerksamkeit bekam. Ein sanftes Lächeln huschte über mein Gesicht.
»Du warst schon ganz schön fleißig« Es war als hätte ich gewusst, dass er kam.
»Dir auch einen guten Morgen« Dumpf hörte ich seine Schritte auf dem Eis Boden, der unter seinen Füßen leise knirschte.
»Sag nicht schlecht aus« Zog er mich auf. Leicht genervt sah ich zu ihm auf.
»Wie lange hast du mich diesmal beobachtet?« Streng verengte ich meine Augen, bei meinen eigenen Worten. Er grinste mich nur unschuldig an.
»Ich weiß gar nicht was du meinst. Bin gerade erst gekommen«
»Verarschen kann ich mich selber..« Ich stoppte meine Worte, als ich realisierte, dass ich noch immer den Namen dieses Mannes nicht wusste.
»Wie heißt du eigentlich?« Schmunzelnd sah ich ihn an.
»Das verletzt mich jetzt aber« Er fasste sich gespielt geschockt ans Herz, als dachte er ich verarsche ihn.
»Ich meinte das ernst« Seine Züge entgleisten ihm kurz, bis er sich wieder fasste.
»Cedric«
»Cedric« Wiederholte ich lautlos. Seine Züge nahmen eine andere Emotion an, die ich aber nicht so schnell identifizieren konnte. Leicht verwirrt legte ich meinen Kopf schief und sah ihn an. Da schimmerte kurz Sehnsucht in seinen Augen, oder? Nein. Ich hatte das mir sicherlich nur eingebildet.
»Fleur«
»Ja?« Er riss mich aus meinen Gedanken, weshalb ich ihn neben der Spur ansah.
»Lass und anfangen, oder willst du doch lieber Wurzeln schlagen?« Das Funkeln aus seinen Augen war verschwunden, während der alte Cedric wieder zum Vorschein kam und mich triumphierend ansah. Ich werde dir dieses verdammte Grinsen raus prügeln!

Wenige Sekunden später standen wir uns gegenüber. Serafine spänte ziemlich auffällig aus dem Fenster, was sie wohl selbst nicht mitbekam, denn sehen konnte ich sie klar und deutlich. Nach einem tiefem Atemzug zog ich, das Schwert und stellte mich in Angriffsposition. Er zog sein Schwert aber nicht.
»Was wird das?« Verärgert über dieses zögern sah ich ihn an.
»Versuch erstmal mich zu treffen. Erst dann werde ich mein Schwert ziehen« Dieses dreckige grinsen! Hör endlich auf damit.
»Nimmst du mich etwa nicht für voll, weil ich eine Frau bin?« Das Ganze reizte mich aus irgendeinem Grund.
»Versuch mich zu treffen, dann nehme ich dich für voll. Nicht viele bekommen es hin mich zu berühren. Die meisten Bewegungen sind schlampig oder zu unüberlegt« Er sprach, als hätte er genug Erfahrung, um so von sich zu reden. Gott, wie mich das reizte! Ein leises Fluchen entwich mir, während Cedric mich mit einem neutralen Blick musterte.
»Benimm dich, das Training fängt genau jetzt an. Halt dich nicht zurück« Er benutze die Worte, um mich offensichtlich zu provozieren. Dieses verdammte Arschloch! Fest bis ich mir auf die Lippen, als ich fest meine Hand, um den Griff drückte und Cedric ansah.
»Sie mich nicht an, als würdest du mich gleich umbringen, dass macht mich sonst noch an« Witzelte er. Doch ob er es so meinte, war fraglich. Vielleicht fand dieser Spinner, das wirklich geil. Leicht schüttelte ich den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Konzentrier dich! Ich machte einen weiteren Atemzug, als ich ihn mit einem Blick fixierte mein Schwert richtig in meine Hand legte und losstürmte.
»Lektion eins. Niemals frontal angreifen, dass macht dich verletzbar« Er schlug mit zwei seiner Finger mein Schwert von sich weg. Durch die Verwirrung, die ich verspürte, merkte ich im gleichen Moment nicht, wie er mein Handgelenk packte. Es umdrehte und ich zischend, das Schwert fallen ließ.
»Lass mich los!« Jammerte ich laut. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als er mein Handgelenk auf meinem Rücken fixierte. Das andere ebenfalls packte und er mich mit dem Rücken an seine Brust drückte. Schwer schluckte ich, als ich harte Bauchmuskeln an meinen Rücken wahrnahm.
»Schachmatt« Hauchte er mir rau ins Ohr. Ein Schauer huschte über meinen Rücken, der sich in Gänsehaut umwandelte. Verdammte scheiße! Ich versuchte mich loszureißen, doch das war vergebens. Mit seiner freien Hand strich er einige meiner Strähnen hinters Ohr. Mein Atem ging flach und angestrengt, als er fester zupackte mit der Hand, die meine Hände festhielt hinter meinem Rücken. Es war so still, dass es mich nervös machte. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zu ihm und als ich in schwarze Augen sah, zuckte ich zusammen. Er starrte mich an. Durchbohrte mich mit seinen Augen, als wäre ich Beute die gefressen werden musste. Ich merkte selbst, wie mein Blick über sein Gesicht wanderte. Schlussendlich blieben meine Augen an seinen Lippen hängen. Mit geröteten Wangen sah ich verlegen weg, als ich dies merkte. Ich nahm sein raues lachen war. Sanft küsste er meinen Kopf und ließ mich frei. Völlig verwirrt sah ich ihn an.
»Wiederholen« Machte er mein großes Fragezeichen verständlich.
»Äh, Ja!« Das kurze Stocken meiner Seite aus glich ich mit lauten reden aus. Kurz lächelte ich ihn entschuldigend an. Atmete tief durch, um einen klaren Kopf zu bekommen und stellte mich ein paar Meter vor ihm. Meine Augen fanden sich in der Landschaft wieder, als ich mir einen Überblick über meine Chancen machte. Es kratzte ganz klar an meinem Ego, das ich merkte, dass ihn zu berühren eine Chance von 0,01% war. Wie ich dieses Mann dafür hasste.
»Ist die Landschaft schöner als ich?«
»Tausend Mal schöner, sei dir da sicher« Und wieder lachte er kurz rau. Verschränkte seine Arme vor der Brust und beobachtete mich. Meine Haut kribbelte unter seinen Blick, weshalb ich den Blick abwendete. Er benutzte sicherlich irgendeinen Zauber. Perverses Arschloch, der holt sich sicherlich jeden Abend einen runter. Fest biss ich mir auf die Lippen. Atmete tief durch, um mich wieder zu beruhigen. Es ist alles okay. Du musst ihn nur berühren, dann unterrichtet er dich endlich richtig. Das ist zu einfach. Dabei verdrängte ich mit Absicht, dass geschehe vor einigen Minuten.

Ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich versucht habe. Cedric zu berühren, denn er wich immer wirklich immer aus, als würde er um mich herumtanzen und mich dabei verspotten.
»Es reicht mir!« Schrie ich aufgebracht, wie ein kleines Kind was sein Willen nicht bekam.
»Unterrichte mich endlich richtig!« Er schüttelte seufzend den Kopf.
»An deinem Temperament müssen wir noch arbeiten kleines« Bei dem Kosenamen schoss mir unangenehm Hitze in die Wangen.
»Hör auf mich wie ein Kind zu behandeln und Kampf gegen mich richtig. Hieraus lerne ich doch gar nichts« Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass der Name mich kurzzeitig aus dem Konzept brachte. Doch sein verräterisches grinsen zeigte mir, dass er es wahrgenommen hatte.
»Ich behandle dich ganz gewiss nicht wie ein Kind. Ich garantiere nur deine Sicherheit, wenn du mich vorher erstmal studieren musst, um mich zu berühren. Wenn ich ernst machen würde, würdest du in wenigen Sekunden Tod sein und das wollen wir beide nicht« Bei seinen Worten gefror mir kurzzeitig das Blut. Leicht überfordert strich ich über meine Haut, die mit einer Gänsehaut überzogen war.
»Hast du das verstanden Vögelchen?« Fest biss ich mir auf die Lippen, während ich leicht beleidigt die Hände vor meiner Brust verschränkte.
»J-Ja« Presste ich leise hervor und funkelte ihn sauer an.
»Du bist, wie ein kleines Kätzchen« Ich wusste das er mich aufzieht und dennoch ließ es mein Herz, wie wild in meiner Brust schlagen. Unbemerkt versuchte ich mit der Kette zu spielen und seufzte leicht gequält, als hätte man mir was Schlimmes angetan. Mein Herz beruhigte sich langsam, was dafür sorgte, dass ich mich ebenfalls entspannte. Kurz schloss ich meine Augen und sah Cedric mit einem neutralen Blick an.
»Wir können weiter machen«

Es vergingen Wochen. Jeden Tag aufs Neue beobachtete er erst mein eigenes Training. Bis er erschien, um mich aufzuziehen. Jedes Mal aufs Neue verfluchte ich meine Ungeschicktheit, meine verdammte Naivität, meine Unbeweglichkeit. Ich hasste es. Ich hasste es mit jedem Tag mehr. Genauso, wie diesen Mann, der sich darüber amüsierte. Er mich beobachtete und es jedes Mal hin bekam mich an sich zu drücken. Der Körper Kontakt mit diesem attraktiven Mann, war eine Qual, denn ich sollte ihn hassen. Nicht nur für mich, nicht nur für meine Eltern, nicht nur für mein Volk, sondern am meisten für Serafine. Jedes sah sie mich gequält an, wenn sie uns mal wieder beim Training beobachtete. Ich sollte ihn hasse, um mein Herz zu beschützen. Schließ es ein. Selbst, wenn es mein eigenes Unglück verursacht.

......

1520 Wörter

Set Fire to the Air {Book One}Where stories live. Discover now