Adeline.

3.

POV - Seth

Seit genau einer Stunde und vierzig Minuten muss ich mir Zukunftspläne von einem Projektentwickler anhören, der langsam die Geduld, die in mir lange nicht mehr existiert, bemerkt und zum Schwitzen beginnt. Freiwillig bin ich nicht hier, aber da mein lieber Vater andere wichtigere Sachen zu tun hat, hat er mich gezwungen statt ihm, hier zu sein und diesen hoffnungslosen Typen anzuhören. Seine Pläne sind unrealistisch. Nach 5 Minuten habe ich aufgehört ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken. Liebend gerne würde ich meine kostbare Zeit woanders verbringen, aber da ich weiß wie wichtig das hier für meinen Vater ist, muss ich hier sitzen. Egal was dieser verschwitze Typ vor mir brabbelt, seine Pläne werden in Gange gebracht sobald mein Vater den Vertrag unterschreibt. Die Anwesenheit zählt. Dafür bin ich leider da.

„Hiermit würde ich meine Präsentation beenden Mr. Ross.", er bedankt sich und greift sofort zur Wasserflasche. Die Wände bestehen aus Glas, daher spüre sämtliche Blicke die auf mich ruhen, was nicht direkt schlecht ist, jedoch hasse ich es wenn mich jemand dabei beobachtet wie mir der Kragen platzt und ich mich zu Todes langweile.

„Ich danke Ihnen Mr. Taylor, ich werde die Dokumente meinem Vater weiterreichen und eine weitere Besprechung planen. Ich werde mich bei Ihnen melden.", somit stehe ich auf und nehme die Akte aus seiner Hand. In der Akte sind sämtliche Planungen und Ideen zu einem Bauprojekt, die dafür dienen eine ganz andere Dienstleistungen zu vertuschen. Daher ist es streng geheim und nun liegt mir die Verantwortung, diese Akte zu beschützen. Falls jemand reinliest, ist nicht nur der verschwitze Typ am Arsch, sondern auch ich.

„Dankeschön Mr. Ross. Es war mir eine Ehre Ihnen meine Pläne zu präsentieren." Ich beginne zu grinsen. Der Typ will versuchen in mein Arsch zu kriechen. Wie verlockend. Wieso muss ich mich mit so einem Schwachsinn auseinandersetzen? Ich habe viel wichtigeres zu tun. Die Angst von diesem Typ ist wie Energie für mich, die ich aus ihm heraus ziehe und mich davon ernähre. Ich kenne doch dieses Gesicht. Chris Taylor. Ein 35- jähriger Mann der seine Frau mit seiner Assistentin betrügt. Der hat definitiv nicht mein Respekt verdient.

Ich brauche ihm nicht zu drohen. Mein Gesichtsausdruck drückt es schon aus. Er bekommt Schweigegeld und sobald ich erfahren sollte, dass gewisse Geheimnisse ausgeplaudert werden, weiß er mit wem er es zu tun hat. Chris kann meine Gedanken aus meinem Gesicht herauslesen. Er nickt verzweifelt und richtet seine Brille.

Ohne ein anderes Wort zu sagen verlasse ich den Meetingraum und beeile mich aus diesem Gebäude zu verschwinden. Mein Auto steht auf der Ausfahrt bereit. Ich steige ein und fahre hinaus. Sofort klingelt mein Handy.

„Was willst du Kian?" In New York ist es heute verdammt warm. Die Menschen sind alle draußen und auf den Straßen ist es überfüllt.

„Auch dir guten Morgen mein aller bester Freund.", seine aufgedrehte und gute Laune die er jeden Tag mit sich trägt geht mir langsam auf die Nerven. Wie kann man 24/7 glücklich sein?

„Ich hab zu tun, was willst du?", ich biege einmal um und fahre erstmal nach Hause.

„Bin gerade auf einer Terrasse und schlürfe den besten Kaffee von New York. Leiste mir doch Gesellschaft." Als ich auf einer roten Ampel warte, schweift mein Blick nach links. Das Autofenster ist offen doch ich höre nichts mehr, alles wird um mich still, der Lärm wird unterdrückt durch eine Schönheit. Eine dunkle Schönheit umgibt mich und ich bin hypnotisiert. Der Wind weht durch goldbraune Haare hindurch, die unter der Sonne glänzen. Mein Griff um das Lenkrad verstärkt sich. Sie trägt elegante Kleidung die ihre Körperkonturen verdecken. Es ist mir überlassen ihre Körperkonturen einzuschätzen. Diese Frau hat es nicht nötig, ihren Körper zu zeigen, ihre bloße Existenz bringt mich dazu, mehr über sie zu erfahren. Mein Schwanz beginnt zu pochen und an meiner Hose zu drücken. Jemand hat meine Aufmerksamkeit erregt. Das passiert selten bis zu gar nicht. Wer ist sie?