Als ich meine Augen öffnete, war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich die Ereignisse der letzten Nacht tatsächlich erlebt hatte, oder sich alles bloß als sehnsüchtiger Traum entpuppte. Vorsichtig richtete ich mich auf und hob ich meinen Kopf aus den weichen Kissen. Ich war allein. Auf einem kleinen, gläsernen Nachttisch stapelten sich Bücher und Ordner, eine schwarze Lesebrille lag obenauf. Die Wände waren in einem leichten Grauton gestrichen und das durch die geöffnete Tür hereinfallende Licht, zeichnete geometrische Muster auf den weich aussehenden Teppichboden. Durch das große rechteckige Fenster, dass sich an der Kopfseite des Bettes befand, erkannte ich die begrünte Fassade der Nachbargebäude. Silbern schimmerten die verspiegelten Fenster des Wohnblocks. Auf den Balkonen wuchsen Pflanzen, deren Name ich kannte. Auf einem grauen Sessel in der rechten Ecke des Schlafzimmers lag ein sorgsam gefaltetes T-Shirt und eine schwarze Pyjamahose. Ich fühlte mich seltsam fremd, die Einrichtung war mir gestern Nacht kaum aufgefallen. Mein Blick fiel auf die schlanke Stehlampe neben dem Sessel und ich musste schmunzeln, als ich mich an die Ereignisse der letzten Nacht erinnerte. Langsam stand ich auf und griff nach dem T-Shirt auf dem Sessel, um es mir provisorisch überzuziehen. Es fühlte sich weich auf meiner nackten Haut an. Ich schlüpfte in die Pyjamahose. Auf dem dunkelgrauen Teppichboden lagen noch immer unsere Kleidung von gestern, Sarahs schwarzer BH, meine Jeans, ihr Pullover. Die Teppichfasern kitzelten unter meinen nackten Füßen, als ich das Schlafzimmer verließ. Im Flur roch es nach frisch gebackenen Brötchen. Ich versuchte, mich in dem geräumigen Flur zu orientieren. Entfernt klang das Klimpern von Besteck an mein Ohr. Da war die Wohnungstür, durch die wir gestern gestolpert waren. Sarahs Mantel hing an einem schwarzen Kleiderhaken, der sich auf der anderen Seite des Flures befand. Ich schritt näher an das Geländer, von dem aus eine Treppe hinab auf eine zweite Wohnebene führte. Die gesamte Möbelgarnitur wirkte schwer und teuer, als wäre jedes einzelne Stück Teil einer besonderen Kollektion. Durch die Fensterfront, die sich vom Boden bis zur Decke erstreckte fielen die hellen Strahlen der jungen Morgensonne. Unter mir lag das Wohnzimmer, eine schwarze Ledercouch lud dazu ein, sich auf ihr niederzulassen und den Blick über die Häuserfassaden gleiten zu lassen. Meine Hände umschlossen das Geländer. Für paar Sekunden war ich von dem Ausblick überwältigt. Von der Decke herab hingen drei schwarze Lampen, ihre langen Streben erfüllten die hohe Decke und ihre Schirme schwebten über dem gläsernen Coachtisch, auf dem eine aufgeschlagene Ausgabe der New York Times lag. Vorsichtig betrat ich die hölzerne Treppe, die ohne ein Geländer in den Wohnbereich führte. Meine Hand fuhr über die weiße Wand zu meiner Linken. Über mir hingen drei minimalistische Gemälde im Stil von Mark Rothko. Ich blieb kurz stehen und versuchte, das Kürzel auf dem unteren Rand des Bildes zu entziffern. Das Klappern des Bestecks wurde nun lauter. Ich kam am Fuß der Treppe an, die Sonne wärmte meine schwarze Pyjamahose und kitzelte auf meiner Haut. Unter dem ersten Stockwerk befand sich die Küche. Sarah stand mit dem Rücken zu mir, ihre blonden, zerzausten Haare erinnerten mich an letzte Nacht, wie sie mich angelächelt hatte, während sie ihren Pullover ausgezogen hatte. In ihrem weißen T-Shirt hob sie sich angenehm von den schwarzen Kacheln der Küche ab. Amüsiert beobachtete ich, wie sie Kaffeebohnen in eine modern aussehende Maschine füllte. Ein kleines Radio dudelte vor sich hin und Sarah schien so in Gedanken zu sein, dass sie mich nicht bemerkte.
"Manchmal ist es einfach ein Segen, am Samstag ausschlafen zu können, besonders wenn die vergangene Woche endlich hinter uns liegt. Und wisst ihr was? Das Wetter sieht heute und morgen in ganz Massachusetts fantastisch aus – perfekt für ein entspanntes, sonniges Wochenende! Also, macht es euch bequem, lehnt euch zurück und genießt die Zeit. Der nächste Song ist für all jene, die sich dieses Wochenende wirklich verdient haben: Hier kommt 'Earned It' von The Weeknd!", tönte der Moderator und die langsamen Takte des Songs erklangen aus dem Gerät. Langsam näherte ich mich Sarah, während die romantischen Klänge des Stücks durch die Küche schwebten und sich mit dem Duft nach frischem Kaffee und warmen Brötchen vermischten.
DU LIEST GERADE
Failing the exam
FanfictionClaire Thorne studiert im fünften Semester Psychologie an der Harvard University, eine der renommiertesten Universitäten der Welt. Eigentlich läuft alles nach Plan, doch als sie bei der strengen Professorin Ms. Paulson durch die Vorprüfungen fällt...