16. Nur mehr Fragen

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Mit zittriger Hand zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief schnell meinen Bruder Kieran an.

"Kieran! Schnell komm mit dem Auto zur Schule sofort! Frag nicht nach bitte...wir müssen ins Krankenhaus!" versuchte ich ihm mit brüchiger Stimme mitzuteilen. Ohne weiter nachzufragen, machte er sich auf den Weg zu uns. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ethan war weg. Er hatte Josh und David mit zu seiner Dimension genommen, da sie an einer Überlastung litten. Die Ärzte aus meiner Dimension hätten dagegen nichts unternehmen können. Ethan zu überzeugen, dass es Amy wieder gut gehen würde, fiel mir schwer. Ich verlor langsam meine eigene Hoffnung. Weinend betrachtete ich sie. Sie lag regungslos auf dem Boden. Ihr Atem war unregelmäßig und ihr Herz schlug schwach. Sie hatte zu viel Blut verloren. Ich drückte meine Hände auf ihre Wunde, um die Blutung zu verringern und versuchte die warme Blutlache zu ignorieren.

"Amy...du wirst es schaffen. Du kannst nicht gehen. Nein, du darfst nicht gehen!" Tränen liefen mir über meine Wangen. Mein Blick wanderte durch den Raum. In der Ecke sah ich, dass Nate zu sich kam. Verdammt! Ihn hatten wir vollkommen vergessen. Er fuhr mit seiner Hand durch sein orangenes Haar und betrachtete mich gefühlslos.

"Verschwinde! Als ob ihr nicht schon genug getan hättet. Wage es nur näher zu kommen und ich bringe dich um." Wütend schrie ich an und mir liefen Tränen unaufhaltsam über die Wangen.

"...Ich will helfen." skeptisch musterte ich ihn.

"Ha! Helfen!? Willst du mir glauben lassen, dass ich dir vertrauen soll, damit du genauso listig wie deine Partnerin mir 'ausfahrbare Klingen' in den Rücken rammst!" ich wollte ihn schlagen. Meine ganze Wut an ihm auslassen, doch ich musste versuchen eine Verblutung zu verhindern. Meine Hände waren in leuchtend rotes Blut eingetaucht. Ich drohte bei dem Anblick jede Sekunde umzufallen, doch ich musste wach bleiben.

"Vertraue mir. Wenn du noch länger wartest, wird sie streben. Ich könnte euch ins Krankenhaus bringen. " langsam schritt er näher und bückte sich auf meine Augenhöhe. Sollte ich ihm vertrauen? Zögernd blickte ich auf Amy, die jede Sekunde bleicher wurde und nahm widerwillig sein Angebot an. Er hob Amy vorsichtig auf seine Arme und trug sie aus dem Schulgebäude als wäre sie nur eine Feder auf seiner Handfläche. Nate trug sie in ein kleines blaues Auto. Ich folgte ihm und beobachtete wachsam jede seiner Bewegungen. Zügig kam ich ihm entgegen und öffnete die Hintertür. Ich stieg als erstes ein und rückte bis nach hinten durch. Wir durften keine Zeit mehr verlieren. Vorsichtig legte er Amy auf meinen Schoss und schloss die Tür. Ich wusste nicht, was Nate hier im Schilde führte.

Schnell fuhren wir durch die Straßen Londons. Wir kamen schon in der Notaufnahme des Krankenhauses an. Amy wurde uns entrissen und zur Operation mitgenommen. Ich lehnte mich schluchzend an die Wand und betrachtete ungläubig Nate. Er hatte mir wirklich geholfen?! Wieso?

"Wieso hast du mir geholfen, obwohl du eines der Personen bist, die mich tot sehen möchten." ich brachte diesen Satz schwer raus, denn ich fühlte mich so...erschöpft. "Das ist nicht wichtig. Ich habe das getan, was ich für richtig hielt." er seufzte. "Auf Wiedersehen." er kam einige Schritte näher und fuhr mit seiner Hand, genau vor meinem Gesicht, durch die Luft. Ich sah noch wie er mich entschuldigend anblickte und ich fiel dann in Ohnmacht.

*

Ich wachte in einem Krankenhauszimmer auf und mein Kopf drohte vor Schmerzen zu platzen. Zügig sprang ich vom Bett und rannte zur Information. Dort erfuhr ich, wo ich Amy finden konnte und lies mich nicht aufhalten. Ich musste wissen, wie es ihr ging. Die Frau an der Information teilte mir mit, dass sie die Operation gut bestanden hätte, doch die lebensbedrohliche Lage noch standhielt. Genau in dem Moment als ich das Zimmer betreten wollte, wurde ich von jemandem aufgehalten. Es war Kieran. "Emily! Geht es dir gut? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ihr wart nicht in der Schule als ich ankam, also bin ich direkt zum Krankenhaus gefahren. Als ich die Notaufnahme betreten habe, bist du einfach so umgefallen. Die Ärzte meinten, dass das alles zu viel für dich gewesen sein muss. Deine Hände waren voller Blut...Wie seid ihr überhaupt hergekommen?" Kieran betrachtete mich besorgt.

"Kieran mir geht es gut. Ich bin...ich...ähm...wir...sind..ich..." Ich wusste nur noch, dass ich Kieran angerufen hatte, um uns zum Krankenhaus zu fahren, aber wenn er uns nicht hierher gefahren hat, wer war es dann. Ich versuchte mich zu erinnern, doch es kam einfach nichts. Hatte ich meine Erinnerungen verloren?! "Ist schon okay. Erzähle es mir später. Hör mir zu Emily...ich weiß, dass du Amy sehen willst, aber das ist leider verboten. Ihr Zustand ist noch nicht stabil." ich fühlte wie meine Beine wieder weich wurden. Kieran half mir mich hinzusetzten. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss meine Augen. Mein Bruder war immer für mich da gewesen, genauso wie jetzt. Jeder neue Tag warf mir mehr Fragen auf. Wieso hatte ich Gaben? Würden meine Freunde wieder gesund werden und wie kamen wir bloß hierher? Ich versuchte logische Schlüsse zu ziehen oder irgendeine Antwort drauf zu finden. Vergeblich. Da meine Kopfschmerzen zunahmen, schlief ich ein und flüchtete von meinen Problemen.

*

Gähnend öffnete ich meine Augen und sah, dass Kieran auch eingeschlafen war. Vorsichtig zog ich mein Handy aus der Tasche. Auf dem Display stand, dass es 03.09 Uhr morgens war. Wie lange war ich denn am Schlafen. Ohne Kieran zu wecken, stand ich langsam auf. In unmittelbarer Nähe fragte ich eine Krankenschwester nach Amys Zustand. "Der Zustand ihrer Freundin ist seit 23 Uhr stabil. Sie brauchen nicht mehr besorgt zu sein. Sie können nun auch in das Zimmer, aber achten sie darauf leise zu sein." teilte sie mir erfreut mit. Ihr ging es gut! Jetzt musste ich nur noch wissen,wie es David und Josh ging. Schon ein halber Tag war vergangen, doch ich hatte keine Nachricht von Ethan erhalten. Ich rüttelte Kieran wach und zog ihn mit mir in Amys Zimmer. Sie schlief fest, also setzten wir uns leise auf die zwei Stühle neben an. Ich versuchte zu schlafen, doch dieses komische Gefühl, dass mir eine Erinnerung fehlen würde, machte mir zu schaffen. 'Emily.' hörte ich eine Stimme flüstern. "Ethan?" langsam stand ich auf und ging wieder in den hell erleuchteten Flur. Ethan war nirgendwo in Sicht. 'Such nicht nach mir. Ich bin nicht da. Es tut mir Leid über deine Gedanken reden zu müssen. Geht es Amy gut? David und Josh sind fast völlig gesund. Dr. Adams macht einen letzten Check-up.' die Stimme war also nur in meinem Kopf. Sollte ich laut reden?
'Amy geht es soweit gut. Es freut mich, dass David und Josh nichts zu gestoßen ist. Ich habe dir noch viel zu berichten,...aber nicht so.' sprach ich laut und fühlte mich ziemlich komisch dabei. 'In Ordnung...in ungefähr einer Stunde sind wir da.' Seine Stimme hallte noch kurz in meinem Kopf, als ob er direkt neben mir stehen würde und verschwand genauso wie es kam.

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Okay dies war bestimmt eine verwirrende Handlung von Nate :D

Habt ihr eigentlich einen Lieblingscharakter? *-*

WillenlosWhere stories live. Discover now