10. Kapitel

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Carlo POV

Heute konnte ich zum Glück ein bisschen ausschlafen. Mehr oder weniger halt. Aber neun Uhr ist schon okay. Das erste was ich mache, ist das Handy checken um zu schauen ob mir Lucy geschrieben hat. Und das hat sie tatsächlich. Sogar mehrere Nachrichten!

Danke, dir auch gute Nacht! (Auch wenn du das erst am morgen lesen wirst.) Viel Spass bei der Arbeit morgen.

Guten Morgen du Langschläfer! Leider haben es nicht alle so gut wie du. Ich musste um 6 Uhr aufstehen! Ich wünsche dir aber noch einen schönen Tag!

Sofort muss ich grinsen und es geht mit gut. Keine Ahnung was mit mir schief läuft, ich bin wahrscheinlich verrückt, aber dieses Mädchen macht irgendwas mit mir. Ich bin wie ausgewechselt.

Seit ich mich im März von meiner Freundin getrennt habe, war alles einfach nur scheisse. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt und alle um mich herum vernachlässigt. Und ich habe keine Frau mehr angeschaut, obwohl meine Freunde mich ständig in irgendwelche Clubs geschleppt haben. Es war einfach richtig übel. Doch dann habe ich dieses Mädchen im Tram getroffen und ich habe wieder Hoffnung gefasst. Ich wusste, dass es trotzdem noch Hoffnung gab, dass ich irgendwann das Mädchen meiner Träume finde. Dass ich sie dann auf dem Festival wieder getroffen habe, kann nur Schicksaal sein. Das ist ein Zeichen. Ein Zeichen, dass ich wieder rausgehen soll und mich verlieben soll.

Obwohl mich meine Jungs im Zug nach Deutschland schon ausquetschen wollte, warum ich wieder gut gelaunt bin, habe ich geschwiegen. Ich gehe mal davon aus, dass sie mich dann für verrückt halten würden. Schliesslich haben sie aufgegeben und haben sich einfach nur für mich gefreut.

Schnell und ohne gross zu überlegen antworte ich Lucy:

Guten Morgen Lucy! Tatsächlich konnte ich länger schlafen als du. Aber dafür geht's jetzt ganz schön ab mit arbeiten und so. Machst du in der Schule auch immer so viel Scheiss, wie ich es früher getan habe?

Irgendwas habe ich vergessen. Ach ja, stimmt!

Und ich wünsche dir natürlich auch einen schönen Tag!

Dann stehe ich auf und mache mich fertig und fahre anschliessend ins Büro. Dort erwarten mich ganz viele Gespräche und so einen Scheiss-Papierkram. Das hasse ich am meisten an meiner Arbeit. Dafür ist der Rest einfach nur überkrass und ich würde nichts lieber tun. Heute kann ich mich aber kaum konzentrieren. Meine Gedanken sind die ganze Zeit bei Lucy und ich schaue alle fünf Minuten auf mein Handy, um zu schauen, ob sie schon geantwortet hat. Um die Mittagszeit schreibt sie dann endlich zurück:

Nein, nein, ich bin ziemlich brav. Darf ich wissen wie alt du bist? Ich bin neugierig, weil du ja gemeint hast, dass du zu alt für mich bist und so.

Na super, das ist genau das, was ich nicht hören wollte. Ich entschuldige mich kurz und verdrücke mich auf die Toilette. Dort lehne ich mich an die Wand und überlege. Was habe ich schon für eine Wahl? Wenn ich lüge, wird sie es irgendwann rausfinden und dann womöglich den Kontakt abbrechen. Wenn ich ihr die Wahrheit erzähle, werde ich sie abschrecken und sie wird den Kontakt abbrechen. Es gibt keinen Ausweg!

In diesem Moment geht die Tür auf und mein bester Freund Markus kommt rein. Er sieht sofort, dass etwas mit mir nicht stimmt. Er zieht eine Packung Zigaretten aus seiner Jacke und fragt: „Kommst du auf den Balkon eine rauchen?"

Ich nicke und folge ihm auf den Balkon, wo er mir eine Zigarette und ein Feuerzeug hinstreckt. Ich nehme es, zünde die Zigarette an und ziehe einmal daran. Das tut gut! Und die Aussicht ist auch richtig toll.

„Also, schiess schon los. Erzähl mir alles!", sagt Markus bestimmt und legt die Hand auf meine Schulter.

Ich seufze und erzähle ihm alles. Er steht da, hört aufmerksam zu und nickt ab und zu. Als ich fertig bin fragt er mich dann: „Bist du in sie verliebt oder ist sie dir einfach nur wichtig, weil sie das Symbol für deine Hoffnung ist?"

Hm, gute Frage. Verliebt bin ich auf keine Fall, das geht nicht so schnell. Ausserdem kenne ich sie kaum. Aber sie ist mir schon wichtig und wer weiss, was noch wird. „Ich kann mich nach dieser Sache nicht so schnell wieder verlieben! Aber sie ist mir halt wichtig. Es klingt verrückt, aber ich brauche sie irgendwie.", antworte ich ehrlich.

„Weisst du was, sag ihr die Wahrheit. Es wird schon schief gehen. Aber lügen ist nie gut.", meint Markus. Er hat wohl Recht. Deshalb nehme ich mein Handy hervor und Tippe die Antwort, bevor ich es mir anders überlege.

Luuuuucy, die Arbeit ist im Moment total langweilig. Nur öde Besprechungen. Wann kannst du nach Hause gehen? Und nun zu deiner Frage, ich bin 25, aber nur biologisch gesehen. Ich fühle mich immer noch wie zwanzig! Habe ich dich jetzt abgeschreckt?

Ich hab's getan und nicke Markus zu. Gerade als er wieder rein gehen will, bleibt er noch einmal kurz stehen und dreht sich um. „Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht. Ich hoffe, dass du jetzt wieder beginnst zu leben, Bruder!", sagt Markus leise und lächelt. Dann verschwindet er, während ich noch für ein paar Augenblicke auf dem Balkon bleibe, bevor ich wieder zu der Besprechung gehe.

Obwohl ich bestimmt eine Stunde weg war, sagt niemand etwas. Es wissen alle Bescheid, dass ich eine schwierige Zeit durchmache oder durchgemacht habe, deshalb ist das nichts Neues. Und das ist auch der Grund, wieso ich mich ein weiteres Mal verdrücken kann, als ich sehe, dass Lucy zurück geschrieben hat.

Denk an irgendwas witziges, wenn dir langweilig ist! Oder hör Musik von Cro, das macht immer gute Laune! Ich bin jetzt auf dem Heimweg und treffe mich gleich noch mit einem Kumpel. Ich schreibe dir später wieder, okay? Und das Alter spielt doch keine Rolle!

Na super, ihre Tipps werden wir leider nicht weiterhelfen. Ausserdem passt es mir ganz und gar nicht, dass sie sich mit einem Typen trifft. Nein, ich bin nicht in sie verliebt, aber, keine Ahnung. Alle Mädchen benutzen die Ausrede „Ich treffe mich mit einem Kumpel", wenn sie eigentlich auf ein Date gehen. Oder vielleicht hat Lucy einen Freund. Das habe ich sie noch gar nicht gefragt, aber es würde auch total doof kommen, wenn ich sie jetzt danach fragen würde.

Ich habe keine Ahnung, was ich ihr antworten soll, deshalb gehe ich wieder zur Besprechung zurück und bringe es hinter mir. Um fünf Uhr sind wir dann fertig und ich habe endlich Zeit, Lucy zurück zu schreiben.

Schreib mir einfach wieder, wenn du Zeit hast.

Eine bessere Antwort ist mir beim besten Willen nicht eingefallen. Dann packe ich all meine Sachen und stopfe sie in meinen Rucksack. Heute war nur ein kurzer Arbeitstag. Ausserdem wollte Markus noch mit mir feiern gehen. Er hat gesagt, dass er die Chance dazu nicht verpassen will, mit mir feiern zu gehen, wo es mir endlich wieder besser geht.

Gerade als ich mich von allen verabschieden will, schreibt mir Lucy zurück.

Kann ich dich kurz anrufen? Ich brauche jemanden zum Reden.

Ja! Klar! Auf jeden Fall kann sie das! Ich werde immer für sie da sein.

***

Heute einmal aus einer anderen Sicht! :)

Wie gefällt es euch?

Das nächste Kapitel kommt bald.

xx Lulu

Ich kann nichts dagegen tun (CRO FF)Where stories live. Discover now