Kapitel 37

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,,Aber warum nicht? Die letzten Tage hat es doch auch gut geklappt?", fragte ich ehrlich etwas verärgert den Mann. 
Mittlerweile hatten wir das Menschen Thema hinter uns gelassen und waren auf das Drängen des Älteren zu den expliziten Werwolfthemen gekommen.
,,Weil, ganz egal ob es dir gefällt oder nicht, der Wolf jetzt ein Teil von dir ist. Du bist ein Werwolf und davon gibt es kein zurück mehr."
,,Ich hatte bisher aber nicht den Drang mich zu verwandeln oder ähnliches", wandte ich ein.
Der Mann seufzte etwas theatralisch auf. 
,,Ja, die erste Zeit kann man es wohl noch Unterdrücken, aber ich kann dir versichern, dass der Drang immer mehr wird. Ja, nach dem nächsten Vollmond wird es erstmal wieder abfallen, aber das ist nichts was ewig so bleibt. Ich kann nicht genau sagen, was die langfristigen Folgen wären, aber bei einem Fall, wo sich eine Gefährtin drei Monate lang nur an Vollmond verwandelt hat, kam es zu Vorfällen von unkontrollierten Verwandlungen. Das kann verdammt gefährlich werden, sowohl für dich als auch für andere und so wie ich dich einschätze junger Wolf, würdest du es dir nicht verzeihen, wenn jemand anderen deswegen etwas passieren würde. Oder liege ich da etwa falsch?"
Wissend sah mich der Mann an. Und ja er hatte recht. Ich würde es mir nicht verzeihen können, wenn wegen mir jemanden etwas passieren würde. Mein Vater hat mir das immer als Schwäche ausgelegt, dass ich nie wirklich austeilen konnte, wenn mal was war. Aber so war eben ich, so war mein Charakter. Genauso wenig könnte ich selber Tiere jagen und töten. Das war eben nicht ich. Ich konnte ja noch nicht mal Horrorfilme gucken, ohne dass diese mir auf den Magen schlugen.
Aber mich jetzt regelmäßig in einen Wolf verwandeln? Eigentlich war das keine wirkliche Alternative für mich. Doch schien ich keine Wahl zu haben, oder? Unkontrollierte Verwandlung klang jetzt wirklich nicht lustig, vor allem nicht in allen Situationen. 
,,Was soll ich dann machen?", fragte ich.
,,Recht simple. Regelmäßige Verwandlungen. An sich musst du dann auch nicht viel machen. Du könntest in der Form auch schlafen oder ähnliches. Ich würde dir aber raten dich mit deiner animalischen Gestalt auseinander zu setzen. In der neuen Form muss man sich immer erst ein wenig zurecht finden. Der Körper hat einfach einen anderen Schwerpunkt, die Rute ist ungewohnt und das gehen auf vier, statt auf zwei, Beinen ist auch noch mal eine ganz andere Hausnummer."
,,Wie oft ist regelmäßig?"
,,Du wirst dich wahrscheinlich nicht öfter verwandeln, wie ich jetzt sage oder Junge?"
Ich nickte ,,Aber glaub nicht, dass ich dir jeden Wert auch glauben werde. An sich kannst du mir hier alles erzählen..."
Der Mann blickte mich nur ernst an.
,,Ach Junge, gut wäre wohl jeden Tag. Aber das wirst du mir wohl kaum glauben", sagte er mit ernster Stimme. Ich nickte nur zustimmend. 
,,Minimal, also als wirklich absolutes Minimum wäre einmal die Woche. In der Woche vor Vollmond mindestens zweimal."
,,Also sechs mal im Monat?"
,,Plus die Verwandlung am Vollmond."
Etwas unglücklich verzog ich das Gesicht. Das war mir eigentlich viel zu viel. 
Ein oder zweimal im ganzen Monat waren für mich eigentlich so akzeptabel...
Wenn ich dem Mann der mir gegenüber saß jedoch glauben schenkte, würde es wohl langfristig schief gehen. 
Allein die Erinnerung an meine bisher einzige Verwandlung war eigentlich Abschreckung genug. 
,,Dein Gesicht spricht Bände, Junge. An die Verwandlungen gewöhnt man sich recht schell. Es wird mit jeder Wandlung einfach und auch wenn du die ersten Male einen Muskelkater haben wirst, legt sich dies mit der Zeit."
Ich dachte ein wenig über seine Worte nach. Er wollte mir Mut machen, dass musste man ihm anrechnen. Er könnte auch ganz anders mit mir sprechen. Dass er überhaupt mit mir sprach fand ich immer noch seltsam. Womöglich war es wirklich nur eine Falle, in die ich getappt war, aber jetzt war es mir auch irgendwie egal. Irgendwas hatte der Mann an sich, dass ich nicht einfach aufstehen und gehen konnte. 
,,Die ganze Angelegenheit hat nur eben noch ein erhebliches Problem", fing ich dann wieder an zu sprechen. 
,,Und das wäre?", erkundigte sich der Mann.
,,Ich hab absolut keine Ahnung wie das mit der Verwandlung geht. Ich weiß eigentlich nur, dass ich Schmerzen und Panik hatte und unglaublich erleichtert war, als das vorbei war."
 ,,Eine Verwandlung ist nichts was jemand von außen wirklich beeinflussen kann. Wenn du magst, kann ich h dir jedoch Ratschläge geben. Immerhin mache ich das ganze ja schon ein paar Jahrhunderte mit und haben schon so einige erste Verwandlungen gesehen. Wichtig ist eben nur, dass du versuchst ruhig zu bleiben."
Zögernd sah ich den Mann an.
Meinte er damit ich solle jetzt... und hier... oh Gott!
Ich konnte meinen Puls in meinen Ohren pochen hören.
,,Du musst versuchen ruhig zu bleiben. Panik macht es nur schlimmer und komplizierter. Konzentriere dich auf deine Gestalt und dann geht es meist recht gut von selbst. Man darf nur eben nicht zu verkopft an die Sache dran gehen und alles überdenken. Ich dem Fall ist schlicht und ergreifend machen der bessere Weg."

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt