🐾 53. Kapitel 🐾

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Rafe

Ein bösartiges Zischen, wie das einer wütenden Schlange, erfüllte den kleinen stickigen Raum, der weder adäquate Beleuchtung noch Fenster besaß.

Mittlerweile spürte ich den zwanzigsten Schlag kaum noch, der krachend wie eine Bombe auf meinen Rücken einschlug. Der Alpha unseres Rudels stand höchstpersönlich hinter mir, während zwei seiner Getreuen mich festhielten. Ella, seine rechte Hand, stand neben ihm und schaute schätzungsweise teilnahmslos auf meinen zerfetzten Rücken, der mittlerweile einem blutigen Krater aus offenliegendem Fleisch glich, anstatt der eines Menschen. Wobei ein gewöhnlicher Mensch bereits tot wäre. Auch konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, wie Ellas Gesichtsausdruck aussah, da sie die Ehre hatte, nur meine zugerichtete Rückansicht zu sehen. Aber so wie ich sie kannte, rührte sie das herzlich wenig.

Man hätte denken müssen, dass der Alpha mich mit Fragen bombardierte, doch dem war nicht so. Ich wusste, wie er tickte. Er würde nur seine ungezügelte Wut über meine Person an meiner Person auslassen. Mehr nicht.

Wer weiß, ob der Tod nicht gnädiger gewesen wäre, als sich von diesen Scheisskerlen misshandeln zu lassen. Und sie genossen es. Vielleicht ging ihnen dabei einer ab? Aber im Moment hatte ich keine Wahl. Zum Glück hatten sie keinen Hinweis darauf gefunden, dass Malu dabei gewesen war, und ich hatte nicht vor, diese essenzielle Information auszuplaudern. Dafür hatte ich gesorgt, dass Malu in Sicherheit war, und Noah würde schweigen. Grinsend fiel mir beim nächsten Schlag der Kopf auf meine nackte Brust.
Auch wenn sie es nicht bemerkten, fühlte ich mich mit einem Grinsen, das der Cheshire Cat aus "Alice im Wunderland" glich, besser, die immer mit einem breiten Lächeln im Baum hing.

Die Peitsche traf mich erneut, und der Schmerz, der wie eine heiße Klinge durch meinen Rücken fuhr, ließ mein Bewusstsein für einen Moment verschwimmen. Verdammt, mein Rücken stand in Flammen. Es war, als wenn dir jemand die Haut von den Knochen riss und das schön langsam. Stück für Stück. Ich versuchte meine Gedanken zu klären. Malu war sicher. Das war alles, was zählte.

Die nächsten Tage vergingen in einem trüben Nebel aus Schmerz und Erschöpfung. Jede Bewegung, jeder Atemzug war eine Qual, doch meine unzerstörbare Werwolfnatur hielt mich am Leben.

Meine Wunden heilten langsam, aber sie heilten. Die anderen Mitglieder des Rudels mieden mich, als wäre ich mit einer ansteckenden Krankheit infiziert.
Darüber war ich im Grunde froh. Noah würde nicht kommen, denn dieser dunkle Raum war ihm nur zu bekannt. Aus unserer Kindheit. Ich verübelte es ihm nicht. Niemand kam die ersten Tage; sie ließen mich zur Strafe in diesem düsteren Raum mit meinen Schmerzen dahinvegetieren. Die Luft war stickig und roch modrig alt. Und ich lag zusammengekrümmt und verrückt vor Schmerzen auf den dreckigen Boden, halb nackt. Sie hatten mir nur eine alte, löchrige Decke dagelassen. Doch sie lag gefühlt am anderen Ende des Raumes und ich war schlicht nicht dazu in der Lage, sie heranzuziehen. Wobei es mir in meinen derzeitigen Zustand egal war, auch wenn die Nächte kalt waren, hier in diesem Gebiet zwischen den Bergen.

Einzelne Sonnenstrahlen fielen plötzlich in den Raum, wenn Hannah mich besuchte. Etliche Staubkörner tanzten wie fröhliche Ballerinas in der Luft. Ich versuchte, sie zu zählen, doch mein schwacher Geist war zu müde. Wenn Hannah da war, zog ein wenig Wärme in meine stumpfen und kalten Glieder. Doch sie konnte nur gelegentlich vorbeikommen, um keinen Verdacht auf sich zu lenken, dass sie mir half. Sie versorgte mich mit Essen und behandelte meine Verletzungen. Sie sprach wenig, aber aus den wenigen Worten, die sie mir zuwarf, entnahm ich, dass es Malu gut ging. Sie blieb weiterhin unentdeckt und war bei den Hexen sicher vor diesen, meinen größten Monster.

Schließlich ließ man mich wieder frei und ich konnte mich mit Noah und Hannah treffen. Noah hatte die Tasche, in der das Buch war, auf dem alten Fabrikgelände versteckt. Mein Vater wusste bis jetzt nicht, warum ich ins Archiv eingebrochen war, doch er war immer noch mehr als erbost darüber. Ich schätzte, er glaubte, dass ich hoffte, darin Informationen über meine Mutter zu finden. Er wusste nicht, dass ich um unseren Fluch wusste. Das Wissen war für ihn gefährlich. Niemand sollte es wissen, daher ließ er die geheimen Informationen so gut verschließen. Er hatte viele Feinde. Ich wusste es lange nicht, aber einer davon war ich. Doch ich versuchte so lange es ging, unter seinem Radar zu bleiben und den gehorsamen Sohn zu mimen.

Die nächsten zwei Wochen waren eine Qual. Der Fluch tat sein Übriges. Er war so konzipiert, dass die Sehnsucht einen verrückt machte. Jede Stunde, jede Minute, die ich ohne Malu verbrachte, nagte an meinem Verstand. Ihr Bild war allgegenwärtig in meinem Kopf, ihre Stimme ein ständiges Flüstern in meinen Gedanken. Der Drang, alles stehen und liegen zu lassen und zu ihr zu eilen, um sie nach allen Regeln der Kunst zu lieben, war überwältigend.

Nacht für Nacht lag ich wach, mein Körper von der Sehnsucht nach ihr gequält. Ich erinnerte mich an den sanften Schwung ihrer Lippen, das ungewöhnliche Blau ihrer Augen, das mich jedes Mal tief in ihren Bann zog. Meine Hände ballten sich in die Laken, während ich mir vorstellte, wie es wäre, sie unter mir zu haben, ihren Duft einzuatmen und ihre Haut zu spüren. Der Schmerz war fast physisch, eine lodernde Hitze in meiner Brust, die mich unerbittlich verkohlte.

Malu musste dasselbe durchmachen. Das wusste ich. Der Gedanke, dass sie genauso litt wie ich, machte es nur noch schlimmer. Ich wollte ihr diese Qual ersparen, wollte bei ihr sein und sie trösten. Doch genau dieser verdammte Fluch hielt uns momentan auseinander, ein Netz aus Magie und Wahnsinn, das uns in seiner Gewalt hatte.

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