Kapitel 8 - Mr. Vampire

2.5K 154 27
                                    

*edited*

Mit einem einzigen Hieb fegte er die Vase von der Ablage und sie zerschellte mit einem wiederlich lauten Klirren auf dem Boden. Wie konnte dieser törichte Menschling es wagen, sein Eigentum  anzufassen?!

Er hatte sich sogar getraut sie in seine Arme zu schließen! Doch mit gehässiger Genugtuung konnte er beobachten, wie sie auch ihn von sich schob. Aber natürlich tat sie das, wenn sie nicht von ihm angefasst werden mochte, der der Inbegriff von Perfektion war, weshalb sollte es bei diesem Jungen anders sein?

Der Mensch machte sich jetzt offensichtlich daran, sie überzeugen zu wollen mit ihm fort zugehen. Und überrascht stellte er fest, dass seine Neugirde obgleich ihrer Antwort die Wut seier Dreisigkeit überstieg. Würde sie so töricht sein und versuchen mit ihm zu gehen? Würde sie es in Erwägung ziehen, vor ihm zu fliehen? Nicht dass es etwas anderes als ein Versuch sein würde.

Aber das konnte er sich nicht vorstellen. Eben hatte sie ihm noch den Gehorsam geschworen, da konnte sie unmöglich so dumm sein und versuchen ihn zu verlassen.

Er konnte nicht genau hören, was sie sagte – im Grunde hauptsächlich, weil es ihn einfach nicht interessierte – doch er konnte sehr wohl sehen, was vor der Tür geschah.

So entgingen ihm auch die Tränen und der verletzte Gesichtsausdruck nicht. Empfand sie denn so viel für ein derart geringes Wesen?

Als sie jetzt ihn berührte hätte er fast dem Drang nachgegeben noch etwas zu zertrümmern, und wenn es nicht der Schädel dieses Menschen war dann zumindest etwas anderes. Doch nur fast und er war stolz auf seine Beherrschung.

Es war offenkundig, dass sie etwas für ihn empfand, etwas mehr. Doch nachdem sie jetzt ihm gehörte, konnte er das ändern. Ein grimmiges Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er würde es ändern.

Er besaß sie auf eine Art, wie es diesem Mensch dort niemals gestattet sein würde und das erfüllte ihn mit einem unerklärlichen Maße an Freude.

Woher kamen nur all diese... diese Gefühle so plötzlich?

So etwas hatte er doch früher nicht empfunden, er hatte die Opfer des Dorfes stets innerhalb weniger Stunden getötet und nicht wenige von ihnen waren hübsch gewesen. Menschen waren für ihn nie  mehr gewesen als seine Beute. Er war schließlich auch ohne zu zögern bereit gewesen, diesen Jungen zu töten, wie kam es dann, dass sich alles in ihm so sehr dagegen sträubte dieses Mädchen zu verletzten?

Er verstand es nicht. Und zur Hölle! Das regte ihn verdammt nochmal auf. Er war ein Vampir, ein viel edleres und höheres Wesen als diese törichten Menschen.

Wie konnte es da sein, dass es ausgerechnet ein Mensch war, der ihn dermaßen durcheinander brachte?!

Durch seine Rage gänzlich abgelenkt, hatte er nicht bemerkt, wie der junge Mann gegangen und hinterm Horizont verschwunden war und als er sein Augenmerk nun wieder nach draußen richtete, konnte er nur die zusammengesunkene Gestalt des Mädchens ausmachen. Warum kam sie nicht  hinein? Was hielt sie jetzt noch draußen fest?

Er wollte schon einen Schritt auf sie zu machen, doch da erhob sie sich und kam durch die Tür getreten. Unwillkürlich und zum ersten Mal in seinem gesammten Leben zuckte er zurück.

Der Mensch, der jetzt vor ihm stand, war nicht länger das willenstarke, freche Mädchen mit losem Mundwerk, sie schien plötzlich eine gänzlich andere Person zu sein und wäre er sich nicht vollkommen sicher gewesen, dass sie es war, die durch die Tür getreten war, er hätte sie nicht wieder erkannt.

Ihr Gesicht war bleich und wirkte seltsam ausgezehrt, im Vergleich zu nur wenigen Augenblicken zuvor. Ihre Augen waren gerötet und außerdem... sahen sie seltsam leer aus. Als würde das Licht das sie zum leuchten gebracht hatte nun nicht mehr scheinen. Auch ihre sonst rötlich schimmernden Locken legten sich mattbraun um ihre Schultern.

Mit Schrecken erkannte er den Gesichtsausdruck, den er vor ihr schon zahlreichen anderen Mädchen und Frauen gelehrt hatte. Und keine von ihnen hatte danach jemals wieder ein Wort zu ihm gesprochen.

Er hatte sie gebrochen.

Und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte – immerhin war er immer noch ein stolzer Vampir – so wuchs jetzt doch Angst in ihm heran. Er hatte sie brechen wollen, ja am Anfang, da hatte er sie auf den Knien vor sich sehen wollen.

Doch jetzt bereitete ihm dieser Gesichtsausdruck beinahe körperliche Schmerzen. Und mit plötzlichem Schrecken erkannte er, dass er dieses freche und doch so liebliche Wesen um sich herum lieb gewonnen hatte.

Er wollte sie nicht töten. Das hatte er die ganze Zeit nicht gewollt, doch nun wollte er auch ihre frechen Kommentare und ihre auf seltsame Art und Weise liebevollen Gesten nicht mehr missen.

Stumpf starrte sie einen Augenblick auf die Scherben der zerbrochenen Vase, dann in sein Gesicht, doch weder das eine, noch das andere schien sie so recht wahrzunehmen.

Für all die treuen Fans der Geschichte kommt hier gleich noch ein Kapitel, vergesst bitte nicht mir reichlich Kommentare zu hinterlassen *'-'*

UngebissenWhere stories live. Discover now