Die nette Seite meines Monsters

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Mit einer Hand wische ich über mein Gesicht. Meine Sachen konnte ich überwiegend retten, aber mein Gesicht schmerzt jetzt sehr. Ich sitze immer noch im Krankenzimmer auf dem Bett, da die Krankenschwester so nett war und mich vom Unterricht entschuldigt. Zum Glück hat sie mir keinen Zahn ausgeschlagen, aber ich hab ja schon schlimmeres erlebt. Warum aber tut es dann so weh?
Meine Haare habe ich einfach zusammen gemacht und die Tasche einigermaßen mit meinen zittrigen Händen am Waschbecken sauber gemacht. Nun sitze ich auf dem Bett und starre ins Nichts und versuche dabei meine Gedanken etwas zu ordnen. Das ist also das gewesen was Sam meinte mit Alex ist sehr beliebt und das das etwas unangenehm enden kann wenn ich nicht aufpasse und alle genau DAS denken. Tessa ist also eine von diesen Besessenen. So sag ich das jetzt mal, aber ich darf mich von ihr nicht aus der Ruhe bringen lassen, denn ich habe mir geschworen das was ich früher war nicht mehr zu sein und auch nichts mehr damit zutuen zu haben. Ihr Gesicht mit dem ekligen Geruch geht mir nicht aus dem Kopf wenn ich jedesmal in den Spiegel blicke um die dickere Stelle an meiner Lippe zu betrachten. Das Verlangen es ihr heimzuzahlen macht sich immer breiter in meinem Magen und ich weiß das die kleine Stimme in meinem Hinterkopf sagt ich solle ihr die Haare ausreißen und sie noch schlimmere Schmerzen spüren lassen, aber HALT! Soweit darf ich es nicht kommen lassen. Ich bin nett und nehme es einfach hin. Weder Alex noch meiner neuen Familie darf ich schaden und mit mir als einer Schlägerschwester will er mich bestimmt noch weniger akzeptieren. Langsam stehe ich auf und ziehe meine Schuhe an, da in zwei Stunden der Unterricht vorbei ist und ich nicht in meinem Zustand nach Hause laufen möchte. Laute Schritte hallen aufeinmal von Draußen zu mir vor und ich blicke verwundert auf, als die Tür aufgerissen wird und Alex völlig aus der Puste und total angespannt vor mir steht. "June?! Ist alles klar?!" Er macht die Tür zu und kommt auf mich zu, während ich ihn irritiert anstarre:"Eh... ja. Alles ist ok." Sage ich normal und er begutachtet meine Lippe und mein Gesicht, ob nicht noch mehr zu finden ist. Er seufzt erleichtert:"Gut... nun wer war das?" Fragt er und schaut mich fest an. Ich schüttle den Kopf:"Nur ein kleiner Ausrut-", "June, ich möchte von dir wissen wer das war!" Was ist denn nun in ihn gefahren? Er ist ja schon fast fürsorglich und so. Das lässt mich schon stutzen. "Es würde dich doch sowieso dann nicht wirklich interessieren." Er stützt die Hände auf das Bett und kommt so noch näher:"Pass jetzt mal auf! Wer meinem Schwesterchen weh tut bekommt Stress!" Ich habe glaubig gerade glubschaugen so wie ich schaue und sage dann leise:"Tess..."
Er haut auf das Bett mit der geballten Faust:"Diese Schlange! Wie oft hab ich es ihr schon gesagt?!" Knurrt er mehr zu sich selbst, dann wandert sein Blick zu meinem besorgten Gesicht. Ich habe das Gefühl er habe Fieber so wie er sich gerade aufführt oder Halluziniere ich? Ok, egal! Plötzlich zucke ich zusammen als er mit einer Hand meine Wange berührt:"Was?…lass das!" Sage ich und versuche ihn abzubringen, doch er schaut meine Lippen einfach weiter an und sagt dann grinsend:"Tut es sehr weh? Oder soll ich dir nen Kuss auf die Wunde geben, dann heilt es bestimmt schnell, Kleine!" Ich schupse ihn empört weg und springe auf:"Bis du mir einen Küsschen geben darfst bist du alt! Mein Lieber das kannst du mir glauben!" Lache ich und er sagt sich umdrehend:"Dir geht es ja blendend! Dann los! Hop hop! Der Wagen wartet." Ich schnappe meine Tasche und rufe:"Hey!!! Warte!! Du bist mies."
Im Wagen hole ich Luft und wir grinsen uns breit an:"Die Jungs kommen nachher... nur so zur Info.", "Na, super. Der ganze Haushalt wieder voll von Idioten!" Er boxt mich ganz sachte und sagt:"Joa! Und unser Dienstmädchen hat wieder viel zutun!" Ich lehne mich zurück und streiche meine immer noch verklebten Haare glatt. "Cola... dieses dumme Miststück! Ich werd der das dumme Grinsen aus der Hässlichen Visage schlagen wenn ich sie sehe! Alter, bekommt die Stress!" Verwundert grinse ich ihn an:"Du  schlägst Mädchen?!" Er schaut zeischen den Augenwinkeln zu mir:"Du glaubst doch nicht wirklich das TESS ein Mädchen ist oder?! Wenn ich der die Schminke aus dem Gesicht kratze - so ungefähr ne Tonne muss das sein- find ich einen hässlichen Kerl!" Kopfschüttelnd sehe ich aus dem Fenster und lasse ihn seine Musik genießen, bei der er mit Leib und Seele mitbrüllt. Irgendwie bin ich ganz müde geworden und die leichte Erkältung von Gestern ist auch wieder fort. Bin ich etwas zu sehr gestresst?! War das doch etwas schnell alles? Ich weiß nicht so ganz wie genau es eigentlich zu  all dem hier kam. Als ich die Bennetts zum ersten Mal traf, war ich noch ein ganz anderes Wesen. Bissig, schnell aggressiv und habe vor nichts halt gemacht, bis mich Piper zurecht gewiesen hat. Gott, war das ein Abend gewesen. Ich sollte ein Wochenende mit ihr verbringen, so einfach zum drangewöhnen und wir waren zu zweit einfach weggefahren. Ich habe nur Dummheiten gemacht und nicht gehört, doch sie hat mich mit Ach und Krach zu einem anderen Menschen gemacht und mir Seiten an mir selbst gezeigt die ich noch garnicht kannte. So entschied ich mich, nachdem ich mir sicher war das meine Geschwister gut untergebracht sind, zu den Bennetts zu gehen. Jetzt habe ich ein besseres Leben, nettere Eltern und einen völlig verrückten Bruder.

Wir halten vor dem Haus, was ich nun mein zu Hause nenne und ich sage:"Danke." Er schaut mich an:"Wofür? Ich hab doch nichts gemacht!" Ich lächle und öffne die Tür:"Das du mich nicht allein gelassen hast!…" aufeinmal werde ich zurückgezogen und liege total überwältigt in den Armen von Alex:"Ich lass dich schon nicht allein in solchen Situationen." Ich atme seinen Geruch ein. Er riecht erstaunlich gut und angenehm und drücke ihn dann auch.

"Genieß es aber nicht zu lang! Ich bin nicht oft so nett!" Flüstert er mir ins Ohr und ich spüre wieder dieses fiese Grinsen auf seinen Lippen!

Hey, It's June.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt