Kapitel 5

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" Ich will ihn rausbringen..."

Ich habe es gesagt. Natürlich nicht der Leiterin der Fluchabteilung. Völlig irre bin ich schließlich nicht. Nein, ich brauche jemanden, der mir helfen kann Barty auf das Gelände herauszubringen, ohne dass es jemand mitbekommt. Jemanden, der sich mit schleichen und Plänen aushecken auskennt. Und ich kenne niemanden der besser für diese Aufgabe geeignet wäre, als George Weasley.

" Lass mich das mal wiederholen. Du willst Barty Crouch Jr - einen verurteilten Todesser - unter die Bevölkerung bringen? ", meint George sofort skeptisch. Er klingt nicht wirklich so, als wäre er begeistert von der Idee.

Nein, eher scheint sie ihn wütend zu machen. 

" George. Du hast ihn heute nicht erlebt. Er WILL raus. ", sage ich, doch natürlich beeindruckt ihn das nicht sonderlich. George hat schon eine Menge Mist gebaut, doch diese Aktion wäre kriminell.und nicht nur ein kleiner Streich. Das könnte ihm seine Freiheit kosten und vorallem seinen Ruf. Was wenn man ihn erwischen würde, wie er einen Mann wie Barty Crouch Jr. durch die Gegend chauffierte.

Fast schon trotzig setzt er sich nun auf die Couch und starrt auf den Boden.

" Du hast ihn dort nicht erlebt. Ich bin mir sicher, irgendwas passiert mit ihm. Er verändert sich, wird wach und durchbricht eine Barrikade. Ich kann ihm dabei helfen wieder aufzuwachen und sein Leben zu Leben und nicht einfach nur dahinzuvege -", rede ich nun heftig auf George ein, als dieser plötzlich aufspringt. Seine Augen sind weit aufgerissen, seine Wangen fast genauso rot, wie seine Haare. Ich kann sogar eine kleine Ader an seinem Hals pulsieren sehen.

" Weisst du, wer noch gerne sein Leben leben würde? ", unterbricht er mich laut. Ich zucke erschrocken zusammen. Noch nie ist er mir gegenüber so laut geworden. " Weisst du es? Weisst du? FRED - ! "

Ich sehe ihn an und fühle plötzlich einen schweren Stein in meinem Magen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass dieses Thema diese alte Wunde wieder aufreißen könnte.

" - Aber das kann er nicht. Und weisst du wieso? Weil ein paar FREIHEITSLIEBENDE Todesser es witzig fanden, ihn in die Luft zu jagen! "

George Stimme hallt noch eine Weile in meinem Kopf nach. Ich will sofort etwas erwidern, aber ich bin wie gelähmt. Schließlich kann ich George nur dabei beobachten, wie er sich wieder hinsetzt und betreten zu Boden sieht. Die Röte aus seinem Gesicht verschwindet. Er scheint sich langsam wieder zu fangen.

Völlig überwältigt stehe ich nun mitten in dem Wohnzimmer, welches mir aufeinmal so fremd vorkommt. Mein Blick wandert hinaus in den Flur, in welchem das Bild von Fred hängt.

So sehr ich auch immer noch über Barty reden will, so wagte ich es nicht noch einmal seinen Namen zu sagen. Ich wage es nicht zu sagen, dass dieser Mann nicht der verurteilte Todesser ist, für den George ihn hält. Das er ein völlig anderer Mensch ist, der den Namen Barty Crouch Jr. vielleicht gar nicht tragen will.

" Es ist besser du gehst jetzt. ", sagte George auf einmal. Seine Stimme ist wieder ruhig wie immer, doch ich kann die gereizte Stimmung im Raum nicht ignorieren. Mir wird schwer ums Herz. Noch nie hat George mich aus seinem Haus geworfen und in diesem Ton mit mir geredet.

Schließlich nicke ich nur, drehe mich um und laufe hinaus in den Flur. George folgt mir ohne Worte. Meine Blick ist auf die Tür gerichtet. Ich wage es nicht einmal, Fred in seinem Bilderrahmen anzusehen.

Fred, der uns nun Beiden traurig hinterher sieht und mit dem Kopf schüttelt.


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Wieder einmal habe ich nicht gut geschlafen. Nur diesmal hatte das Ganze nichts mit Barty zu tun. 

Ich kann von Glück reden, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, höchstens vier Stunden pro Nacht schlafen zu können. Und so stehe ich schließlich völlig gerädert auf und mache mich auf den Weg zur Arbeit.

Mein schlechtes Gewissen schreit geradezu in meinem Kopf. Nicht nur wegen George, dem ich den wohl schlimmsten Tag seines Lebens zurück ins Gedächtnis gerufen habe. Nein auch, weil ich das Versprechen welches ich Barty gegeben hatte, nicht einlösen kann - zumindest noch nicht.

Das Glas durchschreitend stehe ich nun im Erdgeschoss des Hospitals. Das erste Mal seit ich in der Fluchabteilung arbeite, wünsche ich mich an mein Fließband zurück. 

Seelenlos - Harry PotterWhere stories live. Discover now