Kapitel 17 | White lies

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Vorsichtig tupfte ich mir mit einem nassen Tuch über die Verletzung. Noch war keiner auf die Idee gekommen, mich mit Vampirblut zu heilen. Aber das war ok. So blieb ich wenigstens einen Schritt näher der Menschlichkeit. Meine Hand hatte ich bereits verarztet. Die Wunde war zwar noch sichtbar und schmerzte leicht, jedoch schien sie schon langsam zu verheilen. Mit Damon hatte ich noch nicht darüber geredet, dass ich bei seinem Geständnis wach gewesen war. Er liebte mich. Er hatte es zugegeben. Und er glaubte, ich sei zu gut für ihn. Für sich selbst, war er ein Monster. Bloß wieso? Ja, Damon hatte schreckliche Dinge getan. Aber er konnte sich ändern. Von der Dunkelheit zu einem wichtigen Fünkchen Licht werden. Keiner würde mehr versuchen, ihn loszuwerden. Keiner würde mehr an ihm zweifeln. Wusste er das denn nicht? „Na Buffy?", ertönte es aus Damon, der mich mit überkreuzten Armen, an dem Türrahmen von unserem Badezimmer angelehnt, beobachtete. Ich atmete tief ein und aus und schaute ihn durch den Spiegel an. „Hey." Das mit Blut übersäte Tuch wusch ich gründlich aus und legte es vorerst neben dem Waschbecken ab. „Alaric hat dich reingelassen?", interessierte es mich. „Ric war nicht hier. Da hab ich mich selbst eingeladen", er grinste schief. Ric war nicht hier? Vor ein paar Minuten war er noch da. „Was hast du noch mit Stefan beredet?", wollte ich wissen. Damon guckte mich nur unwissend an. „Kurz bevor du mich aus dem alten Hexenhaus getragen hast", fügte ich hinzu. „Ich hab ihn ein bisschen angeschrien. Den Arsch versohlt", teilte er belustigt mit. „Sei nicht so hart zu ihm." „Er hat dich fast umgebracht, Elena!" „Es war aber nicht seine Absicht", ich schaute über meine Schulter nach hinten zu ihm und gab ihm ein Zeichen, dass ich in mein Zimmer laufen würde, „Außerdem ist er dein Bruder. Die wichtigste Person in deinem Leben." „Klar", gab er genervt seufzend aus sich, als ob das kein bisschen zutreffen würde und wandte sich mit seinem Blick nicht mehr mir. Während ich in meinem Zimmer anfing, ein wenig aufzuräumen, legte sich Damon auf mein Bett. „Habt ihr noch irgendetwas besprochen? Vielleicht, als ich nicht mehr bei Bewusstsein war?", fragte ich beiläufig unauffällig. Ich wollte wissen, ob Damon mir alles erzählen würde. „Ach, so dies und das", versuchte er dem Thema zu entgehen und legte seine Arme unter seinen Kopf. Sehr informativ, Damon. Bisschen mehr Details, bitte? „So dies und das?" „Jap." „Willst du mir erzählen, was das so war?" Wieso erzählte er es mir nicht? Er hatte mit ihm doch nur über Jeremy und mich geredet. „Ich hab gesagt ‚Stef, das nächste Mal, wenn du Blut brauchst, dann bitte klau doch einfach das Proviant aus dem Krankenhaus und benutze diese, für deine Gelüste.' Und wie Blondie jetzt sagen würde ‚Am besten B Positiv'", log er mich amüsiert an. Ich hatte das Gespräch verfolgt. Und er hatte nichts der Gleichen erwähnt. Wieso versuchte er sich gegenüber mir immer so taff zu stellen? „Be positive. Jap. Eindeutig Caroline", stimmte ich zu und blickte mich noch ein letztes Mal im Zimmer um, ob wirklich alles aufgeräumt war. Erleichtert ließ ich mich auf mein Bett neben Damon fallen und schaute ihn still an. „Keine Sorge. Ich steige auch auf B Positiv um, wenn du es willst", witzelte er. Und da war es wieder. Diese vier Wörter, die Damon mir öfter sagte, als das einzige Wort ‚Buffy'. Würde er mich jemals aufhören so zu nennen? ‚Wenn du es willst'. Wenn ich es will? Wenn ich es wollen würde, würdest du doch sofort losrennen und dir sofort einige B Positiv Blutbeutel besorgen und weiter dein Leben umkrempeln. Also nein. Ich wollte es nicht. Denn das war einfach nicht er. Er sollte er selbst bleiben und nicht für mich sein ganzes Leben in Frage stellen, was er sowieso schon so gut es ging getan hatte. „Mach es nur, wenn du es selbst so willst, Damon. Treffe deine Entscheidungen selbst, okey? Und ich-", ich fiel mir selbst ins Wort, als ich laut aufniesen musste. Damon blinzelte mich nur begeistert an und lachte rau auf. „In der ganzen Zeit, in der ich dich kenne, habe ich dich zum ersten Mal niesen gehört", stellte er fest. „Und in der ganzen Zeit, in der du mich kennst, hast du mir bei meinem ersten Nieser kein ‚Gesundheit' gewünscht", entgegnete ich, während ich aufstand, um mir im Bad meine Hände zu waschen. „Was wolltest du sagen? Und du..." Und ich? Oh, ja, richtig. Ich hatte mich ja selbst unterbrochen. „Und ich würde genau das wollen. Dass du deine eigenen Entscheidungen triffst und sie nicht von einer Person treffen lässt", vollendete ich den Satz, den ich vor paar Minuten begonnen hatte, bis mir unser vorheriges Gespräch wieder in den Sinn kam, „Was hast du sonst noch mit Stefan geredet?" Damon schien einige Sekunden über meine ersten zwei Sätze nachzudenken. Wahrscheinlich darüber, dass er von mir gesagt bekommen hatte, er solle seine Entscheidungen selbst treffen. Von der Person, von der er eigentlich die Entscheidungen treffen ließ. So gesehen, hatte ich ihm das jetzt ja entschieden, mit dem Argument, er soll selbst entscheiden. Okey, das wurde kompliziert. „Nichts. Das war's", log er erneut. Warum? „Okey", gab ich unüberzeugt von mir. Immerhin kannte ich die wahre Geschichte. Das wahre Gespräch. Sein Geständnis, dass er mir so sonst nie gemacht hätte. „Wo ist eigentlich Ric?", fiel mir letztendlich noch ein. Eigentlich müsste er bei Damon sein. Aber Damon war hier. Ohne ihn. Schulterzuckend stellte er sich wieder auf seine Beine. „Bestimmt im Grill, wenn du willst kann ich kurz gucken gehen." Nicht schon wieder. ‚Wenn du willst'. Ich würde ihn darauf ansprechen, ihm erklären, dass mich diese Worte unter Druck setzten, doch das wäre zu auffällig. „Nein, ist schon in Ordnung. Wenn er da wirklich ist, wird er in ein paar Stunden zurückkommen", lehnte ich sein nettes Angebot ab und setzte mich auf meine Bettkante. Mein Handy leuchtete kurz auf, was mir erst nach verträumten Sekunden auffiel, also griff ich danach und checkte meine Nachrichten. Eine hatte ich von Caroline bekommen. ‚Du warst heute so unter Eile. Ist irgendetwas passiert? Ich mache mir echt Sorgen.', stand in dieser Nachricht. Oh Mist. Ich hatte total vergessen, Caroline bescheid zu geben, über den Vorfall von heute. Das wäre aber vielleicht doch nicht ganz so gut in einer SMS mitzuteilen. ‚Mir geht's gut, keine Sorge. Aber heute war ein echt stressiger Tag. Kommst du morgen vorbei?', schrieb ich zurück. Während ich auf ihre Antwort wartete, bemerkte ich Damons durchbohrenden Blick. „Wem schreibst du?" „Caroline." Genervt seufzte er aus: „Barbie." Da fiel mir noch eine ungelesene Nachricht auf. Wie konnte ich die übersehen? Ich öffnete es und las es leise in mich hinein. ‚Von: Anonym- Tut mir Leid. Was ich getan habe, war nicht gewollt. Ich hab meine Kontrolle verloren. -Stefan.' Stefan hatte mir geschrieben. Meine Augen weiteten sich und dies schien Damons Aufmerksamkeit geweckt zu haben. „Ich hab eine Nachricht von Stefan erhalten", weihte ich ihn ein, ihm fielen ebenfalls fast die Augen aus dem Kopf. „Was? Was hat er geschrieben?" „Nur, dass es ihm Leid tut." Gereizt fokussierte er mein Handy, als wolle er es mir gleich aus der Hand entreißen und es aus dem Fenster werfen. Mehrere 100 Meter. „Alles ok?", fragte ich. Doch er gab kein Wort aus sich. „Damon, er hat sich nur entschuldigt. Es war keine Drohung." Langsam schien er sich wieder zu beruhigen. Wir befanden uns in einer echt angespannten Atmosphäre. Und trotz Damons Wut auf seinen Bruder, wollte ich Stefan schreiben. Nur war die Nummer versteckt. In dessen Zeit piepte mein Telefon erneut auf. Caroline hatte mir geantwortet. ‚Könnten wir dann shoppen? Falls du noch nicht auf dem neuesten Stand bist: In fünf Tagen ist unser Maskenball!' Oh nein. Schon wieder?

Dare to love ~ [FF_VampireDiaries]Where stories live. Discover now