14. ER

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Tropf...Tropf...Tropf...

Vorsichtig öffnete ich die Augen.
Kalte Luft fuhr über meine Haut und durch meine braunen Locken.
Der erwartete Schmerz an meinem Hals war nicht eingetreten.
Ich blinzelte und sah mich langsam um.
Das Licht der Straßenlaternen brachte die große, dunkle Pfütze Blut vor mir zum Glänzen.
Schockiert starrte ich auf den dunkelhaarigen Mann, der vor mir genau in der Pfütze lag.
Das Messer lag an seiner Seite.
Seine Augen waren glasig.
Aus seinem Mund lief Blut.
Ich konnte kaum Atmen.
Mein ganzer Körper zitterte.
Er war tot.
Seine Leiche lag genau vor mir.
Und direkt hinter ihm, stand er.
Er!
Der Schlachter.
Der echte Schlachter
Die Bronzemaske glühte unter der schwarzen Kapuze hervor.
Schon einmal stand ich diesem Mörder gegenüber.
Doch noch nie war ich ihm so nahe gewesen.
Er war größer als ich und hatte einen schwarzen Umhang mit Kapuze.
Darunter trug er eine schwarze Jacke, eine schwarze Hose und mit Blut befleckte Schuhe.
Seine Hände waren mit schwarz Handschuhe bedeckt, während her in seiner rechten eine große blutige Klinge hielt.
,,D-Du..." brachte ich atemlos heraus.
Es war, als würde die Welt komplett still stehen.
Er stand wirklich vor mir.
Der Mann, der meinen Vater und Anna ermordet hatte.
Ich konnte ein leichtes Schnauben unter der Bronzemaske hören.
,,Niemand...zieht meinen Namen so in den Schmutz." sprach er schließlich.
Seine Stimme klang fremd und gedämpft.
Sie gab keinen Hinweis auf seine Identität.
Ich spürte, wie meine Beine zitterten.
Vor Kälte.
Vor Angst.
Vor Anspannung.
Vor Wut.
Vor...Erleichterung?
Ich zuckte zusammen, als der Mann plötzlich etwas hervor zog und kurz glaube ich, er würde mich nun auch töten.
Doch er reichte mir einen gefalteten, fleckigen Zettel.
,,Richte Goldblondie einen schönen Gruß von mir aus, Sarah Loren."
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging.
Sein Umriss verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
Mit rasendem Herzen stand ich da, unfähig irgendetwas zu sagen oder zu tun.
Mein ganzer Körper stand unter Spannung und Schock.
In meiner Hand hielt ich den gefalteten Zettel.
Ich starrte ins Leere, zitterte und atmete schwer.
Wie konnte das passieren?
Warum war er hier?
Er hatte mich nicht ermordet?
Er hatte mich verschont!
Ich war am Leben!
,,...arah? Sarah!"
Ich hob ruckartig den Kopf, als ich meinen Namen hörte und starrte die Person vor mir an.
Ich erkannte das blaugraue Auge und hellblonden Haare.
Primrose.
Nein.
Prim!
Er war wieder er.
Er trug ein gestreiftes Oberteil, darüber eine schwarze Jacke und hatte seine Haare halb zusammen.
Eine schwarze Augenbinde verdeckte das fehlende Auge und das Make-Up an seinem anderen war verschmiert.
Es war wieder Prim.
Ein plötzlicher Schub ging durch meinen Körper und wie aus Reflex warf ich mich in seine Arme.
Er war darauf nicht vorbereitet und stolperte kurz zurück, hielt mich jedoch.
Ich spürte seine Wärme und ein wenig Geborgenheit.
,,Du bist einfach weggegangen." murmelte ich ujd versuchte mein Herz zu beruhigen.
,,Sorry, aber ich musste aus diesen Sachen raus." erwiderte er.
Ich griff mit meiner Hand an seinen Unterarm.
,,Trotzdem, du bist einfach weggegangen."
Ich spürte seinen blaugrauen Blick auf mir brennen.
Dann spürte ich, wie er vorsichtig mit der Hand über meinen Kopf strich.
,,Es tut mir leid, Kleine. Ehrlich. Ab jetzt klebe ich wie ein Kaugummi an dir, versprochen." sagte er.
Ich nahm hob den Kopf und sah ihn mit meinen blauen Augen an.
Er schien es ernst zu meinen.
Dann fiel mein Blick auf seine Hand.
Die Knöchel waren rot und blutig.
,,Du bist verletzt." fiel mir auf.
,,Bin ich nicht." erwiderte er.
,,Bist du doch."
,,Och komm schon."
Ich nahm seine Hand und blickte auf die Knöchel.
,,Was ist passiert?" fragte ich mit noch zitternder Stimme.
Prim schüttelte den Kopf.
,,Ist unwichtig. Was ist mit dir passiert, ist hier die Frage." erwiderte er.
Ich spürte ein ungutes Gefühl in meinem Bauch und wie die Angst zurückkam.
,,E-Er...Er war hier u-und hat diesen Mann ermordet." stammelte ich.
Prim sah zu dem toten Mann am Boden.
,,Fuck." sagte er nur.
Ich erinnerte mich plötzlich an den Zettel in meine Hand und zeigte ihn Prim.
,,Er hat mir den hier geben und gesagt: Richte Goldblondie einen schönen Gruß von mir aus."
Als ich das Wort Goldblondie erwähnte, drehte Prim den Kopf ruckartig zu mir.
Sein blaugraues Auge starrte mich unruhig an.
,,Goldblondie?" fragte er.
Ich nickte leicht.
Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber Prim schien etwas darüber zu wissen.
Er nahm den Zettel und faltete ihn auf.
Einen Moment starrte er auf das Papier.
Dann schnaubte er verächtlich.
,,Verficktes Schwein." murmelte er.
Dann sah er mich an.
,,Lass uns gehen."

EMPTY // VILLAIN Where stories live. Discover now