Das Seil bewegt sich Chris Hand rutscht weiter ab. Und dann geht plötzlich ein Ruck durch mich. Mein Kopf schießt nach oben und ich schaue in seine Augen, in blau grüne Augen. Kyle. Er hat mich an meinem Gurt gepackt. Er zieht mich zu sich hoch und klinkt mich sofort bei sich ein. Steif lehne ich mich an seine Schulter.
„Das Seil krieg ich nicht los. Chris wenn ich dich zur Wand bringe kann kannst du dann noch warten ich hol dich gleich." Was Chris sagt oder ob er überhaupt etwas sagt bekomme ich nicht mit. Ich bekomme überhaupt nichts mit. Meine Augen sind offen aber die Bilder gelangen nicht in meinen Kopf. Meine Hände haben sich in Kyle T-Shirt festgekrallte, selbst das merke ich erst als ich plötzlich aus festem Untergrund sitze und er vorsichtig meine verkrampften Finger von seinem T-Shirt löst. Wie bin ich hier rauf gekommen? Ich war doch gerade erst unten? Wir sind doch abgestürzt. Ich hab losgelassen. Ich hab losgelassen. Ich müsste doch jetzt tot sein. Warum lebe ich noch? Warum?!
Plötzlich spüre ich etwas Schweres auf meinen Schultern. Mein Blick fährt erschrocken hoch, da sind noch andere. Ich kenne ihre Namen. Andy und John. Aber warum schauen sie mich so an. Warum hat der schwarzhaarige, Andy, eine Decke um meine Schultern gelegt? Er kniet sich neben mich hin. Sätze kommen über seine Lippen aber ich erkenne keinen Sinn hinter ihnen. Ich schlinge meine Arme fest um meinen Oberkörper.
Dann tauchen zwei andere Köpfe auf. Einer davon ist Kyle. Sie ziehen sich hoch. Müde keuchen sie. Dann treffen Chris grüne Augen auf meine. „Bist du jetzt total durchgedreht?" „Chris.", kommt es ruhig von hinter mir. „Was?! Sie hat einfach losgelassen! Bist du lebensmüde, oder was? Willst du sterben?"
„Du hast was?!", schreit mich ein schockierter Kyle laut an. Dieser Schrei löst etwas in mir auf und von einem auf den anderen Moment beginne ich unkontrolliert zu zittern.
„Sie hat einfach meine Hand losgelassen und mir gesagt ich soll sie fallen lassen!", Chris zeigt anklagend auf mich, seine Hand zittert vor Anstrengung. Ich will etwas sagen aber mein Zunge ist wie gelähmt, das einzige was ich machen kann ist zittern. „Das ist jetzt nicht dein Ernst. Was hast du dir nur dabei gedacht? May bist du Lebensmüde?", hart treffen mich Kyle Worte.
„Kyle jetzt reicht es. May steht unter Schock und du hast nichts Besseres zu tun als sie anzuschreien und du Chris bist jetzt auch still." „John, du verstehst das nicht, sie wollte dass ich sie in die Schlucht fallen lasse. Sie wollte sterben. Sie ist verrückt!" Ich schließe meine Augen und versuche alles auszublenden. Ich bin doch nicht verrückt. Ich bin nicht verrückt! Oder? „Chris jetzt reicht es aber.", kommt es von John. Eigentlich sollte ich mich ja freuen das er mich in Schutz nimmt aber viel mehr verletzt es mich das es nicht Kyle war der diesen Satz gesagt hat.
„Leute, jetzt beruhigt euch mal. Chris, Kyle wenn ihr jetzt nicht sofort still seid dann müsst ihr von hier verschwinden. Dann euer Diskutiere hilft May auch nicht und Kyle falls es dir nicht aufgefallen sein sollte geht es May, deiner Freundin, beschissen. Also wenn du dich mal kurz zusammen reisen und für sie da sein könntest dann tu es bitte. Ansonsten geh mit Chris schon mal vor, denn so machst du alles nur noch schlimmer.", spricht Andy ein Machtwort. Ich habe ihn noch nie so harsch erlebt. Ich höre wie sich Schritte entfernen, wie viele es sind oder wer es ist kann ich nicht sagen.
„May, Marea hörst du mich?", flüstert Kyle mir zu und streicht mir beruhigend über den Rücken. Erleichterung überkommt mich, er ist noch da. Aus dem Zittern werden Schluchzer und einzelne Tränen laufen über meine Wangen. „Nicht weinen May.", sagt Kyle ruhig und zieht mich auf seinen Schoß. Starke Arme umschlingen mich.
„Es ist alles gut, dir kann jetzt nichts mehr passieren.", redet er weiter auf mich ein. Aber ich kann nur an eines denken und das ist das er mich jetzt für verrückt hält. Ich hab nicht losgelassen weil ich unbedingt sterben wollte. Ich hab doch losgelassen weil ich wollte dass zumindest einer von uns beiden überlebt. Aber ich war in diesem Moment bereit zu sterben, bin ich deswegen verrückt, reif für die Psychiatrie? Ja es gab eine Zeit in der ich meinem Leben ein Ende setzten wollte. Aber das ist vorbei, oder doch nicht? Nein, ich will leben. „
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Wie Sand und Meer
RomanceMarea, das Mädchen, dass nach dem Meer benannt wurde, das Mädchen, dass im Wasser mehr zu Hause ist als an Land. Sie hat gekämpft, hat trainiert bis sie es an die Spitze des Internationalen Schwimmsports geschafft hat, doch nach dem großem Sieg ka...