Verheerende Folgen (3)

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Die nächsten Tage vergingen wie in einer Art Trance. Ich funktionierte nur noch, ging zur Arbeit, lächelte mechanisch und versuchte, meine Sorgen zu verdrängen. Doch jede Nacht, wenn ich allein auf der Couch lag, holten mich meine Ängste und Gedanken wieder ein.

Nur wenige Tage später, mitten im Englischunterricht, brummte mein Handy in der Tasche. Mit einer kurzen Entschuldigung zog ich es heraus und las Chishiyas Namen auf dem Display.

Ich runzelte die Stirn. Normalerweise rief er mich nie auf Arbeit an. Hastig wischte ich den Anruf weg und entschuldige mich erneut bei meinen Schülern, die mich alle neugierig beäugten.

Ich lachte nervös.

"Wo war ich stehengeblieben?", fragte ich und fuhr mir unruhig durch die Haare.

Ein Schüler in der ersten Reihe hob die Hand und rief: „Sie haben uns gerade die neue Vokabelliste erklärt, Sensei!"

Ein anderer Schüler ergänzte: "Ja, und Sie wollten uns noch ein Beispiel für das Wort 'irritated' geben."

Ich nickte lächelnd.

"Ah, richtig. Danke, dass ihr mich daran erinnert habt. Also, 'irritated' bedeutet verwirrt oder verärgert. Zum Beispiel: 'I was irritated when my phone rang during class.'"

Die Klasse lachte und ich fuhr fort: "Nun gut, lasst uns weitermachen."

Im selben Moment vibrierte es erneut und diesmal wirkte es noch eindringlicher als beim ersten Mal.

"Entschuldigt mich", sagte ich schnell und warf erneut einen Blick auf das Handy.

Dieses Mal war es Nakamura.

Was um alles in der Welt wollte der denn von mir?

Ich drückte den Anruf weg und stellte das Handy auf lautlos. Kurz bevor ich es jedoch wegsteckte, ploppte eine Nachricht auf dem Display auf.

Ich hielt kurz inne. Sie war von Nakamura. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffnete ich sie und las:

𝙲𝚑𝚒𝚜𝚑𝚒𝚢𝚊 𝚒𝚜𝚝 𝚐𝚎𝚛𝚊𝚍𝚎 𝚠ä𝚑𝚛𝚎𝚗𝚍 𝚎𝚒𝚗𝚎𝚛 𝙾𝙿 𝚣𝚞𝚜𝚊𝚖𝚖𝚎𝚗𝚐𝚎𝚔𝚕𝚊𝚙𝚙𝚝, 𝚊𝚋𝚎𝚛 𝚔𝚎𝚒𝚗 𝙶𝚛𝚞𝚗𝚍 𝚣𝚞𝚛 𝚂𝚘𝚛𝚐𝚎. 𝚆𝚒𝚛 𝚑𝚊𝚋𝚎𝚗 𝚍𝚊𝚜 𝚒𝚖 𝙶𝚛𝚒𝚏𝚏. 𝙳𝚊𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚗𝚞𝚛, 𝚍𝚞 𝚜𝚘𝚕𝚕𝚝𝚎𝚜𝚝 𝚎𝚜 𝚠𝚒𝚜𝚜𝚎𝚗.

Entgeistert starrte ich auf das Display, konnte meine Augen kaum davon losreißen. Meine Hand fing an zu beben und in meinem Hals bildete sich ein unangenehmer Kloß. Alles um mich herum verschwamm, und die Geräusche des Klassenzimmers wurden zu einem dumpfen Rauschen.

"Ist etwas passiert, Sensei? Sie sehen blass aus."

Ich löste mich aus meiner Starre und legte das Telefon beiseite. Schnell setzte ich ein fahriges Lächeln auf.

"Also....nein...ich meine j-ja", brachte ich unsicher hervor. Ich blickte auf die Uhr. "Ich glaube, es ist besser, wenn wir für heute Schluss machen. Tut mir ehrlich Leid."

Die Verwirrung war den Kindern ins Gesicht geschrieben.

"War das Ihr Freund? Der gutaussehende Doktor?", fragte eines der Mädchen.

In dem Moment schaffte ich es kaum, mich darüber zu wundern, woher sie dieses Wissen über mein Privatleben hatten. Dafür stand ich viel zu sehr unter Schock.

Ich stand abrupt auf.

"Lest euch nochmal die neuen Vokabeln durch. Ich komme gleich wieder", ich griff nach dem Handy und eilte damit vor die Tür, wohl wissend, dass ich damit eigentlich meine Aufsichtspflicht verletzte, doch ich konnte einfach nicht anders.

ᴛʜᴇ ᴄʜᴇꜱʜɪʀᴇ ᴄᴀᴛ'ꜱ ꜱᴍɪʟᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt