Kapitel 23 | Deal

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Ich hatte vor, Klaus anzurufen, wusste aber seine Nummer nicht. Und da er ein Feind ist, war sie auch nicht eingespeichert. Verständlich. Doch vor einigen Tagen rief er mich mit Stefans Handy an. Womöglich war das Klaus' neues Handy? Ich versuchte mein Glück somit, tippte auf die Nummer und wartete. Und dann klingelte es. Und klingelte. Und klingelte. „Elena", grüßte mich eine raue Stimme. Klaus' Stimme. Tatsächlich war das Handy noch bei ihm. „Falls du vorhast, mich zu überreden, nach deiner Freundin Bonnie zu suchen, ich habe Caroline schon gesagt, dass ich keine Interesse habe." „Sind sie noch in New Orleans?", ignorierte ich seinen vorherigen Satz gekonnt. Ich hatte einen Plan. Einen ehrlichen Plan. Nicht wie der bei Damon und mir, mit Schlupflöchern und allem bedacht. Sondern einen ganz normalen Plan. Und da war es mir egal, ob er wollte oder nicht. „Nein, ich bin seit einigen Stunden wieder in Mystic Falls. Ich hatte bisher kein Glück, bei meiner Suche nach Lilian", betonte er. Sichtlich genervt, doch etwas abgelenkt vom Thema. Womöglich war ihm die Suche nach Lilian doch nur Nebensächlich. „Ich möchte mit ihnen etwas besprechen." Eine kurze Stille trübte uns beide. Klaus war sicher in Gedanken. „Dann komm vorbei", lud er mich schlussendlich zu sich ein und nannte mir dazu die Adresse. Und ich stimmte ein. Denn genau das war mein Plan. Ich wollte ihn besuchen und mit ihm reden. Alleine.

Vorsichtig lief ich aus dem Auto und zog meine Jacke, auf dem Weg zu dem Eingang, näher an mich, indem ich meine Arme überkreuzte. Es war kalt. Zumindest für mich. Hustend wartete ich vor der Tür im Flur, nachdem mir die Eingangstür bereits geöffnet wurde. Es war ein altes Hochhaus mit nur noch geschätzten wenigen Bewohnern. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, vor der ich stand, was mich aufzucken ließ. Klaus stand vor mir und lächelte schepp. Der Mann, der mich vor einigen Wochen umgebracht hatte. Und meine Tante Jenna. Und diesen Mann bittete ich nun um Hilfe. Seltsam, nicht? „Komm doch rein, Liebes", er streckte seine Hand in Richtung Zimmer. Einige Sekunden zögerte ich noch. War das wirklich richtig? Sollte ich durch den Vorfall mit Stefan nicht eigentlich etwas gelernt haben? Stattdessen lief ich zu dem nächsten großen Feind und stellte mich wieder als leichtes Opfer hin. Damon würde mich umbringen. Dennoch betrat ich vorsichtig die kleine Wohnung, die in dunklen Brauntönen gehalten war. Das meiste bestand aus Holz. Die Küche und das Wohnzimmer trennte keine Wand. Auf der Insel der Küche lagen ungefähr 20 leere Blutbeutel. Daneben auf dem Boden zehn weitere. Schockiert riss ich meinen Mund auf, fand aber keine Worte. „Ich entschuldige mich für diese Unordnung. Ich war bis eben beschäftigt und davor hatte ich, wie du bereits weißt, die Stadt verlassen", erneut schmunzelte er. Fand er das etwa amüsant? „Waren sie das?", fragte ich nun doch noch und zeigte auf die leeren Dinger. Dies brachte ihn nur noch mehr zum Lachen und er schüttelte den Kopf: „Das war ein guter Freund von mir. Anfangs weigerte er sich, aber mittlerweile kann er nicht mehr aufhören." Erwartungsvoll schaute er mich an. Klaus wollte bestimmt meine Reaktion darauf sehen. Seine Hände legte er hinter seinem Rücken ineinander und beobachtete mich. Ich brauchte eine stille Minute, um zu realisieren, wen er meinte. Doch wurde es mir dann klar. Stefan. Klaus hatte ihn gezwungen, die Blutbeutel zu trinken, im Gegensatz dazu hatte er Damon sein Blut gegeben. Doch das Stefan so viel Blut in sich nehmen musste, um den Deal abzuschließen, war keinem von uns bewusst gewesen. Das war eine Menge. Sehr viel mehr, als wir befürchtet hatten. „Sie haben das alles Stefan trinken lassen?", wurde ich empört lauter. Ich hatte mit zehn gerechnet. Höchstens. Aber das waren grob 20 Beutel. Vielleicht sogar 30. Wortlos grinste er mich an. „Setz dich doch. Dann können wir reden", bot er an und setzte sich bereits auf einen Barstuhl der Küche. Ich langsam daneben. Noch immer fassungslos von den ganzen Beuteln, die vor mir auf dem Tisch lagen, sammelte ich meine Worte. „Ich wollte mit ihnen reden. Über Bonnie", begann ich hüstelnd und Klaus schien bereits verstanden zu haben. „Ich mache dir einen Vorschlag." Zögerlich nickte ich. Der Vorschlag zwischen Stefan und ihm vor einigen Wochen war nicht gerade sehr verlockend gewesen. „Ich dachte, sobald du nach dem Ritual tot seist, könnte ich problemlos Hybriden erschaffen. Doch Stefan und ich hatten da unsere Schwierigkeiten. Dann habe ich vor ein paar Tagen interessante Dinge erfahren. Um Hybriden zu erschaffen, brauche ich Blut. Dein Blut." Mein Blut? Wieso? „Und so lautet mein Vorschlag", legte er die Karten auf den Tisch, „Ich suche nach deiner Freundin Bonnie, wenn du mir Blut von dir gibst." Blut von mir geben? Meinte er, Blut abzapfen lassen? Das war verrückt. Zu verrückt. Aber es war für Bonnie. Meine beste Freundin, die in Gefahr steckte. Für sie galt das selbe Sprichwort, wie für alle meine Freunde: Lieber ich, als sie'. Also musste ich es eingehen. Ich nickte somit. Siegessicher lächelte Klaus. Deswegen hatte er mich nicht umgebracht, verfolgt. Er wusste, dass ich ihm noch nützlich sein würde. Sicher war es schon lange her, dass er davon erfahren hatte. Er griff nach seinem Handy, erledigte irgendwelche Telefonate, die sich um meine verschwundene Freundin handelten und besorgte Geräte, um mir Blut abzuzapfen. Die Schläuche und Nadeln stach er mir schon in die Arme, während ich mich auf einen anderen Stuhl setzte. Ja, ich hatte Angst. Es war aber die beste Möglichkeit. „Wie viel Blut werden sie mir abnehmen?", fiel mir noch in den Sinn, bevor er die Geräte einschaltete. Ohne eine Antwort von ihm zu bekommen, klickte er auf ‚an'. Etwas unsicher musterte ich jede Nadel, die mir im Arm saß. Es waren vier Nadeln, jeweils zwei auf jedem Arm. Meine Arme wurden am Stuhl befestigt, damit ich mich nicht bewegen, oder den Deal abbrechen konnte. Dadurch wurde mir natürlich nur noch kälter, da ich mich nicht zusammen engen konnte, bis mir wärmer werden würde. Auf einmal vibrierte mein Telefon in meiner Hosentasche. Es klingelte. Jetzt? Ich konnte jetzt doch nicht rangehen. „Kann ich dir behilflich sein?", fragte Klaus, der mich im Auge hielt. „Ich muss das Telefonat annehmen, sonst wissen meine Freunde, dass etwas nicht stimmt." Klaus nickte und griff in meine Hosentasche. „Es ist Damon", teilte er mir mit, nahm an, drückte auf Lautsprecher und legte das Telefon auf einen Nachttisch neben mir. Als ich versuchte mich zu räuspern, kratzte mein Hals, also hustete ich. „Hey", gab ich endlich von mir. „Hey. Was machst du gerade?", fing er einen Smalltalk an. „Ich... ehm", stotterte ich nachdenklich, „Ich sitze in meinem Zimmer und schreib bisschen Tagebuch." Gut gerettet. Oder so. hoffte ich doch zumindest. „Und wie geht es dir?" „Es hat sich nicht viel geändert", antwortete ich kurz, in der Hoffnung, diesen Smalltalk überstanden zu haben. Im Hintergrund konnte ich Caroline wahrnehmen, wie sie mit Damon sprach: „Sie soll ein bisschen mehr Suppe essen. Ich sag dir, diese Suppe wirkt wie ein Medikament!" Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Typisch Caroline. „Wieso hast du angerufen?", interessierte es mich. Bitte sag mir, du hast Bonnie gefunden. „Wollte nur sagen, dass wir länger unterwegs sind. Noch gibt es keine Spur. Also, nicht das Haus verlassen, verstanden?" „Mach ich nicht." Nein Elena. Das tatest du überhaupt nicht. „Also, bis dann, Damon", verabschiedete ich mich schnell und er ebenfalls, dann gab ich Klaus ein Zeichen, dass er auflegen konnte. Versuchte noch immer, nicht ganz so schwach zu klingen, durch meine Krankheit, oder was auch immer das war. „Wie ich mitbekommen habe, wissen deine Freunde nichts von deinem Plan", bemerkte Klaus. Kopfschüttelnd antwortete ich: „Damon hat gedacht, er hat mich manipuliert. Aber ich hatte Eisenkraut Intus." Ich blickte mich um und konnte feststellen, dass bereits ein Beutel gefüllt war. Das ging eindeutig schnell. Zu schnell? „Wie viel passt in einen Beutel?" „Ein halber Liter." Lächelnd betrachtete er den gefüllten Beutel und schloss an diesen Schlauch einen anderen Beutel an. Er hatte schon einen halben Liter abgenommen? Wow. Kein Wunder, dass mir Sekunde zu Sekunde kälter wurde. Und schwindeliger. „Wie viel werden sie mir nehmen?", wiederholte ich mich mit bröckelnder Stimme. „Kommt ganz drauf an", stoppte er und starrte das Gerät an, bei welchem er den Vorgang beschleunigte, „wie viel Liter Blut gesamt in deinem Körper steckt." Was? Wollte er alles? Panik breitete sich schlagartig in mir aus. Er grinste nur breit und schien diesen Moment zu genießen.

Dare to love ~ [FF_VampireDiaries]Where stories live. Discover now