Kapitel 19 | Ill

82 12 8
                                    

„Hast du meine Nachrichten gelesen?", stellte ich ihn schwach, dennoch gereizt, zur Rede. „Ich geb's zu. Ich hab geschnüffelt", gestand er und grinste schepp. Wahrscheinlich, damit ich mitlachen würde. Aber das war nicht zum Lachen. Stattdessen funkelte ich ihn warnend an. Zum Glück war es zwar nur mein Handy und nicht mein Tagebuch, aber Privatsphäre war nun mal Privatsphäre, egal, über was man sprach. „Nur die Nachrichten von gestern", fügte er hinzu, um mich ein wenig zu beruhigen, „Ich bin nun mal eine sehr neugierige Person." War ich auch, aber ich konnte sowas zurück halten. Ich war ihm zwar nicht wirklich böse, aber nerven tat es mich schon. „Das ist nicht witzig, Damon", kratzte ich aus mir hervor und brachte noch ein kleines Husten aus mir. Reden war echt anstrengend, wenn meine Stimme so klang. „Wie geht's dir?", fragte Damon auf einmal ernst und besorgt. Dabei hatte er sich noch eben lustig gemacht. Typischer Damon wohl, hm? „Mein Hals tut weh", krätzte ich, „Mein Kopf dröhnt und mir ist kalt." „Wahrscheinlich Fieber. Hab gehört, zu erfrieren soll helfen. Lust?" War das sein ernst? Ich erfror hier sowieso schon förmlich und er bot mir auf eine Art und Weise an, mich noch mehr leiden zu lassen? Was wollte er denn machen? Meine Decke wegnehmen? Oh... Nein. Das einzige, was mich noch warm hielt? „Nein! Mir ist schon kalt, ich werde noch zum Eiszapfen." Ein kleines nachdenkliches ‚Hm' kam aus ihm, dann schaute er mich wieder an und entgegnete: „Thja! Ich mach das jetzt." Somit zog er unvorhergesehen schnell meine Decke von meinem Körper. Sofort lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Wieso machte er das? „Damon", brachte meine Stimme kratzig aus sich, „Ich erfriere." „Der beste Weg, gesund zu werden", grinste er zufrieden. Toll. Das war's dann mit meiner Decke. Ich würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Eigentlich müsste ich meinen Fieberstand wissen, um zuordnen zu können, ob gefrieren mir helfen, oder warm halten mir helfen würde. Langsam drückte ich mich nach oben und lehnte mich an meine ausgestreckten Arme, die mein Gewicht ohne Probleme hielten. „Ah ah ah", Damon wackelte mit seinem Zeigefinger, als Zeichen, dass es mir verboten war. Aber was? Ich machte schließlich nichts großartiges. „Leg dich wieder hin." Verstanden. Aber nein. Ohne auf ihn zu hören, ließ ich meine Beine vom Bett hängen und stellte mich sanft auf meine Fußsohlen. Damon beobachtete jede meiner Bewegungen zornig. „Damon, ich bin krank, nicht am sterben." Schulterzuckend ignorierte er diese Bemerkung. Ich betrat mein Badezimmer, putzte meine Zähne, öffnete meinen Zopf und kämmte meine Haare. Abgesehen davon, dass unter meinen Augen ein paar Augenringe zu sehen waren und ich blass aussah, bemerkte man gar nicht, dass ich krank war. Hoffentlich würde ich nicht Jeremy anstecken. Moment. Jeremy. „Ist Jeremy noch im Krankenhaus?", wollte ich so von ihm wissen. Eigentlich sollte ich ihn längst abgeholt haben. Aber so war das nicht möglich. „Ich hole ihn gleich ab, wenn", er machte eine dramatische Pause, „unser kleiner Kontrollfreak bei dir ist." Caroline? Hatte er sie etwa angeschrieben? Wozu? Ich war doch nur krank. „Sie müsste gleich hier sein, hab ihr vor einer Stunde Bescheid gegeben, sie meinte-", bevor er jedoch aussprechen konnte, stand schon Caroline in meinem Zimmer. Sie hatte eine Stunde gebraucht? Wow. Sie hätte eigentlich gar nicht kommen müssen. Ich lenkte die Aufmerksamkeit so doch nur unnütz auf mich. Das wollte ich nicht. Wobei ein wenig Gesellschaft doch toll war. „Elena", sorgend kam sie auf mich zu und umarmte mich. „Na dann gehe ich mal klein Gilbert abholen." Wann würde er jemals mit den tausenden von Spitznamen aufhören? Blondie, Barbie, Kontrollfreak, klein Gilbert, Kitty Kat, Smiley, Buffy und viele mehr. Mit diesen Worten begab er sich nach draußen, verabschiedete sich kurz und schon war er weg. „Wie geht's dir?", wurde mir erneut gestellt. „Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten, gut", antwortete ich ehrlich und setzte mich auf meine Bettkante. Sie sich neben mich. „Das war's dann wohl mit unserem Shoppingtrip", lachte ich. Caroline legte den Kopf leicht schief und musste sich ein Grinsen verkneifen. „Elena Gilbert, dachtest du wirklich, ich würde glauben, du hättest dich darauf gefreut?" Sie schmunzelte nun doch noch. Bestimmt grinste sie darüber, dass ich dem niemals entkommen könnte. „Dann werde ich wohl darauf warten müssen, dass es dir besser geht." Genervt schnaufte ich auf und hustete ein wenig Luft aus mir. Und ich hatte wirklich gedacht, ich wäre diesen Shoppingplan los. Nop. Zu früh gefreut. „Wieso gehst du nicht mit Bonnie shoppen? Wo ist Bonnie überhaupt?" Seit Tagen hatte ich nichts von ihr gehört. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. „Bonnie hat gesagt, sie kann nicht. Sie unternimmt etwas mit ihrer Familie, also bleiben nur du und ich. Ok, Themawechsel! Wieso kümmert sich Damon um dich?" Klar, Caroline. Ich redete gerne über Damon. Jede Sekunde, wenn du es so wolltest. Gar kein Problem. „Weiß nicht", sprach ich wahrheitsgemäß mit bröckelnder Stimme, „Als ich aufgewacht bin, war er schon hier." Sie schien sich ihre nächsten Sätze verkneifen zu wollen, aber zwecklos. „Ich gebe es ja ungern zu, aber das ist echt süß von ihm", überrascht über ihre eigenen Worte, schaute sie mich erwartungsvoll an. Deswegen wohl. „Ja, ist echt nett." Gott, es war nicht nur nett aber, keine Ahnung... „Nett? Elena, gib's zu. Du findest diese Geste heiß." Wow, Caroline? War Caroline gerade dabei, sich in Damon zu verlieben, oder wieso zur Hölle schwärmte sie auf einmal so stark von ihm? Ging es ihr gut? „Was ist los mit dir?", kicherte ich sie an und hustete leicht. „Kann sein, dass ich bisschen was getrunken hab", gab sie zwinkernd zu. Was? Schon? Um dieser Uhrzeit? Wie viel Uhr hatten wir überhaupt? Ich griff nach meinem Handy und schaute auf die Uhr. 12 Uhr. Wow. Wie lange hatte ich geschlafen? „Also, Elena", sie sprach mit einer Stimme, als würde sie ein Spiel beginnen, „Erzähl. Was hälst du von Damon?" Nein, danke. Dieses Spiel würde ich nicht mitspielen. Da waren mir zu viele strenge Regeln dabei. Regel Nummer 1: Ehrlich sein. Und sicher würden unsere Worte nicht lange unter uns bleiben. „Also, Caroline", ich machte es ihr gleich, „Erzähl. Was hälst du von Klaus?" Und auf einmal schien sie wieder nüchtern. Oh, danke, Caroline. „Nichts." Somit war das Thema abgeschlossen. Das hielt ja sehr lange. Aber bei mir war das natürlich ok. „Ich mach dir eine Suppe. Und du, du bleibst hier oben, ok?" Caroline stand bereits auf und ich nickte nur. Betrunken kochen? Auch wenn es nur eine Suppe war und sie wieder nüchtern schien... „Fackel nicht unsere Küche ab", grinste ich breit, sie gab nur ein ‚Ich versuchs' von sich und verließ das Zimmer. Nun gelangweilt blickte ich mich um. Caroline hatte tatsächlich von Damon geschwärmt. War auf einmal jeder Team Damon, oder was war los? Mein Kopf dröhnte noch immer und ich hatte das Gefühl, es könnte jede Sekunde explodieren. Mir war noch immer kalt, was ich mir nicht ansehen ließ und mein Hals kratzte. Erneut hustete ich deshalb auf. Zu Anfang war es ein leichtes Husten, doch es wurde immer stärker, bis es schlussendlich schlimmer war, als die anderen Male. Als ich aufstand, um meine Hände wieder zu waschen, bemerkte ich etwas, was mich kurz inne halten ließ. Blut. Auf meiner Hand. Hatte ich Blut ausgehustet? Eilig tapste ich zu meinem Spiegel. An meinem Mund hing ebenfalls Blut. Verdammt. Was war los? Es war doch nur ein Husten, ein normaler, harmloser, unbedeutsamer Husten. Oder vielleicht doch mehr? Augenblicklich wusch ich meine Hände und meinen Mund ab. Könnte das an meiner Wunde liegen? Als Caroline glücklich in mein Zimmer kam, zuckte ich auf und benahm mich, als sei nichts passiert. „Ist irgendetwas?" Wieso konnte Caroline mich immer so schnell durchschauen? Kopfschüttelnd begab ich mich auf mein Bett. Und da platzte auch Damon wieder herein. Wie schnell war er? Weiterhin verhielt ich mich als war nie etwas. „Du kannst wieder gehen", er schubste Caroline zur Seite. „Was? Nein! Ich bleibe hier. Ich bin nicht hierher gekommen, um Elenas Bodyguard zu spielen und dann wieder zu verschwinden." „Doch, genau das bist du", erwiderte Damon. Ich schaute dem Kino vor mir nur zu. Liebend gerne, würde ich jetzt zu Jeremy ins Zimmer laufen und ihn umarmen. Aber dann würde er auch nur krank werden. Also lieber verzichtete ich. „Oh mein Gott. Du nervst", beendete Caroline das Gespräch und lief wieder in Richtung Küche. Wahrscheinlich, um nach meiner Suppe zu sehen. „Wie geht es Jeremy?", begann ich nun ein Gespräch mit ihm. Dennoch eins, in dem wir uns nicht gegenseitig an die Gurgel sprangen. „Gut. Er hat gegrinst wie ein Honigkuchenpferd, falls dich das beruhigt", beantwortete er, woraufhin ich erneut anfing zu husten. Ich spürte, wie mir mein Blut wieder aus dem Mund kam und hielt nur meine Hand davor. Ohne zu zögern, stand ich auf und lief in das Badezimmer, um das Blut von meiner Hand zu waschen, bevor Damon es bemerken würde. Er würde wieder maßlos übertreiben. Doch das war hoffnungslos. Damon war mir immer einen Schritt vorraus. Er stellte sich vor mich und hielt meine Hände fest. Diese musterte er, dann weiteten sich seine Augen. „Du hustest Blut?" Schulterzuckend, als wäre das keine große Sache, versuchte ich den Blickkontakt zwischen uns zu meiden. „Verdammt, Elena! Was ist los?", schrie er entsetzt. Ich hatte doch selbst keine Ahnung.

Dare to love ~ [FF_VampireDiaries]Where stories live. Discover now