21. Man sieht sich wieder

228 43 0
                                    

Einige Minuten stand ich noch wie vereist auf dem Hügel. Das war zu viel für mich gewesen. Erst versuchte ich meine Freunde umzubringen, dann traf ich meinen tot geglaubten Großvater wieder. "Ich werde dich da rausholen Großvater" sagte ich mir immer und immer wieder als ich mechanisch vom Hügel hinunter stieg. Schnell bewegte ich mich wieder durch die hektische Menschenmenge und schlängelte mich durch die engen Durchgänge. Die Sonne ging langsam unter und die letzten Sonnenstrahlen kribbelten auf meiner Haut. Ich hätte früher zu ihr gehen sollen, was war bloß los mit mir. Schweigend stieg ich in die nächste U-Bahn und drängte mich noch rein, um nicht von der Tür verdrückt zu werden. Niemand achtete auf den anderen. Alle bohrten abwesend Löcher in die Luft. Ich tat es ihnen die ganze Fahrt über gleich. Als meine Station kam, quetschte ich mich rechtzeitig durch die Tür und ging schnell nach oben. Ich war in einem leisen und ordinären Viertel Londons angekommen. Im Vergleich zur restlichen Stadt war es hier sehr ruhevoll und man traf nur einige Menschen auf den Straßen an, wenn das Wetter schön war. Ich beschleunigte meine Schritte, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Ich hoffte, dass sie mir es verzeihen würde. Zögernd klopfte ich an der Tür des bordeauxroten Hauses an und sie persönlich öffnete mir die Tür. Minuten vergingen-niemand sagte ein Wort. Ich hielt es nicht länger aus und umarmte sie so fest ich konnte. Sie erwiderte meine Umarmung und ich wusste, dass sie nie auf mich wütend gewesen war.

"Lucy, es t-tut mir leid. Ich hätte früher kommen sollen, doch vieles kam dazwischen." redete ich in ihre Haare.

"Ich weiß Emily und ich weiß, dass du mich nie einfach so warten lassen würdest. Willst du mich aufklären?! Ich weiß genau, dass hier etwas ganz und gar nicht normal ist." sagte sie und blickte in meine Augen. Fest entschlossen davon mich nicht gehen zu lassen ohne die Antwort aus mir zu bekommen. Mit gesenktem Kopf folgte ich ihr ins Haus und erzählte ihr, in den folgenden Stunden, die gesamte Wahrheit. Sie glaubte mir alles, bis auf den Teil mit Jack. Lucy wusste, dass das stimmte. Sie hatte es einigermaßen selbst mitbekommen, aber sie liebte ihn dennoch, obwohl sie wusste, dass das falsch war. "Wie kam es dazu,dass du selbst nicht einmal wusstest der anderen Dimension anzugehören?" fragte sie gespannt weiter. "Na ja, die besonderen Gaben haben sich erst bei einem Kampf gezeigt. Bis dahin wusste niemand etwas bis auf eine Person, die es mir es ja aber leider nicht mitteilen konnte." seufzend betrachtete ich die Uhr und musste feststellen, dass es schon 22. 00 Uhr war.

"Lucy ich muss los, aber passe bitte auf dich auf. Jack kann dir nichts anhaben solange er sich wirklich in dich verliebt hatte. Er wird dich nicht verletzen oder anlügen können. So läuft es mit den Menschen aus der anderen Dimension, wenn sie verliebt sind. Das heißt aber nicht, dass du ihm vertrauen kannst und egal was du machst, glaube ihm nicht. Bitte Lucy begehe nicht einen Fehler und bleibe in Sicherheit." Lucy rieb ihre Hände zusammen und nickte dabei ohne mir in die Augen zu schauen. Zügig verabschiedete ich mich von ihr und ging wieder zur U-Bahn. Das Gefühl beobachtet zu werden, machte sich in mir breit und ich beschleunigte meine Schritte. Ich blickte ein Mal nach hinten, um mich zu vergewissern das auch niemand da war, doch als ich mich wieder nach vorne wendete, rannte ich in jemanden rein. In jemanden, den ich nie wieder ins Gesicht blicken wollte. "So sieht man sich wieder Emily." sagte er erfreut.

"Bleib fern von mir Jack oder ich..." er unterbrach mich abrupt und blieb einige Zentimeter vor mir stehen.

"Oder was? Willst du mich umbringen, wie du es bei deinen Freunden beabsichtigt hattest?! Ihre Gesichter waren unbezahlbar gewesen. Das war ein Vorgeschmack auf das gewesen, was dich, diese Welt und deine möchtegern Rebellen erwartet." er lachte hämisch und zwinkerte mir zu.
"Deine komische Apparatur hatte keinen Effekt auf meine Freunde. Sie sind stärker als du denkst." sagte ich wutentbrannt. Was wollte er? Sollte ich gegen ihn kämpfen?
"Du solltest mich nicht unterschätzen Emily. Das, was du an dem Abend erlebt hattest, war mein schlechtester Pfeiler gewesen. Ich habe stärkere, die Signale bis zu 500km senden können." er lachte und wurde immer lauter. Ich spürte, dieses Kribbeln wieder. Meine Kräfte.
"Wie ich sehe, hast du enorme Fortschritte gemacht. Deine Gedanken sind unzugänglich und bei dir hat es länger für eine Kontrolle gebraucht. Nicht zu vergessen- dein Ausbruch in der Schule. Einmal habe ich dich unterschätzt. Das wird nicht wieder passieren. Das System will NOCH, dass du lebst, aber ein Zeichen und du bist tot!"
'Räche dich Emily. Er war derjenige, der dich dazu gezwungen hatte deine Freunde umzubringen.' teilte mir meine innere Stimme mit.
"Eine Verräterin ihrer eigenen Freunde hätte es auch nicht anders verdient!" flüsterte er mir zu. "Halt den Mund!" ich richtete meine Hand auf ihn und kontrollierte ihn soweit es ging. Sein Körper prallte stark gegen den steinernen Boden. Es dauerte nicht lange, dass er zurückschlug und mich ebenfalls kontrollierte. Er steuerte meinen Körper gegen eine Wand und meine Stirn schlug stark dagegen. Er konnte auch Körper kontrollieren. Verdammt. Ein Schmerzensschrei ertönte aus meiner Kehle und ich stolperte zu Boden. Ihn kontrollieren brachte nichts. Ich musste mich....selbst kontrollieren. Vielleicht konnte ich mich stärker machen. Ich konzentrierte mich auf mich selbst und dachte an das, was ich erlangen wollte. Schreiend stand ich auf und trat ihm in die Seite. Es war kein normaler Tritt gewesen. Der Tritt war so stark, dass er nahezu wegflog. Irritiert blickte er zu mir und ich nutzte die Gelegenheit und rannte weg. Ethan hatte sicherlich schon mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und würde so schnell wie möglich hier aufkreuzen. Erschöpft vom Kontrollieren und zugleich kontrolliert werden, rannte ich mit absurder Geschwindigkeit von der ich nie geträumt hätte immer weiter weg. Es war nicht übertrieben schnell gewesen, aber zu schnell für meine Verhältnisse. Als ich an der U-Bahn Station ankam, blieb ich stehen und setzte mich auf eine Bank. Die "Selbstkontrolle" hatte genützt, doch sie war doppelt so erschöpfend wie Kontrollieren oder Kontrolliert werden.
"Miss, geht es ihnen gut?" ein kleiner Junge mit dunkelblonden Haaren stand vor mir. Er war höchstens sieben gewesen.
"Hey, mir geht es gut, aber was machst du um diese Uhrzeit hier draußen alleine?" ich ließ meinen Blick durch die U-Bahn Station gleiten, doch das Kind schien niemandem zugehören.
"Ach ich war nur kurz mit meinem Freund spielen. Meiner Eltern stehen gleich drüben." er deutete in eine menschenleere Ecke der Station.

"Da ist aber nie..." er war weg, einfach so. Schockiert betrachtete ich die Stelle, wo er gerade noch stand. Wurde ich langsam verrückt? Ermüdet fasste ich mir an die Stirn und spürte etwas warmes auf meiner Haut. Blut. Das war auch vielleicht der Grund, wieso ich angefangen hatte zu halluzinieren. Ich musste schnell nach Hause.

--------------------------------------

WillenlosTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang