Dieses Kapitel ist wieder ein Teil aus Part 4.2 meiner Oneshot Sammlung.
Gesagt, getan. Julia hat uns beide für die Feier angemeldet. Ich habe mich im Vorfeld nicht mehr danach erkundigt, ob Noah da sein wird, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass er keine Lust darauf hat. Er war noch nie der Partytyp, noch dazu geht er wahrscheinlich davon aus, dass ich da sein werde. Der Gedanke ihm dort nicht begegnen zu müssen, hilft mir mich doch auf das Wiedersehen freuen zu können. Zwei Monate nachdem die Einladungen ankamen, ist es heute Abend soweit. Wir sind bereits gestern nach Erfurt gefahren und haben in dem Hotel übernachtet, dass uns vom Veranstaltungsteam empfohlen wurde.
Nachdem wir uns beide fertig gemacht haben, verlassen wir das Hotel. Es ist nicht weit von hier aus bis zum Internatsgelände. Als wir dort ankommen, sind schon einige da. Neben Massuda, Chiara und Reena, die sich am Eingang positioniert haben um jeden einzelnen zu begrüßen, erkenne ich auch Joel, Annika und Nesrin. Sie haben alle ein Getränk in der Hand und unterhalten sich angeregt. Als sie uns entdecken, unterbrechen sie ihr Gespräch und begrüßen uns. Anschließend gehen wir zusammen in das Innere des Internats, damit auch Julia und ich uns etwas zu Trinken holen können und um uns anschließend etwas umzusehen. Es scheint sich nicht viel verändert zu haben und trotzdem wirkt alles so fremd. Es ist komisch so lange nicht mehr hier gewesen zu sein, nachdem das Internat für viele Jahre wie ein zweites Zuhause war.
Wir laufen von der Küche zurück in den Eingangsbereich um zur Treppe nach oben in den ersten Stock zu gelangen. Als wir gerade an der Eingangstür vorbei laufen, erstarre ich. Genau in diesem Moment kommt Noah herein und sieht genau so geschockt in meine Richtung. Scheinbar hat auch er nicht damit gerechnet, dass ich hier sein würde. Ich schlucke und versuche verzweifelt meinen Blick von ihm abzuwenden, doch ich schaffe es nicht. Erst als Julia sich bei mir einhakt und mich mit sich zieht, schaue ich von Noah weg. In diesem Moment beschließe ich den restlichen Abend mit Trinken zu verbringen.
Ich unterhalte mich mit fast allen und erfahre dabei teilweise sehr interessante Dinge. Nur einer Person gehe ich aus dem Weg: Noah. Jedes Mal, wenn ich ihn irgendwo entdecke, habe ich das Bedürfnis noch mehr Alkohol in mich zu schütten. So ist es auch kein Wunder, dass ich bereits früh am Abend komplett betrunken bin.
Ich beschließe frische Luft schnappen zu gehen, taumele also zur Eingangstür und versuche so gut es geht die Treppe nach unten zu laufen, ohne zu stolpern. Dann mache ich mich auf den Weg zur Halfpipe und setze mich darauf. Der Abend verläuft definitiv anders als geplant. Ich war nicht darauf vorbereitet Noah hier zu sehen und ich kann definitiv nicht behaupten, dass ich über ihn hinweg bin. Mich für meine Traum Uni und damit gegen eine Zukunft mit ihm zu entscheiden war ein Fehler. Die Uni in Potsdam war toll, aber ohne Noah fühlte ich mich die meiste Zeit einfach nur leer und dieses Gefühl hält bis heute an.
Seufzend lasse ich mich langsam nach hinten fallen, sodass ich nun auf der Halfpipe liege. Ich hebe meine Hände an meinen Kopf um ihn festzuhalten. Alles dreht sich viel zu schnell.
"Wird dir nicht schlecht, wenn du dich jetzt hinlegst?", höre ich plötzlich eine Stimme neben mir und schlagartig fühle ich mich wieder nüchtern. Gleichzeitig habe ich aber auch das Bedürfnis mich übergeben zu müssen, allerdings nicht aufgrund des Alkohls, sondern aufgrund der Person zu der die Stimme gehört: Noah.
Ruckartig setze ich mich wieder auf und starre ihn an. Auch er scheint nicht mehr ganz nüchtern zu sein, sonst hätte er mich wohl kaum angesprochen. "Was machst du hier?", frage ich ihn. Ich weiß selbst nicht genau ob ich damit "hier bei mir" oder "hier auf der Feier" meine, vielleicht beides. "Ich hab dich raus laufen sehen und hab mir Sorgen gemacht, dass du dich verletzen könntest", gibt er zu. Er weiß nicht, wie viel dieser Satz in mir auslöst. "Ich denke du solltest so betrunken nicht alleine sein." Ich kann ihn jetzt unmöglich ansehen, wenn ich das tue, fange ich an zu weinen. Also lasse ich mich wieder mit dem Rücken auf der Halfpipe nieder. "Mir geht's gut", versuche ich ihn dann abzuwimmeln. "Ja genau", lacht er und setzt sich neben mich. "Warum hast du überhaupt so viel getrunken?", will er nun wissen. Darauf wird er aber keine Antwort bekommen. "War halt genug da", sage ich um von dem eigentlichen Grund abzulenken, wobei ich mir sicher bin, dass er es sich längst denken kann.
Ich höre es neben mir rascheln und kurze Zeit später spüre ich Wärme an meiner rechten Körperhälfte. Noah liegt jetzt neben mir und das verdammt nah. Ich traue mich nicht irgendetwas zu sagen und auch er ist erst einmal still. Doch irgendwann kann ich die Stille nicht mehr ertragen. "Ich hab dich vermisst", flüstere ich. Noah atmet neben mir tief ein und aus, dann antwortet er: "Es war deine Entscheidung..." In diesen Worten liegt so viel Schmerz. Ich habe mit meiner Entscheidung nicht nur mir weh getan, sondern auch Noah. Ich werde das nie wieder gut machen können. "Es tut mir leid", sage ich trotzdem und sehe ihn jetzt doch an. Ich möchte, dass er merkt, wie ernst ich es meine. Auch er sieht mich eine Weile an. Ich beschließe seine Hand zu nehmen und er zieht sie nicht weg. Das ist ein gutes Zeichen oder?
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||Nolin|| Still Into You
FanfictionColin hat Noah geliebt, so sehr wie er nie jemanden zuvor geliebt hat und trotzdem hat er sich gegen ihn entschieden um an seiner Traum-Uni studieren zu können. Während er nach dem Abitur nach Potsdam zog, ging Noah nach Köln. Fünf Jahre nach der T...