Kapitel 4

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Mit gesenktem Kopf ging ich am Eingang des Parks vorbei. Kurz spielte ich mit dem Gedanken dort noch einen kleinen Spaziergang zu machen, doch ich entschied mich dagegen. Ich war so erschöpft. Jeden Tag diese Prozedur in der Schule zu überstehen, ohne zusammenzubrechen war echt anstrengend. Zum Glück begnügten sie sich meistens damit mir einfach nur Beleidigungen wie Miststück, Hure oder Missgeburt an den Kopf zu werfen, aber manchmal wurden sie auch handgreiflich oder körperlich. Gestern hatte ein Kumpel von James mir zum Beispiel ein Beinchen gestellt. Ich war natürlich gestolpert und mitten im Flur volle Kanne auf den Boden gefallen. Ihr Gelächter dröhnte noch immer in meinen Ohren und meine Knie zierten jetzt wunderschöne blaue Flecken. Ich verstand nicht wie Menschen so etwas tun konnten. Ich meine, James hatte mir doch so wie so schon alles genommen. Meine Unschuld, meine Freunde und meine Lebensfreude. Was wollte er den noch alles?

Ich biege in eine kleine Seitenstraße ein, die an der Rückseite der Parkmauer entlang führt. In dieser Straße war immer so gut wie niemand unterwegs, besonders heute bei dem schlechten Wetter nicht. Bestimmt würde es bald anfangen zu regnen.

Mein Blick war stur auf den Boden gerichtete und so sah ich die vier Gestalten, die auf mich zukamen, auch nicht. Erst als ich so heftig gegen die Mauer geschupst wurde, dass mir die Luft aus den Lungen wich, schaute ich auf. Die kalten, grauen Augen von James blickten mir entgegen. Er grinste mich fies an. Im Hintergrund standen seine drei Kumpels. Er holte mit seiner Faust aus und schlug mir ins Gesicht. Tränen traten mir in die Augen. Seine nächste Schlag ließ nicht lange warten. Er rammte mir seine Faust mit all seiner Kraft in meinem Magen. Ich stöhnte leise und krampfte mich zusammen. Übelkeit stieg in mir hoch. Ich würgte. James lachte laut auf. Seine Kumpels taten es ihm nach. Dann riss James mich an meinen Haaren nach vorne, nur um mich Sekunden später wieder gegen die Mauer zu schubsen. Schmerzen durchzuckten jetzt schon meinen ganzen Rücken und meinen Kopf. Der Aufprall war so heftig, dass ich mein Gleichgewicht verlor und zu Boden sackte. Jetzt hatte ich verloren. Das Gelächter schwoll an. Schützend schlang ich meine Arme um meinem Kopf. Dann begann James auch schon mich zu treten. Er rammte seinen Fuß überall hin. In meinen Bauch, meinen Rücken, meine Rippen, meine Oberschenkel, meinen Hintern, er trat mir sogar einige Male gegen den Kopf, der jedoch zum Glück halbwegs durch meine Arme geschützt war. Die Schmerzen waren unerträglich. Mein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, doch natürlich war das nichts im Vergleich zu den Schmerzen in meinem Inneren. Jeder Tritt zerstörte mich mehr und mehr. Irgendwann würde nichts mehr von mir übrig sein.

„Wie gefällt dir das, du Missgeburt?", lachte James über mir höhnisch. Als Antwort bekam er nur ein leises Wimmern von mir. Gegen meinen Willen flossen Tränen meine Wangen hinunter. Bitte mach, dass er aufhört, flehet ich stumm, wie in jener einen Nacht. Mach, dass er sich beeilt, mach, dass er aufhört. Bitte!!! Mir tat alles so weh. Er rammte mir seinen Fuß in den Rücken. Ich schluchzte leise auf. Mach, dass er aufhört bitte! Hör auf, hör auf, hör auf!

Sein nächster Tritt galt meinen Rippen. Ich hatte das Gefühl, als ob er noch einmal all seine Kraft aufbrachte. Mit voller Wucht trat er zu. Ich hörte wie etwas leise knackte. Dann ließ ich einen schmerzerfüllten Schrei ertönen. Mein Körper bäumte sich für eine Sekunde auf, bevor ich schluchzend zu Boden ging.

Das Gelächter wurde ohrenbetäubend laut und am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, damit ich es nicht zu hören brauchte, doch ich hatte Angst mich zu bewegen. Alles tat mir so weh! Das Gelächter zerstach mein Innerstes. James hatte es mal wieder geschafft mir neben meinen psychischen Schmerzen auch physische Schmerzen zu bereiten. Bestimmt würde ich morgen früh ein blaues Auge, andere zahlreiche Hämatome und vielleicht sogar eine angebrochenen oder geprellte Rippe haben. Als mich James das letzte Mal verprügelt hatte, hatte mich ich tagelang nicht richtig bewegen können. Diesmal würde es wahrscheinlich noch länger dauern. Ich konnte mich noch nicht einmal vom Boden aufraffen. Die Schmerzen waren zu unerträglich.

GebrochenWhere stories live. Discover now