Sicher in dem Zimmer, in dem ich aufgewachsen bin, kuschelte ich mich unter meine Decke und versuchte, das schläfrige Gefühl wiederzuerlangen, das ich hatte, bevor ich vor Matts Zimmer gelauscht hatte. Leider war das nicht der Fall. Obwohl das, was gesagt worden war, nicht für meine Ohren bestimmt war, konnte ich nicht aufhören, über die Auswirkungen des kurzen, halbherzigen Streits nachzudenken, den ich mitgehört hatte.
Jack ging also seinem Vater aus dem Weg. Das war neu für mich, aber nicht wirklich überraschend. Ich weiß noch, wie Matt und Jack sich immer im Schuppen meines Vaters oder unter dem Haus versteckt hatten, wenn Mr. Whitby nachmittags kam, um Jack abzuholen. Manchmal konnten meine Eltern ihn überreden, Jack über Nacht bleiben zu lassen, aber meistens wurden die Jungs aus ihrem Versteck geholt und Jack wurde nach Hause geschickt. Trotzdem kam er morgens als Erstes mit den Zwillingen zurück, um Matt und mich für den Weg zur Schule abzuholen. Manchmal schien es, dass er nur zum Schlafen nach Hause ging und um die Zwillinge ins Bett zu bringen.
Für die Zwillinge war er so gut wie allein verantwortlich gewesen, denn seine Mutter war nie der besonders mütterliche Typ gewesen. Als Jack zehn und die Zwillinge drei Jahre alt waren, war sie sogar mal einen ganzen Monat lang verschwunden, tauchte danach wieder auf und weigerte sich irgendjemandem zu sagen, wo sie gewesen war oder was sie getan hatte. Nicht lange danach hatte sie angefangen zu trinken, obwohl Jacks Vater sich weigerte, das zuzugeben, und jedes Hilfsangebot meiner Eltern wütend zurückwies.
Ich habe Jacks Vater schon immer gehasst, und ich glaube, er war auch nicht besonders erpicht auf mich. Er ist der strengste Mann, den ich je getroffen habe, und er scheint zu glauben, dass Jack ein schlechtes Kind geworden ist. Er sagt ständig, dass er es zu nichts bringen wird und dass es besser wäre, zu Hause zu bleiben und bei der Pferdeausbildung zu helfen, anstatt auf irgendeine dämliche Universität zu gehen.
Ich starrte auf die vertraute Decke, die ich als Kind mit im Dunkeln leuchtenden Aufklebern beklebt hatte, und dachte wütend daran, wie viele Möglichkeiten Jacks Vater ihm vorenthalten hatte. Wie konnte es sein, dass sein Vater nach allem, was Jack durchgemacht hatte, so hart zu ihm war.
Soweit ich weiß, hat Mr. Whitby den Tod seiner Frau und seiner Kinder einfach totgeschwiegen, nie mit Jack darüber gesprochen und ihm nie Unterstützung angeboten, um ihm durch seine Trauer zu helfen. Ich verstehe, dass er, wie Matt sagte, auch eine schwere Zeit hatte, aber er muss doch erkannt haben, dass es nicht der beste Weg war, mit seinem Verlust fertig zu werden, indem er sein einziges überlebendes Kind ständig kritisierte.
Während ich versuchte, diese Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen, um endlich schlafen zu können, hörte ich, wie eine Tür heimlich geöffnet und geschlossen wurde, und dann die Geräusche von jemandem, der sich leise auf dem Treppenabsatz zu bewegte.
Als ich zu meiner Tür hinüberblickte, die einen Spalt geöffnet war, sah ich, wie jemand an meinem Zimmer vorbeiging und die schemenhafte Figur dann langsam die Treppe hinunterschlich. Einen Moment später hörte ich die Fliegengittertür knarren, und stieg aus meinem Bett. Ich ging zum Fenster, schaute durch einen Spalt in den Vorhängen und sah Jacks Gestalt über den Rasen gehen und dann im Schuppen verschwinden.
Offensichtlich war ich nicht die Einzige, die nicht schlafen konnte.
Ich legte mich wieder ins Bett und war entschlossen, meine Neugierde zu unterdrücken und Jack die Zeit zu lassen, die er so offensichtlich brauchte. Ich drückte meine Augen fest zu und begann von 100 an rückwärts zu zählen, wie es sich für eine schlaffördernde Taktik gehörte. Ich hatte gerade die 50 erreicht und fühlte mich immer noch hellwach, als ich draußen im Schuppen ein sehr leises, dumpfes, klopfendes Geräusch hörte. Ich wusste sofort, was es war: Jack hatte die Boxhandschuhe herausgeholt.
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So Much to Learn | deutsche Übersetzung
Romance„Talia, Baby, es tut mir so leid, ich meinte das nicht so. Ich bin bereit zu warten, das bin ich wirklich." Ich ergriff meinen Rucksack, riss die Haustüre auf und wartete nur lang genug, um: „Verpiss dich und verrecke!" zu schreien - Nach einer ziem...