2. Reinkarnation

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Dein Pov:

Als ich meine Augen aufschlug konnte ich spüren das meine Wimpern etwas streiften. Es war noch immer dunkel um mich herum. Aus purer Gewohnheit wollte ich mir meine Haare mit der Hand zurückstreichen doch das war nicht möglich. Meine Hände waren hinter meinem Rücken und anscheinend zusammengebunden. Ich bewegte testweise mal meine Füße und ein Glück waren die frei. Auch Mund und Nase waren nicht bedeckt wofür ich sehr dankbar war im Moment.
Ich versuchte meine Beine anzuwinkeln da mich ein plötzlicher kälteschauer durchfuhr. Meine Füße bewegten sich langsam über den kalten Boden bis sie in etwas flüssiges kamen und innehielten. Gänsehaut legte sich über meinen ganzen Körper und ich konnte den aufkommenden Ekel nicht unterdrücken. Was war das bloß? Und wieso war mir so kalt? Ich hatte doch meinen Mantel angehabt? Richtig, angehabt. Das hatte ich jetzt nicht mehr. Ich konnte deutlich spüren das kein Stoff sich mehr um meine Arme legte. Auch meine Füße waren nackt und nass. Was war bloß geschehen? Wieso hatte ich andere Sachen an? Und wieso war ich gefesselt?
Ich musste unbedingt herausbekommen was geschehen war. Da kam mir dann auch schon eine Idee in den Kopf. Natürlich wusste ich nicht ob sie funktionieren würde, sie kam schließlich von tiktok aber hey ein Versuch wars wert. Auch wenn mein Körper gegen jegliche Art von Bewegung rebellierte zog ich meine Beine immer enger zu mir und ließ mich auf meine Seite fallen. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen sodass ich meine Beine durch meine, hinter dem Rücken zusammengebundenen Hände bekam. Nach mehrerem drehen und wenden und schmerzerfüllten aufkeuchen hatte ich es dann tatsächlich geschafft. Mit meinen Händen wieder vorne war es ein einfaches die Augenbinde nach unten zu ziehen. Somit konnte sie mir gleich als kleiner Schal dienen. Als sich meine Augen dann an das Dännerlicht gewöhnt hatten konnte ich einfach nicht glauben was ich sah und schloss sie sofort wieder. Das ist alles nur ein Traum, das ist alles nur ein Traum, versuchte ich mir einzureden.
Ich atmete mehrfach tief ein und tief aus und beruhigte mich dadurch ein bisschen. Als ich dann wieder die Ruhe selbst war öffnete ich nochmal meine Augen. Langsam verschaffte ich mir einen Rundumblick was nicht gerade schwer war. Zunächst hatte ich an die nicht weit entfernte Steinwand mir gegenüber geschaut. Und wenn ich Steinwand sage meine ich Steinwand. Also nicht mit Fliesen belegt oder aus Ziegelsteinen nein ich rede hier von Stein wie aus einem Berg oder Höhle. Ja, genau es sah so aus wie als wär ich in eine kleine mickrige Höhle gebracht worden. Es gab keine Fenster, keine Möbel und kein Tageslicht. Nur der Schein einer Fackel erhellte den vorderen Teil meiner kleinen Höhle.
Ich saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und links von mir, in Richtung fackelschein, konnte ich eine Tür erkennen. Eine Tür aus Gittern. Das war auch schon meine einzige Lichtquelle hier.
Ich ging in Richtung Tür und erkannte das kurz davor eine Fackel hing. Ich nahm sie aus der Halterung und ging wieder in den hinteren Teil meiner Zelle. Zumindest nahm ich an dass das hier eine Zelle war. Durch die Gittern hatte ich nämlich nur einen Gang und weitere Gittertüren sehen können. Als ich nun also den hinteren Teil beleuchtete konnte ich ein paar Ketten und Fesseln sehen die an Wand und Decke befestigt wurden waren. Auch sah ich einen Mini Tisch mit einem Krug und Teller darauf.
Ich bekam zunehmend das Gefühl von einem Deja vu. Das alles erinnerte mich an irgendwas. Ich hatte das Gefühl als wär ich hier schon hundert mal gewesen. Ich blickte an mir runter und sah das ich nur in dreckige Lumpen gekleidet war. Als ich meinen Blick dann wieder nach oben wandte sah ich auf dem Boden eine Blutspur. Sie sah aus als hätte irgendwer etwas in blutgetränktes herumgeschliffen. Ich verfolgte die Blutspur mit meinen Augen und entdeckte dann eine größere Blutlache. Ich ging darauf zu und konnte sehen das diese noch frisch und flüssig war. Auf einmal ging mir ein Licht auf. Ich erinnerte mich Blitzartig wieder an den Schmerz in meiner Brust, an das Ekelgefühl was ich hatte als ich was flüssiges unter meinen Füßen spürte und wie etwas in langsamen kleinen Rinnsalen meinen Körper hinunterfloss. Das hier war kein Blut von irgendwem oder irgendetwas. Nein, das hier war MEIN Blut!
Die Lumpen die ich anhatte waren dreckig daran gab es keinen Zweifel aber sie waren auch durchtränkt mit meinem Blut. Auf einmal hörte ich wie sich Schlüssel in einem Schloss drehten und blickte hoffnungsvoll auf. Doch es war nicht das Schloss was in meiner Gittertür eingelassen war. Es war auch nicht das Geräusch worauf ich gehofft hatte. Ein Geräusch was mir Freiheit versprach...und nicht nur Freiheit sondern auch Aufklärung.
Ich ging zu meiner Zellentür, da ich ein paar mir irgendwie bekannte Stimmen hörte. Noch immer hatte ich die Fackel in der Hand und zwängte meinen Arm mit dieser durch die Gitterstäbe damit ich besser sehen konnte.
Und dann sah ich eine Szene vor mir die ich in und auswendig kannte.
Der König Uriel und zwei weitere Wachen gingen in die von mir gegenüberliegende Gefängniszelle und sprachen mit dessen Insassen. Das war die Anfangsszene von Oblivion!!
Da war ich mir zu 100% sicher.
Das da drüben in der Zelle war der Spieler. Gerade in diesem Moment konnte er seine Gestalt anpassen, sich einen Namen und eine Rasse aussuchen.
Schon ein paar Sekunden später öffnete sich die Geheimtür und der König und sein Gefolge, plus dem Spieler, waren verschwunden. Ich konnte es nicht fassen war ich in dem Spiel? Träumte ich das alles nur? Nein dafür war der Schmerz zu real. Also erlebte ich das wirklich...
Aber wie war das möglich? Vielleicht mit einer VR-Brille und irgendwelchen anderen Sensoren um so etwas wie Schmerz nachzuempfinden? War die Technik schon so weit? Hm unvorstellbar war es auf jedenfalls nicht. Jedoch müsste ich doch die Brille fühlen können oder? Egal was es war ich war in Oblivion gefangen. Mehrfach sogar. Einmal im Spiel und einmal hier im Gefängnis. Wieso war ich eigentlich nicht der Spieler? Und wenn ich nicht der Spieler bin was bin ich dann? Ein Nebencharakter? War das eine neue Version von Oblivion? Oder war ich gar in einem NPC Körper gefangen und konnte nur mit bestimmten Sätzen reden? Da ich das laute sprechen noch nicht ausprobiert hatte konnte ich die Theorie noch nicht bestätigen. Doch das würde sich noch ändern.

