Kapitel 7

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Aramis zog seine Hand zurück, aber zeigte keine Regung dabei. Das führte zur Schlussfolgerung, dass er keine Ahnung von meiner Erkenntnis hatte.

Er wandte sich ab und ging auf das Schloss zu. "Ich gebe dir eine kurze Führung, damit du dich fürs Erste zurecht findest. Dein neues Zuhause hat nämlich einiges zu bieten."

Ich wäre ihm ja gefolgt, nur überrannte mich die Übelkeit. Seine Mate zu sein widerte mich an. Ich wollte mir zwar einreden, dass das ein Irrtum war. Nur leider spürte ich unsere Verbindung.

Es war nicht zu halten, weshalb ich mich nach vorne beugte und übergab. Da ich heute nichts hinunter bekommen hatte, war es nichts außer Galle, die mir hochkam. Mein ganzer Hals brannte davon.

Gerade als ich mich aufrichten wollte, folgte die nächste Welle Übelkeit. Ich erbrach mich ein weiteres Mal und war dankbar, dass ich die Haare heute Morgen zusammen gebunden hatte. Die hätten das nämlich nicht unbeschadet überlebt.

Nach dem ich tief Luft geholt hatte, stellte ich mich gerade hin. Ich zuckte zusammen, als mir jemand ein Taschentuch hinhielt. Mein Blick schnellte nach oben und es war eine Frau. Sie dürfte in meinem Alter sein. An sich wirkte sie süß mit ihren blonden Haaren und den grauen Augen. Nur dürfte der erste Eindruck täuschen, immerhin war sie unverkennbar eine Vampirin.

Sie hob das Taschentuch an und meinte: "Das kannst du vermutlich gebrauchen." Auch ihre Stimme klang freundlich und Besorgnis spiegelte sich in ihrem Gesichtsausdruck wieder.

Das musste alles ein kranker Witz sein.

Dennoch nahm ich es an, denn sie hatte Recht. Ich sprach einen leisen Dank aus, der kam mir automatisch über die Lippen. So viel zum Thema, dass die Blutsauger meine Freundlichkeit nicht verdient hatten.

Ich wischte mir den Mund ab und hatte mit dem bitteren Geschmack des Erbrochenen zu kämpfen.

Ich sah nach unten, um sicherzustellen, dass meine Schuhe verschont geblieben waren. Die schwarzen Stoffschuhe hatten das tatsächlich überlebt. Die Kotze ignorierte ich und machte einen Schritt zur Seite, um sie zu umgehen.

Die Blondine begutachtete das Ganze und sagte: "Der Regen wird das sauber machen. Heute Abend soll noch ein Sturm aufziehen." Das klang wundervoll, denn die Putzaktion ersparte ich mir gerne. Meine Zustimmung blieb bei einem Nicken.

Mit dem Daumen deutete sie nun hinter mich. "Mein Bruder ist bereits drinnen. Also bekommst du die Führung von mir."

Ihr Bruder also, die grauen Augen hatten mich längst über ihre Verwandschaft hingewiesen. Dann war geklärt, dass der König eine Schwester hatte. Die Info hatte uns gefehlt. Den Blondschopf hatte seine Familie gut versteckt.

Sie setzte sich in Bewegung, zwangsläufig folgte ich ihr. "Übrigens bin ich Tiana. Du musst praktisch Ariela sein. Es freut mich, dass du endlich bei uns bist."

Hatte ich mich verhört? Meine Anwesenheit löste Freude in ihr aus? Seltsamer wurde es, da sie ehrlich klang. Ich sollte psychische Probleme in Erwägung ziehen.

Nach einem Räuspern antwortete ich: "Ja, die bin ich."

Wer auch sonst? Außer Aramis schliff des öfteren Frauen an. Dann wäre ihre Frage berechtigt.

Tiana fuhr aufgeregt fort: "Mein Bruder meinte, dass du vom Wolfblood Rudel kommst."

Hatte die Gute überhaupt eine Ahnung, wie genau ich hier gelandet war? Vielleicht redete ihr Bruder alles schön oder verschwieg ihr Dinge. Falls er das tat, konnte er vergessen, dass ich mitspielte.

"Ja." Mit der kurzen Antwort erkannte sie hoffentlich, dass ich an keiner Unterhaltung interessiert war. Am besten ließ man mich einfach in Ruhe. Obwohl die Führung eine tolle Idee war, dann hatte ich eine Ahnung was mich dort drinnen erwartete.

Die paar Stufen zum Schloss hatten wir erreicht und gingen diese hoch. Die Tür stand bereits offen, also konnten wir direkt das Gebäude betreten. Dabei vielen mir vier Wärter auf, die den Eingang bewachten. Jeweils zwei standen an einer Seite neben der Tür.

Ich wurde schnell abgelenkt, denn die Eingangshalle war riesig. Die Decke war einige Meter hoch. Darauf war ein Kunstwerk zu entdecken, jene Art die man von alten Häusern kannte. Der Hausherr musste gefallen daran gefunden haben, denn es war renoviert worden und wirkte wie neu.

"Darf ich dir deine Jacke abnehmen?" Damit holte Tiana mich in die Realität. Mein Blick schnellte zu ihr und sie stand noch direkt neben mir. Ich schaute mich um, denn mir fiel keine Garderobe auf. Der Raum war allgemein ziemlich leer.

An den Wänden hingen ein paar Gemälde. Pflanzen hatte man als Deko aufgestellt und den Kronleuchter konnte man genauso als Deko gelten lassen. Ansonsten gab es hier nichts. Da musste ich zugeben, dass eine Garderobe irgendwie unpassend wäre bei der Anmut dieses Raumes.

Hinten rechts befand sich eine Treppe, die seitlich nach oben ging. Der Teppich darauf war in rot. Genau so stellte man sich ein Schloss vor.

Links wie rechts befand sich ein Bogen, der einen weiter in die Verdammnis meines neuen Zuhauses führte.

Tiana räusperte sich, weshalb sie meine Aufmerksamkeit erhielt. "Danke, nein. Ich behalte sie an."

Allgemein war es hier kühl. Vampire bevorzugten auch die Kälte. Da war es ein Vorteil, dass Werwölfe eher hitzig waren.

Tiana zuckte mit den Schultern und ging los. Sie wählte den rechten Gang, da musste ich mir ein Seufzen verkneifen bevor ich ihr folgte.

Den Fokus konnte ich nicht halten, denn die Tatsache wer angeblich mein Mate war beschäftigte mich. Ideal war es, wenn man jemanden verabscheute, dann fiel das Band schwach aus. Deshalb überrannten mich die Gefühle nicht zu sehr. Trotzdem widerte mich das an.

Sofern ich keine Sympathie für den Typen entwickelte, dürfte nochmal alles gut sein. Allerdings konnte einem das beim eigenen Mate schwer fallen.

Der Blondschopf ging den Gang entlang, welcher beinahe genauso hoch war wie die Eingangshalle. Mit meiner Umgebung versuchte ich mich abzulenken. Die Palmen in ihren Töpfen stachen mir als erstes ins Auge. Sie waren ziemlich groß, was in dieser Räumlichkeit kein Problem war. Sie thronten in silbernen Töpfen, in welche eine Verzierung war.

Zu unserer Rechten befand sich ein Bogen, durch welchen Tiana ging. Ich hingegen blieb dort stehen und schaute lediglich hinein.

Es war ein Wohnzimmer, mit einer riesigen hellbraunen Wohnlandschaft und zwei Sesseln. Der Tisch in der Mitte war aus Glas mit silbernen Beinen.

Statt einem Fernseher gab es einen Kamin, der mit grauen Backsteinen umrandet war. Allerdings befand sich in der Feuerstelle kein Holz. Bei kälteliebenden Vampiren wäre es ein Wunder, wenn sie freiwillig Feuer entzündeten.

Links gab es ein Bücherregal und rechts durfte man sich über ein riesiges Gemälde erfreuen.

Tiana deutete um sich und erklärte: "Hier haben wir das Wohnzimmer. Untertags halte ich mich hier am liebsten auf."

Aja, dann wusste ich welchen Raum ich meiden sollte. Außer ich hatte Lust auf die Gesellschaft eines Blutsaugers.

Ich enthielt mich einer Aussage, denn das Schloss empfand ich allgemein als zu viel. Ich hatte zwar selbst in einem großen Haus gewohnt, aber das war ganz etwas anderes.

Tiana eilte an mir vorbei und machte sich nichts aus meiner Reaktion. Dann durfte ich gespannt sein, was sie mir zeigte in diesem Ungetüm von Haus.

Cruel Vampire KingWhere stories live. Discover now