A day in my life

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Ich wusste, ich war noch nie normal.

Ich war noch nie normal, ich bin auch nicht normal und werde es auch nie sein.

Vielleicht ist in meinem Gehirn irgendetwas fehlprogrammiert, was durchaus sein könnte, denn Wörter wie Koordination, Gleichgewichtssinn und Kreativität waren und sind bei mir nicht zu finden.

Meine Familie sagt immer liebevoll ich bin ein kleines, oder größeres Trottelchen aber He, das tut weh und ein Mix aus lila grün und blau steht mir jetzt nun wirklich nicht.

Ich mag mich zwar als kleines Kind immer als Prinzessin verkleidet haben aber in Wirklichkeit war und bin ich so ungeschickt, dass ein Elefant im Porzellanladen eine prima Ballerina gegen mich ist.

In der Schule hatten wir zurzeit passenderweise das Thema Biographie und da hat uns unser Lehrer gefragt, was bei uns als Biographietitel stehen könnte. Die meisten von uns sagten so etwas wie "Prinzessin Lilifee" oder "Superman" aber bei mir passt definitiv: „Ich kam, sah und rannte gegen die Tür", denn das fasst mein Leben perfekt zusammen.

Heute Mittag ist mir das mal wieder schmerzlich bewusst geworden als ich in der Mittagspause volle Kanne gegen die Glastür unserer Cafeteria gerannt bin und mir, wie auch immer ich das geschafft habe, die Nase dabei gebrochen habe.

Was den Spaßfaktor natürlich verdoppelte: Ich hatte ein Publikum von hundertfünfzig Leuten, die alle in der Cafeteria saßen und sich den überteuerten Kartoffelbrei mit Frikadellen reinwürgten, wobei man das schon nicht mehr Kartoffelbrei und Frikadellen nennen konnte. Die Pampe aus vergammeltem Hackfleisch gemixt mit vertrockneten Zwiebeln und Knoblauch war so widerlich, dass mir nur beim Anblick davon die Kotze hochkam.

Was vielleicht daran lag, dass ich nachdem ich die Tür übersehen hatte, mich auf dem Schoß des beliebtesten Jungen der Schule übergeben hatte. Der grinste allerdings nur und gab mir ein Tempo, um mir die Sauerei aus dem Gesicht zu wischen.

Dass ich den gesamten Boden mit dem Blut aus meiner Nase verzierte, bemerkte ich natürlich nicht. Auch nicht, dass meine Nase gebrochen war.

Erst als mir ein Lehrer ein Kühlakku gab, ich es mir an die Nase hob und danach die Schule zusammengebrüllt hatte wurde mir klar, dass etwas mit meiner Nase nicht stimmen konnte.

So kam es, dass ich meinen Nachmittag nicht mit der Steigerung von Adjektiven in der dritten Person verbringen musste sondern in der Notaufnahme vom städtischen Krankenhaus.

Dort durfte ich mich erst mal dem strengen Blick einer Schwester unterziehen die mich, nachdem sie meine Nase gefühlt zehnmal verbogen hatte, zum Röntgen schickte. Dort wartete ich eine Stunde lang, bis die Schwester angerannt kam und sagte: ,,Oh sorry ich habe dich komplett vergessen. Geh bitte in Röntgenbereich zwei, dieses Röntgenzimmer ist heute wegen Urlaub nicht besetzt!"

Super.

Applaus.

Herzlichen Glückwunsch!

Eine Stunde Lebenszeit also umsonst mit warten verschwendet.

Sehr schön.

Ein hoch auf die Vergesslichkeit!

Also schnappte ich mir meine Tasche, die ich nicht im Untersuchungszimmer allein lassen wollte, und folgte der Schwester.

Man wusste nie welche Sorte von Menschen sich in Krankenhäusern herumtrieb und noch weniger wusste man, was sie bei geöffneten Türen machten.

Entweder sie nutzen es als Einladung sich den Raum anzusehen, frei nach dem Motto „Tag der offenen Tür", oder sie sahen sich die Taschen der Patienten genauer an und dachten, dass die Patienten sich bestimmt freuten wenn sie um einiges ärmer sind.

Ich kam, sah und rannte gegen die TürWhere stories live. Discover now