Direktor der Anzugmänner Pov:

"Also das Fesseln müsst ihr beiden unbedingt noch üben. Sie hätte da viel leichter rauskommen sollen und die zerreißen können müssen."
Ich wandte mich vom Bildschirm ab und blickte auf meine Kollegen. Die beiden erwiderten nichts und blickten weiter gebannt auf den Bildschirm. Wir hatten Glück das sie noch nichts von den Dingen bemerkt hatte die wir an hier angebracht hatten. Dazu zählten die Kontaktlinsen welche für uns als Kamera dienten, die enge Kette die es erst ermöglicht hatte sie in dieses Spiel zu schicken und der Tracker den wir ihr in ihre Haut unter ihr Schulterblatt gesetzt hatten. Die Kette hatten wir dem aussehen her ihrer eigenen Kette außerhalb des Spieles angepasst in der Hoffnung das sie die dann nicht abnehmen würde. Denn würde sie sie ablegen wäre eine Rückkehr in unsere Welt nicht mehr möglich und wenn sie im Spiel sterben würde würde sie auch hier in dieser Welt sterben. Bisher ist es uns nur möglich gewesen den Geist des Menschen in ein Spiel zu schicken. Der Körper der Person wird hier zurückgelassen.
Bei unseren vorherigen Experimenten starben die Teilnehmer relativ schnell da sie mit dem Spiel nicht zurechtkamen und sind daher auch schnell wieder in diese Welt zurückgekehrt. Sie erinnerten sich nicht mehr was geschehen war. Alles was sie im Spiel erlebt haben war wie ausgelöscht.
Unser Ziel war es das der Geist der Teilnehmer ein Teil des Spiels wird. Dazu benötigten wir ein Teilnehmer der sich perfekt mit dem Spiel auskennt. Es war nicht einfach so jemanden zu finden.
Das Experiment sollte nämlich dazu dienen das wir in der Zukunft Menschen die körperlich schwer behindert sind in Spiele schicken können sodass sie dort eine zweite Chance bekamen.
Wir hatten uns also auf online Wettbewerbe konzentriert wo auszeichnungen der verschiedensten Kategorien vergeben wurden und sind dadurch auf Yana gestoßen. Da sie noch jung war, jedoch keine körperlichen Einschränkungen hatte wusste ich sie würde das hier nicht freiwillig machen, also durfte ich sie nicht vor die Wahl stellen.
Da der Geist nich wirklich freiwillig in das Spiel wechselt müssen wir ihm nur das als Fluchtweg geben. Das heißt wir müssen unsere Teilnehmer bis fast zum Tode verletzten und dem Geist dann den einzigen Ausweg geben und zwar das Spiel.
Es war schwer Leute für dieses Experiment anzuwerben. Deswegen hatte dieses Unternehmen insgesamt auch nur 20 Mitarbeiter. 2/3 davon waren Ärzte, um den Körper am Leben zu halten, und IT Leute. Der Rest beschäftigte sich damit unsere Teilnehmer zu beschaffen, aufzupassen das alles glatt lief und die Geschehnisse unsere Teilnehmer über die Bildschirme zu verfolgen.
Es war ein sehr aufwendiger Job für alle und wenn man einmal drinne steckte gab es kein Weg hinaus.
Auch baute dieses Experiment auf große Risiken. Es wäre fatal wenn der Teilnehmer zb die Kontaktlinsen entfernen würde und uns damit die Sicht nahm. Wir könnten dann nur noch den Standort mit dem Tracker bestimmen. Doch bisher hatten wir Glück und keinerlei solcher Vorfälle haben stattgefunden. Diese junge Frau, Yana, war unsere bisher größte Chance die wir hatten, also brauchten wir viel Glück das nichts schief ging.

NPC - Oblivion aus einer anderen SichtweiseWhere stories live. Discover now