Kapitel 401

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Elli

Nun sind weitere vier Tage vergangen und Wincent wurde gestern Abend auf die Normalstation verlegt. Heute steht seine weitere und hoffentlich letzte Operation an. Seit zwei Stunden ist er schon unten und ich laufe nervös im Krankenhaus auf und ab. ,,Frau Weiß, ihr Mann ist fertig", lächelt Schwester Bettina. ,,Endlich", seufze ich und setze mich wieder hin. ,,Er kommt gleich hoch", sagt sie und verlässt das Zimmer wieder. Eine weitere halbe Stunde kommt er auch schon hoch. Als sie ihn abstellen, lächelt er mich leicht an. ,,Guten Morgen", schmunzle ich und setze mich neben ihn auf die Bettkante. ,,Wie gehts dir?", frage ich sanft und halte seine Hand. ,,Es geht", haucht er und schließt einen Moment seine Augen. ,,Ich kann einfach nicht mehr", flüstert er und bekommt feuchte Augen. ,,Doch du kannst Schatz. Ich weiß, es wird ein harter Weg werden, aber du wirst das meistern." Sachte nickt er und schließt wieder seine Augen. ,,Schlaf noch ein bisschen. Ich fahr nochmal schnell in die Stadt und hole uns was zu essen okay?" ,,Du kommst aber wieder oder?", haucht er und blinzelt mich aus müden Augen an. ,,Ja natürlich", lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. Leise schließe ich die Tür hinter mir und muss tief durchatmen. Es ist einfach so schrecklich ihn so zu sehen. Unten steige ich ins in Auto und fahre in den nächstbesten Supermarkt. Dort packe ich ein paar Sachen ein, die Wincent liebt.

Mit zwei vollen Tüten, laufe ich zum Auto und fahr zurück in die Klinik. Als ich in Wincents Zimmer komme, schläft er noch tief und fest. Um ihn nicht zu wecken, räume ich nur die nötigsten Sachen aus und mache es mir dann wieder auf dem Sessel neben ihm bequem. ,,Ach mein Mäuschen", flüstere ich und streichle über meinen Bauch. ,,So bekommst du wenigsten bisschen Ruhe." Ich scrolle ein bisschen durch Instagram und lese mir ein paar Nachrichten und Kommentare durch. Vorgestern habe ich ein Video gepostet, indem ich die aktuelle Lage erklärt habe. Natürlich wurde es mehr als emotional und konnte mir die Tränen nicht unterdrücken. Doch ich werde unterbrochen, als ich ein Schluchzen wahrnehme. ,,Nein, nein", wimmert Wincent immer wieder. ,,Mist", murmle ich und stehe auf. ,,Hey, Wince. Aufwachen, du träumst nur", rede ich auf ihn ein und streichle über seine Schulter. ,,Ich verkrafte das nicht", schluchzt er und krallt sich in meinen Pulli. ,,Wince, du kannst immer professionelle Hilfe in Anspruch nehmen." ,,Ich kann nicht darüber reden", haucht er und schaut mich nun an. ,,Aber es ich wichtig das alles zu verarbeiten." Da er wieder heftiger anfängt zu weinen, nehme ich ihn einfach in den Arm.

Der restliche Tag verging auch sehr schnell. Wincent hat fast den ganzen Tag verschlafen und hat nicht einmal mitbekommen, das ich gestern Abend nach Hause gegangen bin. Mittlerweile mache ich mich schon wieder fertig, um zu ihn zu fahren. Da heute Morgen Marc bei ihm ist, habe ich seit langem mal wieder etwas länger geschlafen. Als ich fertig bin, packe ich meine Tasche mit den nötigsten Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zu Wincent. Gerade als ich die Station betrete, kommt Marc aus seinem Zimmer. ,,Hey Elli, was hältst du davon, wenn wir später ein bisschen mit ihm spazieren gehen? Glaube ein bisschen frische Luft täte ihm nicht schlecht." ,,Das ist eine gute Idee. Wann kommst du ungefähr?" ,,So in zwei Stunden?" ,,Ja das passt", lächle ich. ,,Gut, dann bis gleich", erwidert er und läuft weiter. Ich klopfe an und betrete das Zimmer. ,,Hey", lächle ich und trete näher ans Bett. Wincent erwidert ein leises ,,hey" und schenkt mir ein zaghaftes Lächeln. ,,Wie gehts dir heute?", frage ich leise, setze mich zu ihm und nehme seine Hand. Er schüttelt einfach nur die Kopf und weicht meinem Blick aus. Im Augenwinkel sehe ich wie ihm stumm eine Träne die Wange runterläuft.

,,Was kann ich für dich tun?", frage ich leise und schaue ihn mit einem traurigen Blick an. ,,Leider kannst du nichts machen", haucht er und schließt seine Augen. ,,Wince, ich bin immer für dich da. Auch wenn ich gegen deine Verletzungen nichts machen kann, möchte ich für dich da sein, dir zuhören, dir eine Stütze sein und dich auffangen, wenn es dir nicht gut geht. Aber dafür musst du dich mir gegenüber öffnen." ,,Denkst du, Paul könnte mich vielleicht mal besuchen?", fragt er unsicher und blickt mich endlich an. ,,Ja, darüber habe ich eh schon nachgedacht. Aber wenn ich ihn mitbringe musst du mir versprechen das du langsam machst." ,,Ja", flüstert er und greift nach meiner Hand. ,,Dann telefoniere ich später mal mit Jackie, ob wir das morgen vereinbaren können." ,,Danke." ,,Nicht dafür", lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf den Mund. ,,Hast du schon gegessen?", frage ich und deute auf das immer noch zugedeckte Tablett. ,,Hab keinen Hunger", murmelt mein Mann leise und weicht meinen Blick weiterhin aus. ,,Schatz, du musst doch essen. Du willst doch wieder auf die Füße kommen und da brauchst du die Energie."

Weils so verdammt leicht ist, wenn du dabei bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt