Part 40

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Joanna

Meine Fingerspitzen puhlten sich in die harte Rinde der Eiche, an der ich lehnte. Gruben sich stur in das harte, alte Rinde und fuhren die Konturen der Initialien, die von verliebten Pärchen hineingeritzt wurden, nach. Unbarmherzig schien die Sonne auf den Platz hinunter und das selbst im September. Zu früh durfte man sich jedoch nicht freuen, höchstwahrscheinlich würde es in wenigen Minuten zu schütten anfangen. Die Sonne ließ mich nachdenken - das waren ungewöhnliche Wetterbedingungen für eine Stadt wie Doncaster und das im Herbst. Mit der Sohle meiner Sneakers  stieß ich mich vom Baumstamm ab, setzte mich auf ein Mäuerchen nebenan in den tiefen Schatten.

Ein flüchtiger Blick auf die Uhr folgte. Es war bereits zehn nach halb vier nachmittags und ich trommelte fahrig mit den transparent lackierten Fingernägeln an dem bröckelnden alten Putz der kleinen Mauer herum. Mein Blick irrte umher. Eine ältere Dame unterhielt sich angeregt mit einem italienischen Eisverkäufer, das aufgeregte Lachen eines Babys hallte durch die Gasse. Ein Mann mittleren Alters fand seinen Sohn nicht mehr und suchte verbissen den ganzen Platz nach ihm ab. Gerade als ich dabei war, auszuspringen, um ihm zu helfen, vernahm ich wummernde Motorgeräusche und hielt inne.

Da bog ein Motorrad um die Ecke, kam zum stehen und der Fahrer stieg ab, zog sich mit einer Eleganz den Helm ab, wie es nur ein gewisser Louis Tomlinson schaffte und schlenderte dann mit gemächlichen Schritten zu mir, war mit einem Sprung direkt neben mir.

"Na", hauchte er und da roch ich starkem Nikotin vermischt mit scharfem Pfefferminz. Wie mir der Geruch bloß gefehlt hat, dachte ich bitter und sah ihn genüsslich auf seinem Kaugummi herumkauen. Seine Augen blitzten auf. "Hast dich ja heute richtig aufgemotzt, Kleine. Nur für mich, da kann ich mir ja fast was drauf einbilden." Er pfiff sich durch die Zähne und schob sich prompt die Ray Ban auf die Nase. Da war sie wieder. Die spottende Louis-Seite.

Schnell fischte er eine Zigarettenpackung heraus, zog eine hervor, ehe ich meine Hand auf seine legte und ich glaube, mein eindringlicher Blick sprach Bände. Dann steckte er zögerlich die Packung zurück, als sei er sich nicht sicher, auf meine Bitte zu hören und musterte mich. In seinem Blick lag etwas Herausforderndes. Spielerisches. Provokantes.

"Um es gleich auf den Punkt zu bringen, Louis." Ich stockte, es war seltsam seinen Vornamen auszusprechen. Fast schon fremd. Sonst immer Tomlinson oder irgendein Ausdruck. Es war distanzierter und so, mit seinen Vornamen aus meinem Mund .. es fühlte sich anders an. Irgendwie fühlte ich mich ihm hingegen so viel näher. Mein Hals war trocken und ich räusperte mich, strich mein weißes Top glatt.  "Harry hat seinen Vertrag verlängert."

Louis antwortete mir nicht und ich fragte mich, ob er mir überhaupt zugehört beziehungsweise mich verstanden hat. Ein ungemütliches Gefühl machte sich in mir breit und ich wartete noch immer ungeduldig auf eine Antwort des Älteren.

"Warum sagst du nichts, wusstest etwa du davon!?" Meine Stimme brauste schrill auf und ich merkte, dass ich einen Gang zurückschalten musste. Unruhig krallte ich meine Nägel in den staubigen Putz. Das war nicht okay. Louis wandte den Blick ab, schob sich die Sonnenbrille zurecht und senkte den Blick zu Boden. Dann ließ er die Beine baumeln, kaute die Innenseite seiner Wange.

"Was versteckst du?" entfuhr es mir plötzlich und Sekunden später wurde mir klar, was ich da tatsächlich gesagt habe. Entweder würde er mit einem Fluch abzischen oder mich zur Rede stellen und mich verfluchen. Doch zu meiner Verwunderung traf nichts von beidem zu.

"Was soll ich denn verstecken?" fragte er mit solch neutraler Stimme, wie sie mir vollkommen fremd war. Ein paar Augenblicke später nahm er die Sonnenbrille ab, schmiss sie achtlos ins Gras, als handle es sich dabei um einen alten Kaugummi oder der Art. Dann sah er mich an. Ich wusste nicht, an was er dachte oder was er mich damit sagen wollte, aber in seinem Blick war etwas, das ich zuvor noch nie gesehen habe - Wehmut. Da wurde es mir klar. Auch er, der sonst so emotionslose, kühle Louis besaß Gefühle - selbst wenn er diese schwer zeigen konnte oder besser gesagt gar nicht wollte.

"Es war doch klar, dass ein Mensch wie Harry wohl kaum nur für 'n Jahr bei der Armee bleibt. Er ist ein Mensch, der helfen will. Ob du es verstehst oder nicht, aber das tut er im erweiterten Sinne bei seiner Arbeit, glaub mir."

Es verging viel Zeit, in der niemand von uns beiden etwas sagte und nur stumm auf den zentralen Platz starrte, bestimmten Menschen zusah oder belanglos zu Boden starrte. Vage riskierte ich einen Blick zu Louis, der den abgeriebenen Putz fast lautlos zwischen die Finger rieseln ließ. Dann, ganz plötzlich lächelte er und hatte den Blick bereits so weit nach unten gesenkt, sodass man meinen könnte, er hätte sie ganz geschlossen. Er sah mich an, das Lächeln war noch immer da und es raubte mir den Atem, so schön war es. Viel zu selten lächelte der Junge vor mir. Obwohl es wohl das Einfachste der Welt war. Was der Grund dafür war, konnte ich mir nicht erklären. Vielleicht lag es an seiner Persönlichkeit oder an es hatte einen ganz anderen Grund. Ich wusste es nicht und ingeheim interessierte es mich brennend, aber ihn das zu fragen, war mir dennoch zu heikel.

Langsam kam Louis näher und anfangs dachte ich, er wolle mir etwas sagen, doch die Distanz zwischen uns wurde wirklich bedrohlich gering und ich wusste, was er wollte. Ich wusste es genau, doch mein scharfer Verstand schaltete sich erst im allerletzten Moment ein, schrie mir ins Gewissen. Perplex wich zurück, stammelte, "Warte, nein- Harry", brachte ich gerade so heraus und sah ihn mit angehaltenem Atem an. Mein Herz hämmerte schnell gegen meine Brust.

"Regeln sind da, um gebrochen zu werden." hauchte er so laut, dass es nur ich verstehen konnte. Seine Stimme war rau und sanft zugleich. Wie ich sie noch nie gehört habe. Eine Gänsehaut breitete sich rasch auf meinen Armen aus.

Ich blinzelte, war mir nicht sicher, ob das ein Scherz war. Mir wurde ganz mulmig, doch ich ließ mir nichts anmerken und versuchte es mit einem kleinen Lächeln. Das half in den meisten Situationen, doch das hier war leider keine alltägliche Situtation. Blitzschnell ließ sich Louis auf meinen Lippen nieder und mir wurde ganz heiß. Ich hörte, dachte und sah nichts mehr. Nichts außer seine Lippen auf meinen der Duft.

Ich ließ mich nach hinten fallen und das feine Gras kitzelte auf den nackten Armen. Louis tat es mir gleich und ich sah zu ihm auf. Der braunhaarige war ganz nah bei mir und eine Gänsehaut war auf meinen Armen zu erkennen, obwohl die Nachmittagssonne herunterschien. Eine Weile sagte keiner von uns beiden etwas und das einzige Geräusch schien das Zwitschern der Vögel zu sein. Der Junge, von dem ich nur noch Centimeter entfernt war, sah mich an, ließ seinen Blick über meine Wangenknochen gleiten, über das Kinn, bis er an den Lippen verharrte. Immer wieder waren seine auf meinen, berührten sie und ich konnte nicht anders, als meine Hände um seinen Nacken zu schlingen.

Ich ließ es zu. Keine Tricks, keine Spielchen, keine Maschen, keine Intrigen. Er drückte mich ins Gras und ich ließ meinen Kopf hineindrücken. Ich roch seinen Atem, sein himmlisches Aftershave. Die glatt rasierten Wangen streiften meinen Hals, meine Haut. Ich schauderte, als er mich am Kinn fasste.

Sein Gesicht kam immer näher und in diesem Moment empfand ich ausnahmslose Sympathie für den vierundzwanzigjährigen. Millimeter trennten uns noch und nach wenigen, zögernden Augenblicken schloss ich die Augen und spürte diese weichen Lippen auf meinen und glaubte, fliegen zu können.

A/N: ES IST PASSIERT ICH SCHNARCHZAPFEN HABE ES ERST NACH 40 KAPITELN GESCHAFFT SHAME ON ME. Ne ehrlich, ich wollte nicht das innerhalb von zehn Kapiteln Hass Liebe wird. Das wäre irgendwie realitätsfern, so here we are. Hoffe wie immer das euch das Kapitel gefallen hat. :)

Widmung geht an @cxrls_. Sie ist just one of the cutest girls alive. Follow her, shes lovely. (:

Love you aaaall,
Nina x

Football TeacherWhere stories live. Discover now