28th

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Am nächsten Morgen, während ich in meiner Boutique die ersten Regale überprüfe und die neuen Kollektionen arrangiere, höre ich das vertraute Klingeln der Türglocke. Ohne aufzusehen, sage ich: „Guten Morgen!"

„Guten Morgen, *Freundin*," höre ich Kenans Stimme, und mein Herz macht einen kleinen Sprung.

Ich schaue auf und sehe ihn lässig in der Tür stehen. „Du machst das mit dem Besuch als ‚guter Freund' ganz schön schnell wahr," sage ich, während ich ein Kleid auf den Ständer hänge.

„Natürlich." antwortet er und schlendert langsam auf mich zu. Doch dann bleibt er stehen, grinst breiter, und zieht eine braune Papiertüte hinter seinem Rücken hervor. „Übrigens, ich dachte mir, gute Freunde bringen sich gegenseitig Frühstück mit. Also, voilà."

Überrascht blicke ich auf die Tüte und dann wieder zu ihm. „Frühstück? Für mich? Du weißt schon, dass du jetzt die Latte für alle anderen ‚guten Freunde' ziemlich hoch gelegt hast, oder?"

Er zwinkert mir zu. „Tja, ich war schon immer jemand, der gerne Maßstäbe setzt," sagt er, während er die Tüte auf den Tresen stellt. „Ich hab alles dabei – Croissants, belegte Brötchen und sogar frischen Orangensaft. Dachte, du könntest eine kleine Stärkung gebrauchen, bevor dein Arbeitstag so richtig losgeht."

Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, und ich lächle ihn dankbar an. „Das ist echt lieb von dir. Vielleicht solltest du öfter ‚guter Freund' spielen, wenn das jedes Mal so endet."

Er lacht leise, während er die Sachen auspackt. „Das lässt sich einrichten. Aber ich hoffe, du teilst auch, denn ich hab Hunger!."

„Natürlich," sage ich, nehme mir ein Croissant und setze mich mit ihm an den kleinen Tisch in der Ecke. „Wie könnten wir auch jemals diesen ‚Freund'-Status aufrechterhalten, wenn ich nicht teile?"

Wir lachen beide, und die Atmosphäre ist sofort vertraut und entspannt. Es fühlt sich fast so an, als hätten wir eine kleine Blase aus Normalität und Leichtigkeit geschaffen, mitten in meinem sonst so geschäftigen Morgen. Doch während wir frühstücken und die leeren Papiertüten zur Seite schieben, klingelt plötzlich Kenans Handy auf dem Tisch.

Er greift hastig danach, doch ich kann auf dem Bildschirm deutlich „Celine" sehen, bevor er das Display umdreht. Kenan wirft mir einen kurzen, entschuldigenden Blick zu.

„Du solltest abheben. Es könnte wichtig sein." sage ich

Er zögert, dann atmet er tief durch und tippt auf das Display, um den Anruf anzunehmen. „Hallo, Celine," sagt er, seine Stimme klingt etwas genervt. „Was gibt es?"

Ich versuche, unauffällig zu bleiben, während er in ein Gespräch vertieft ist. Der Raum fühlt sich plötzlich kleiner an, und ich spüre, wie die Atmosphäre zwischen uns sich verändert.

Kenans: Sicht

Ich schaue auf den Bildschirm meines Handys, als ich den Anruf von Celine sehe. Was ein tolles Timing Celine, denke ich mir und nehme schließlich den Anruf entgegen.

„Was gibt's?", frage ich.

„Hey Baby, ich fliege heute zu meinem Vater nach Deutschland. Holst du mich vom Flughafen ab?", sagt Celine.

Ich bin überrascht. „Was? Warum?"

„Mir ist langweilig und ich dachte, du vermisst mich bestimmt", antwortet sie, als wäre das selbstverständlich.

„Ich glaube, ich schaffe es heute nicht, dich abzuholen", sage ich.

„Fantasier nicht, du hast heute kein Training, um 18:00 lande ich!", insistiert Celine.

Frustriert lege ich auf und stecke mein Handy zurück in die Tasche. „Na toll", murmele ich, während ich mich wieder zu Lia umdrehe.

Aurelias Sicht:

„Abholen?" frage ich überrascht.

Kenan: „Ich muss die Göre um 18:00 vom Flughafen abholen. Es tut mir leid, Lia."

Ich nicke verständnisvoll und versuche, meine Enttäuschung zu verbergen. „Alles gut, mach nur. Ich habe sowieso mehr als genug zu tun"

Kenan atmet erleichtert auf. „Danke für dein Verständnis."

„Kein Problem," sage ich und versuche, ein Lächeln aufzusetzen.

Kenan saß am Tisch und beobachtete mich, während ich anfing zu arbeiten. Sein Blick ruhte auf mir, und ich konnte sein Lächeln spüren, selbst ohne ihn direkt anzusehen. Er sagte nichts, ließ mich einfach machen, aber ich wusste, dass er jeden meiner Handgriffe genau verfolgte.

Ich war gerade dabei, ein paar neue Artikel in meiner Boutique zu sortieren, als die Tür aufging und ein Kunde hereinkam. Ein gutaussehender Mann, der mir sofort ein charmantes Lächeln zuwarf. „Hallo," sagte er, während er sich langsam umschaute.
Der Kunde trat mit einem selbstbewussten Lächeln näher und meinte: „Ihr Laden hat wirklich Stil, genau wie Sie." Ich wollte gerade antworten, da hörte ich, wie Kenan sich räusperte. Er saß zwar noch immer entspannt am Tisch, aber sein Blick war jetzt messerscharf auf den Mann gerichtet. „Schön, dass du ihren Geschmack schätzt," sagte er, ohne sich zu bewegen, „aber vielleicht solltest du dich lieber auf den Einkauf konzentrieren."

Der Kunde ließ sich nicht so leicht abwimmeln und legte noch einen drauf. „Ich dachte, Sie könnten mir einen Geheimtipp geben. Etwas, das so einzigartig ist wie Sie."

Kenan stand auf und kam langsam auf uns zu, seine Schritte betont lässig, aber seine Augen funkelten vor Unbehagen. „Tja," sagte er mit einem breiten Grinsen, „die wirklich einzigartigen Dinge hier sind leider schon vergeben." Dabei ließ er seinen Blick bedeutungsvoll von mir zu dem Kunden wandern. Es war unmissverständlich, dass er nicht über die Artikel sprach.

Der Kunde schien kurz aus dem Konzept gebracht, versuchte es aber noch einmal: „Ich wollte wirklich nur ein wenig plaudern, vielleicht auch mehr über die Boutique erfahren."

Kenan trat nun direkt neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Klar, plaudern kannst du gern – aber vielleicht suchst du dir dafür jemanden, der auch Zeit dafür hat. Sie hat hier schließlich einen Laden zu führen." Seine Stimme war ruhig, aber der Unterton war eindeutig.

Der Kunde merkte schließlich, dass er auf Granit biss, und lächelte gezwungen. „Natürlich, ich schau mich einfach mal um..."

Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, drehte ich mich zu Kenan um, der sich wieder an den Tresen lehnte und mich mit einem selbstzufriedenen Grinsen ansah. „War das wirklich nötig?" fragte ich, halb belustigt, halb genervt.

„Absolut," antwortete er ohne zu zögern. „Ich lass doch nicht zu, dass so ein Typ hier ankommt und meint, er könnte mit dir flirten, während ich zusehe."

Ich konnte nicht anders, als über seine freche Art zu lachen.

„Die Perle, auf die du so aufpassen musst, ist gerade auf dem Weg zu dir. Ich kann auf mich selbst aufpassen," sage ich mit einem neckischen Grinsen zu Kenan.

Er tritt noch einen Schritt näher, sein Blick fest auf mir. „Nicht eifersüchtig werden, Mia Bella," erwidert er mit einem leisen Lächeln, das deutlich macht, dass er die Herausforderung genauso genießt wie ich.

„Du bist der Letzte, der über Eifersucht reden sollte, Canim" antworte ich provokant.

Who tf is Kenan Yildiz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt