Kapitel 6

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Ich saß in diesem verdammten Wagen und konnte einfach nur warten. Mein Herz hämmerte ganz wild in meiner Brust und ich empfand den starken Drang doch noch die Flucht zu ergreifen.

Auf dem Fahrersitz saß ein Vampir, der genauso wartete. Er blickte stur geradeaus und machte ansonsten keine Regung. Seiner Statur nach war er einer der Wächter des Königs. Dennoch trug er einen schwarzen Anzug. An seinem Hals entdeckte ich ein Tattoo, welches das Wappen der Familie Darkbloom war. Vielleicht trugen das alle Wächter als Zeichen der Solidarität.

Ich drehte mich dem Seitenfenster zu und betrachtete den Wald. Vielleicht konnte ich mich mit dem Anblick ein bisschen ablenken. Hier standen hauptsächlich Tannenbäume. Einige Nadeln lagen auf dem Boden und den Geruch konnte ich sogar hier drinnen wahrnehmen. Einer der Gründe den Wald zu lieben.

Als die Autotür geöffnet wurde, spannte ich mich an. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass der König sich auf die andere Seite der Rückbank setzte. Mit einem Knall wurde die Tür geschlossen und der Mann vor mir startete den Wagen.

Wir fuhren los und damit war es endgültig besiegelt.

Ich biss mir auf die Unterlippe und hielt die Tränen zurück. Dabei hätte ich am liebsten direkt los geheult.

Ich sah weiterhin aus dem Seitenfenster und der Wald zog an mir vorbei. Im Grunde war es ein ähnlicher Anblick wie auf meiner Fahrt zur Grenze. Allerdings dürfte sich das bald ändern, wobei ich keine Ahnung hatte wo das Monster mit den Fangzähnen lebte.

Erst nach ein paar Minuten, meinte der Mann neben mir: "Wie sehr du dich doch freust bei mir gelandet zu sein." Die Stimme war unverkennbar die des Königs. Dabei hätte er sich gerne in einen anderen Wagen setzen können. Scheinbar hatte er es kaum erwarten können mit seinem neu gekauften Haustier Zeit zu verbringen.

Ich biss mir auf die Unterlippe und schenkte ihm keine weitere Beachtung.

Was sollte ich auch sagen? Der Mann hatte meine Freundlichkeit nicht verdient.

Ihn störte das wenig, denn er meinte: "Ich musste lange auf dich warten. Dein Vater wollte dich einfach nicht hergeben. Vor etwa einem Jahr begannen die Verhandlungen." Das war ein langes Zeitfenster. Dann hatte mein Dad das wirklich lange hinausgezögert.

Wer weiß, ob das dumm oder vernünftig war. Es dürfte nämlich einige Tode gefordert haben.

Darkbloom fuhr fort: "Es wundert mich, dass er dachte, er könnte diesen Deal abschlagen. Seit einer Weile ist es klar, wer die Überhand hat und man sollte in Würde verlieren." Meiner Ansicht nach war er ein eingebildetes Arschloch. Allerdings schaffte ich es still zu bleiben.

Danach fiel Stille zwischen uns, die einen umbringen könnte. Wobei ich dem Tod mittlerweile nicht mehr abgeneigt war. Er fühlte sich eher wie eine Erlösung an.

Die Bäume um uns nahmen kein Ende. Vielleicht lebte der Vampir sogar in einer abgeschiedenen Gegend.

Vor einigen Jahrzehnten hatte mein Opa das Schloss der Darkblooms gefunden. Nur dürften sie mehrere Grundstücke besitzen. Und seit dem Fund hatte dort niemand mehr gelebt. Es hatte abgeschieden nahe der Berge gelegen. An sich war es gut versteckt gewesen, nur hatten Werwölfe einen guten Riecher.

"Du redest wohl nicht gerne." Seine Stimme klang dunkel, nahezu bedrohlich. Alleine deshalb konnte man Angstzustände bekommen. Mein armes Herz drehte beinahe durch. Er gab ein Seufzen von sich, so als wäre das unglaublich ermüdend.

Was zur Hölle hatte er sich bitte erwartet? Dass ich freudig an einer Unterhaltung mitwirkte? Oder, dass ich mich ihm um den Hals warf?

Falls ich damit richtig lag, war dieser Mann realitätsfern. Man konnte allgemein an seinem geistigen Zustand zweifeln. Denn niemand bei klarem Verstand kaufte eine andere Person.

Cruel Vampire KingWhere stories live. Discover now