Kapitel 17 - Gwendolyn

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Ich saß irgendwo mitten im Garten mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und sah in das dichte Blätterdach hinauf. Ich hatte kleine Lust aufzustehen, war aber auch nicht besonders begeistert davon hier zu sitzen ohne irgendetwas zu tun zu haben.

Ich hatte früher immer alle Hände voll zu tun gehabt und jetzt stand ich plötzlich vollkommen unbeschäftigt da.

Ich hatte so eine Langeweile!

Mir entfuhr ein erschrockener Schrei, als eine feuchte Schnauze plötzlich meinen Oberarm streifte und ich in ein paar gelbe Wolfsaugen sah.

Einen Augenblick fuhr ich erschrocken zurück, dann grinste ich breit.

"Hey, Mister Wolf! Schön dich wieder zu sehen. Du kommst gerade richtig, ich langweile mich zu tode."

Mein Wolf schnaubte missbilligent, legte sich aber neben mir nieder und packte den Kopf in meinen Schoß. Wann hatte dieses Tier so ein Vertrauen zu mir gefasst? Und wo war es überhaupt abgeblieben?

Ich hatte jeden Millimeter des Gartens passiert und ein Wolf wäre mir sicher aufgefallen, andererseits, was wunderte ich mich über einen verschwundenen bzw wieder aufgetauchten Wolf wenn ich einen Vampier irgendwo im Schloss hatte.

Oder auch zwei.

Ich hatte diesen anderen Mann nicht mehr gesehen, seit ich ihn gebeten hatte... Naja, nicht unbedingt einer meiner gloreichsten Tage. 

Ich hätte ihn wohl nicht fragen sollen, ob er mich umbrachte. Das stand mir wahrscheinlich nicht einmal zu. Aber wen interessierte das, während dieser dämliche Vampir sich irgendwo im Schloss verkrochen hatte.

Geistes abwesend hatte ich angefangen den Wolf zu streicheln und es freute mich irgendwie als er die Schnauze in meiner Hand vergrub. Es tat gut zu wissen, dass einem zumindest jemand - etwas? - zugetraut war.

Und mit einem Wolf als Gefährten hatte man doch sicher weniger langeweile, oder nicht? Ob er wohl was mit mir spielen würde? Zeit das heraus zu finden.

"Würdest du was mit mir spielen, oder ist sich der Herr dazu zu fein?"

Der Wolf sah mich an, als wäre ich verrückt geworden. Vielleicht hätte ich das nich fragen sollen, immerhin war das kein Hund.

"Ich glaube nicht, dass er sich dazu herablässt, Gwendolyn."

Beim Klang der angenehmen Stimme fuhr ich ein wenig zusammen, drehte mich jedoch mit einem Lächeln zu ihm um.

"Tatsächlich?"

Der Mann, der mir zumindest manche Zeit in diesem Schloss vertrieben hatte, nickte mit einem Grinsen.

"Aber wenn ihr wollt würde ich mich dazu herablassen, was möchtest du denn spielen?"

Ich brauchte nicht lange über diese Frage nach zu denken, es gab nur ein Spiel, dass es niemals verfehlte mich so zu ermüden, dass ich es danach kaum noch ins Bett schaffte. Und das war genau das was ich brauchte.

"Fangen!" rief ich begeistert aus.

Ich erntete zwar einen überaus erstaunten und einen mehr als zweifelhaften Blick, aber der Mann lies sich ohne längere Überredung darauf ein.

"Meinetwegen, wenn du das möchtest."

Ich grinste breit und sprang auf - wobei der Wolf mit einem empörten Jaulen auf dem Boden landete - und rannte weg.

"Du fängst an!"

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